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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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ernst. » Nimm es nicht so schwer « , sagte er. » Das ergeht jedem neuen Mädchen so, vorausgesetzt, es ist nicht hässlich wie ein Topfdeckel. Die Hausdiener, die Botenjungen und die Stallburschen pflegen keinen allzu feinen Umgangston. «
    Im Gegensatz zu dir, dachte Kay und runzelte die Stirn. Du entstammst einem guten Stall, mein Junge, das kann ich hören.
    Â» Du belieferst die Küche? «
    Er nickte und verschränkte die Arme vor der breiten Brust, senkte das Kinn und setzte eine verwegene Miene auf. » Aber in Wirklichkeit bin ich ein Königstreuer und gesuchter Aufwiegler, und selbstverständlich der Sohn eines der alten Adelshäuser « , murmelte er verschwörerisch. Er zwinkerte ihr zu und Kay lachte. » Ja, natürlich « , sagte sie in gespielter Ernsthaftigkeit. » Ich hätte Euch auch niemals für etwas anderes gehalten, Master Quentin. «
    Â» Das hoffe ich, Mistress Donne, denn ich gedenke, Euch in aller Form den Hof zu machen. « Er ergriff ihre Hand und neigte seinen Kopf zum Handkuss darüber, dann stand er auf und verbeugte sich vor ihr. » Wenn Ihr mich nun entschuldigen wollt, meine Geschäfte rufen. « Er wies mit theatralischer Handbewegung auf die hochbepackte Kiepe, die er neben dem Felsen abgestellt hatte.
    Â» Entfernt euch mit meinem Segen, Master Quentin « , erteilte Kay ihm mit einer übertrieben müden Handbewegung, die sie bei ihrer Großmutter abgeschaut hatte, die Erlaubnis.
    Er schwang die schwere Kiepe mühelos auf seine Schultern und stapfte zum Haus. Sie sah ihm hinterher. Er erinnerte sie so sehr an ihren Bruder, dass ihr Herz schwer wurde vor Trauer und Zorn. In einem anderen Leben hätte sie Leons charmante Avancen genossen und womöglich erwidert. Aber dies war weder die Zeit noch die Umgebung für einen Flirt.
    Sie erhob sich, klopfte energisch ihren Rock aus und band das Tuch, das sie für ihre Pause abgenommen hatte, wieder um den Kopf. Die Wohnräume der Erzieher waren heute an der Reihe.

    Master Croygar blickte jedes Mal geflissentlich an ihr vorbei, wenn sie sich auf dem Flur oder in einem der Zimmer begegneten. Er schien persönlich gekränkt, dass er sie irrtümlich für einen neuen Zögling gehalten hatte.
    Er saß im Unterrichtszimmer und las, als sie eintrat, um nach dem Rechten zu sehen. Sie knickste und fragte: » Ist es erlaubt? « , aber er blickte starr auf sein Buch und gab mit keinem Zeichen zu erkennen, dass er ihr Eintreten überhaupt bemerkt hatte.
    Kay leerte die Abfallkörbe und wischte die Tische sauber. Das musste reichen, sie konnte schlecht anfangen zu kehren, wenn jemand im Raum war. Als sie sich zur Tür wandte, sprang diese auf und ein Mädchen in ihrem Alter rauschte herein. Es war groß und schön, hatte ein herzförmiges Gesicht und glänzendes rotes Haar, das zu einem Knoten aufgesteckt war. » Alfred, ich muss mit dir reden « , sagte es, ohne Kay Beachtung zu schenken.
    Der Erzieher blickte auf und schüttelte mahnend den Kopf. » Ein wenig mehr Respekt, Corena « , sagte er. » Außerdem sind wir nicht allein. «
    Das Mädchen sah sich mit gespielter Überraschung um, sein abschätziger Blick glitt über Kay, verharrte einen Wimpernschlag lang auf ihrem Gesicht, wandte sich dann wieder dem Erzieher zu. » Ich sehe nur, dass das Personal hier untätig herumsteht « , sagte es spitz. » Sollte man darum bitten, es besser zu disziplinieren? «
    Kay knirschte mit den Zähnen. Sie vollführte einen hastigen Knicks und legte die Hand auf die Türklinke.
    Â» Du da « , sagte Corena, » Mädchen. Wie heißt du? «
    Â» Karolyn, Euer Gnaden « , erwiderte Kay, die sich gerade noch rechtzeitig daran erinnerte, wie sie die Zöglinge anzusprechen hatte. Sie hielt den Blick gesenkt, wie die Mamsell es ihr eingeschärft hatte, und starrte auf die Knöpfstiefelchen, die unter dem Rocksaum des Mädchens hervorblickten.
    Â» Karolyn also. Woher hast du das hier? « Eine Hand packte recht unsanft ihr Kinn und drehte Kays Gesicht zum Licht. Ein spitzer Zeigefingernagel berührte den fast verheilten Schnitt. » Ein Schmiss « , sagte Corena. Ihre Zungenspitze erschien blassrosa zwischen ihren Lippen. » Schau mal, Alfred. Das Dienstmädchen hat sich geschlagen. « Sie lachte. » Mit wem von uns? Hat Tyron dich zum Duell gefordert? Er ist immer so unvorsichtig mit

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