Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
Vom Netzwerk:
« , erwiderte Damian, und nur Kay bemerkte das winzige Beben, das bei seinen Worten durch seinen Körper fuhr.
    Lord Harrynkar nickte knapp und wandte sich ab. Nach zwei Schritten blieb er neben Branwen stehen, die etwas abseits dem Geschehen zugeschaut hatte, und fragte sanft: » Was bedrückt Euch, Mistress Branwen? «
    Kay hielt den Atem an. » Branwen leidet unter Flugübelkeit, Vater « , beeilte Damian sich mit einer Erklärung. Kay warf ihm einen Blick unter gesenkten Lidern zu. Das war eine dreiste Lüge. Damian sah stur geradeaus, sein Kinn war angespannt, seine Lippen schmal wie Grashalme.
    Der Dracyrlord beugte sich zu Branwen, die erstarrt unter seinem Blick stand. Es sah aus, als wollte ein Dracer eine Maus verspeisen. » Mistress Branwen? Seit wann leidet Ihr daran? «
    Das Mädchen räusperte sich. » Ich… « , sagte sie, » ich… seit dem letzten Einsatz, Mylord. «
    Â» Ihr Dracer wäre um Haaresbreite wie Noctyria von einem Bolzen getroffen worden. « Wieder warf sich Damian vor seine Reiterin. » Rystadin hat sich sehr darüber erschreckt und das hat eine Rückkoppelung mit Branwens Geist bewirkt. Sie wird es überwinden. «
    Lord Harrynkar starrte immer noch Branwen nieder und Kay vermeinte, in ihrem Blick ein trotziges Flämmchen aufflackern zu sehen. Bei allen Heiligen, wenn sie jetzt damit herausplatzte, dass sie den nächsten Einsatz verweigern wollte, dann würde ihr niemand mehr helfen können!
    Â» Vater « , rief Damian, » darf ich Euch in einer wichtigen Angelegenheit unter vier Augen konsultieren? »
    Der Dracyrlord ließ Branwen fallen wie das Kerngehäuse eines wurmstichigen Apfels. Er fuhr zu Damian herum und spießte nunmehr ihn mit seinem schreckenerregenden Blick auf. Kay wurde davon gestreift und fühlte die Wucht wie einen Schlag.
    Â» Es ist wichtig? Gut. Dann komm. « Er drehte sich auf dem Absatz um und schritt zur Schleuse. Damian drückte kurz und schmerzhaft Kays Hand, dann ließ er sie stehen und eilte hinter seinem Vater her.

    Er folgt seinem Vater durch den düsteren, steil ansteigenden Gang. Sein Atem geht hastig, aber nicht wegen der körperlichen Anstrengung.
    Der schwarze Ledermantel raschelt wie die Schwinge eines Dracer. Der dunkelrote Zopf, in dem nur wenige silberne Fäden schimmern, liegt auf der breiten Schulter. Er kann das Gesicht seines Vaters nicht sehen, aber er spürt die Energie, die von seiner mächtigen Gestalt abstrahlt wie von einem Ofen. Die Spannung ist so groß, dass die Luft rund um den Dracyrmeister in Schwingung zu geraten scheint. Sie flirrt wie der Himmel über einer sonnenglühenden Ebene. Damians Kehle wird trocken und eng. Er hat seines Vaters Aufmerksamkeit von Branwen abgelenkt, aber um welchen Preis? Er will Lord Harrynkar nicht davon unterrichten, was er am Flussufer beobachtet hat. Wenn ihm nicht sofort etwas Dringendes einfällt, was er zu besprechen hat, dann wird sein Vater ihn so lange bedrängen, bis er am Ende doch noch Kay ans Messer liefert– und das alles nur, weil er befürchtet hat, Branwen würde vor den Augen des Dracyrlords symbolischen Selbstmord begehen.
    Damian versteht sich selbst nicht mehr. Was kümmert ihn das alles? Wieso sorgt er sich um das seelische Gleichgewicht einer Schattenreiterin? Wenn sie meutern will, dann muss sie die Konsequenzen dafür tragen. Er darf niemanden in seiner Formation fliegen lassen, der ein Sicherheitsrisiko für alle anderen bedeutet. Er muss Branwen suspendieren, das ist seine Aufgabe als Anführer der Neun.
    Und wieso zerbricht er sich jetzt und hier den Kopf über Branwen, wenn es doch eigentlich um Kay geht. Nur um Kay. Er sollte alles daran setzen, sie zu entlarven. Sie trifft sich mit einem Fremden, konspiriert mit ihm. Er runzelt die Stirn, ruft sich das Bild des Mannes in Erinnerung. Groß, schlank, langgliedrig. Dunkel. Das Haar war unter einer Mütze verborgen, aber der Bartschatten des Mannes schimmerte dunkel, fast schwarz. Dunkle Augen. Dichte Brauen, eine gerade Nase, ein energischer Mund. Damian beißt sich auf die Lippe. Der Mann kam ihm bekannt vor, obwohl er weiß, dass er ihm nie zuvor begegnet ist.
    Sie hat behauptet, er sei ihr Bruder. Aber Karolyn Devrillan hatte nur einen Bruder und der ist tot. Er starb als Rebell und seine Überreste nährten die Dracyr.
    Die Erkenntnis durchfährt ihn wie ein Schock. Kay hat nicht

Weitere Kostenlose Bücher