Dracyr – Das Herz der Schatten
das Lachen zu erwidern. Er fühlt sich benutzt, aber gleichzeitig auf vertrautem Terrain. Diese Gespräche mit seinem Vater sind die wenigen Momente, in denen er sich von Lord Harrynkar akzeptiert und geachtet fühlt. Er atmet tief ein und wieder aus, fast ist es ein Seufzen. » Ich bin mir nicht sicher « , beginnt er zögernd, tastend, » aber ich halte es für möglich, dass dies der Versuch ist, den innersten Kreis zu infiltrieren, den Kreis der Neun. «
Der Dracyrmeister runzelt die Stirn und trinkt. Das sterbende Licht der Sonne lässt den dunkelroten Wein schimmern wie geronnenes Blut und Dracyrfeuer.
» Um die Neun infiltrieren zu wollen, müsste man sie erst identifizieren « , sagt er langsam. » Wer auÃer uns weià von ihnen? Wusste Kay, bevor sie hierherkam, dass die Zöglinge meine Schattenreiter sind? «
Damian hebt die Schultern. Er fühlt sich unbehaglich und weiÃ, dass sein Vater ihm das ansieht. » Ich kann es Euch nicht sagen « , erwidert er. » Aber lasst mich versuchen, es herauszufinden. «
Der Dracyrmeister nickt schroff. » Das wäre ratsam. Denn wenn es so ist, dann haben wir einen Verräter in diesem Haus, und ich möchte wissen, wer das ist. « Er erteilt Damian mit einer Handbewegung die Erlaubnis zu gehen.
Damian steht auf. » Ich werde Euch informieren, sobald ich etwas herausgefunden habe. «
» Davon gehe ich aus « , erwidert Lord Harrynkar, dessen Blick aus dem Fenster schweift. Das Glas in seiner Hand funkelt im Licht, aber seine düstere Gestalt sitzt schattengleich in dem dunklen Sessel.
Damian verneigt sich kurz und geht hinaus. Sein Herz wiegt schwer wie Blei. Verrat gegen Verratâ¦
Kapitel 24
Kay gab Branwen einen Wink, auf sie zu warten. Sie ging hinüber zum Geräteraum und räumte den Korb weg, in dem sie das Futter für die Nestlinge transportiert hatte. Dann blieb sie hinter der Türöffnung stehen und wartete, bis die anderen den Pferch verlassen hatten. Sie hörte, wie Tyron und Corena sich über Damian und sie unterhielten, während sie sich der Schleuse näherten.
» Diese dürre, unansehnliche Landpomeranze « , sagte Corena. » Was er nur an ihr findet? « Sie lachte und es klang wütend. » Mich hat er eiskalt abblitzen lassen. «
» Damian hat keine Gefühle, Cory « , erwiderte Tyron. » Ich verstehe nicht, was dich an ihm reizt. Lass ihn doch mit Kay spielen, er wird sie fallen lassen wie ein Häufchen Dracerdreck, wenn sie anfängt, ihn zu langweilen. Erinnerst du dich an Mared? «
Corena lachte und Tyron stimmte ein. Kay stand mit hämmerndem Herzen an den Türstock gepresst und versuchte, den Rest der Unterhaltung zu erhaschen, aber die beiden hatten die Schleuse erreicht und die sich schlieÃende Tür schnitt ihre Stimmen mit einem dumpfen Knall ab.
Mared. Wer war das? Kay säuberte ihre Hände mit einem Tuch, das auf einer Kiste gelegen hatte, und kaute auf Tyrons Worten herum. Dass Damian keine Gefühle hatte, stimmte nicht. Sie kannte ihn mittlerweile besser. Aber anscheinend gab es ein Mädchen, mit dem ihn etwas verbandâ oder verbunden hatte? Und das hatte er » fallen gelassen wie Dracerdreck « ? Sie hatte Mühe, den Brocken zu schlucken.
» Kay? Wo bist du? « Branwens immer ein wenig atemlose Stimme riss sie aus ihren nutzlosen Grübeleien. Sie rief eine Antwort und warf das Handtuch wieder über die Kiste, ehe sie den Geräteraum verlieÃ.
Branwen hockte neben Glayradins Nest und hielt sich den Kopf. Sie sah aus, als hätte sie geweint. Kay kniete neben ihr nieder und umarmte sie. » Alles in Ordnung? « , fragte sie.
Branwen schüttelte den Kopf. » Ich halte das nicht aus « , flüsterte sie. » Wenn ich noch ein einziges Manöver fliegen muss, bringe ich mich um. «
Kay drückte sie fest an sich. Sie zögerte, dann legte sie den Mund an Branwens Ohr und hauchte: » Ich helfe dir hier raus. Du darfst jetzt nur nicht auffallen. Damian hat schon etwas gemerkt. «
Branwen versteifte sich in ihren Armen, als der Name des jungen Lords fiel. » Wie kannst du mir helfen? « , wisperte sie. » Weil du mit ihm⦠zusammen bist? «
Kay schwieg und streichelte Branwens Schultern, die immer noch verkrampft und steif unter ihren Händen lagen. » Nein « , sagte sie nach einer Weile. » Ich habe Verbindungen nach drauÃen. Zu
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