Dracyr – Das Herz der Schatten
und wollte sie mit seiner kalten Kraft zu Boden quetschen, aber Kay hielt ihm stand. Die Dracyrkraft summte durch ihren Geist. Feuer, Hitze, weià glühend und hell wie das Herz der Sonne.
Paindal zögerte, wich zurück. Sein Erstaunen schwächte ihn weiter. Er lockerte seinen Griff und zog sich noch weiter zurück. Dracyrmeisterin, rief er, und seine Stimme hallte wie aus weiter Ferne. Du bist die lohnendere Beute. Ich gehe, aber ich kehre zurück, und dann hole ich dich !
Der Himmel riss mit einem hässlichen Laut auf und blendende Glut lieà Kay die Augen schlieÃen. Das ohrenbetäubende Geräusch eines brüllenden Feuers oder tobenden Orkans donnerte über sie hinweg, dann war es mit einem Schlag wieder totenstill und dunkel.
Kay richtete sich zitternd auf. Sie sah sich um. Der Junge lag schlafend oder bewusstlos zu ihren FüÃen, die Ebene war leer. Auch der Himmel war leer, das starrende Augen verschwunden.
Kay bückte sich seufzend und hob das Kind erneut auf ihre Hüfte. Sie schleppte sich weiter. Am Horizont war ein heller Streifen zu erkennen, als würde es Tag. Sie ging darauf zu. Schritt für Schritt für Schritt.
Schritt für Schritt. Das Kind so schwer wie ein erwachsener Mann. Kay keuchte und schlug die Augen auf. Sie lag in Noctyrias Nest und Obhut, die Arme fest um Damian geschlungen. Er war bewusstlos. Oder er schlief.
Kay löste sich von ihm und richtete sich auf. Sie strich das Haar aus seinem Gesicht und lieà ihre Hand auf seiner Wange ruhen. Seine Züge waren weich und entspannt, der Wahnsinn war aus ihnen gewichen. Er sah jung aus, verletzlich, in seinen Wimpern hingen Tränen. Kay beugte sich zu ihm und küsste ihn auf die Stirn. » Wer bist du? « , fragte sie leise. » Farron? Damian? « Sie blickte nachdenklich auf ihn hinab. Farron. Siân. Ein blonder, blauäugiger Junge, dessen Gesicht und Gestalt sie kannte.
Sie blickte in Noctyrias Augen. Die Wyvern senkte mit einem erschöpften Nicken den Kopf. » Danke, Tyria « , sagte Kay. » Danke für deine Hilfe. Pass auf ihn auf, hörst du? Ich hole Sam. Ich glaube, ich weià jetzt, was er Damian zu sagen hat. «
Kapitel 34
Die warme Dunkelheit des Pferches war Balsam für ihre aufgewühlten Nerven. Kay war erschöpft bis auf die Knochen, aber sie ging auf die Suche nach Sam. Die Gedanken tanzten durch ihren Kopf. Dracyrmeisterin hatte Paindal sie genannt. Nicht nur er, auch Noctyria. Er hatte ihr gedroht wiederzukommen, um sie zu holen. Kay biss sich auf den Fingerknöchel und genoss den Schmerz, der für einen Moment Angst und Verwirrung verjagte. Später. Jetzt ging es um Damian. Um Farron. Um ein Mädchen namens Siân. Sie schauderte und rieb fest über ihre Oberarme. Wenn ihre Ahnung sie nicht trog, dann würde Sams Geständnis Damian einerseits entlasten, aber andererseits womöglich auf geradem Weg in den Wahnsinn treiben. Er war so dicht daran, seinen Verstand zu verlieren, er balancierte auf der dünnen Linie zwischen Klarheit und Raserei.
Kay blieb stehen und legte das Gesicht in die Hände. Sie ertrug den Gedanken nicht, Damian zu verlieren. Sie liebte ihn mit jeder Faser ihres Herzens, ihrer Seele und ihres Körpers. Für sein Heil hätte sie das ihre verkauft.
Mit einem Ruck raffte sie sich auf und ging weiter. Sam war nicht in seinem Höhlenzimmerchen, wahrscheinlich kümmerte er sich um die trächtige Wyvern und ihren bald bevorstehenden Wurf.
Sie bog in den Vorraum zum Flugkorridor und stieà mit dem Gesuchten zusammen. » Sam « , sagte sie, erleichtert, nicht weiter durch das Höhlengewirr irren zu müssen, » ich brauche dich. Jetzt. «
Der Pferchwächter griff nach ihrem Arm und stützte sie. » Kay. Du bist blass wie ein Januartag. Was ist geschehen? «
Sie schüttelte den Kopf. » Nichts « , wehrte sie ab. » Sam, du musst mir jetzt zuhören. Damian liegt in Noctyrias Nest, wir haben Paindal verjagt. Aber er ist dem Zusammenbruch nah. Du musst ihm jetzt alles sagen, was du über ihn und Siân weiÃt! «
Sam starrte sie an. » Du hast es gewusst? « , fragte er ungläubig.
Kay schüttelte ungeduldig den Kopf und zog ihn mit sich. » Nein. Aber wenn ich mit meiner Vermutung recht habe, dann gehörst du geköpft. Wie konntest du ihn all die Jahre darüber im Unklaren lassen, Sam! Wie konntest du?! «
Der alte Mann stieà einen
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