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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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Brummen von sich. Kay lächelte und teilte ihre Aufmerksamkeit zwischen dem Lehrbuch und ihrem Stapel an Notizblättern. Inzwischen war es für sie eine leichte Übung geworden, dem wissbegierigen Gormydas die Hälfte ihres Gehirns und immer ein Auge zu leihen, damit sie beide etwas von ihren Unterrichtsstunden hatten.
    Die Stille im Raum wurde nur von Evans gelegentlichem Hüsteln unterbrochen. Er hatte sich verkühlt, als er– wie Nye ihr unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt hatte– eine halbe Nacht auf dem Sims vor Corenas Gemach ausgeharrt hatte, bis sie sich hatte erweichen lassen, ihn wieder hinein und in sein eigenes Bett zu lassen. Unter welchen seltsamen Umständen er überhaupt erst auf das Sims geraten war und in welchem Stadium des Be- oder Entkleidetseins, hatte Nye ihr nicht verraten wollen. Oder er hatte es nicht gewusst.
    Jemand hinter ihr zischte ihren Namen. Kay lehnte sich zurück, wobei sie Alfred Croygar im Blick behielt, und machte ein fragendes Geräusch.
    Â» Kommst du nachher mit in den Pferch? « , wisperte Branwen. » Sam will uns die Nestlinge zeigen. «
    Kay nickte und beugte sich wieder vor. Es war nett von Branwen, sie einzuladen. Sie wollte ihr nicht den Spaß verderben und ihr verraten, dass sie die Jungen längst gesehen hatte– mehr noch: Sie hatte Sam und Damian geholfen, die Kleinen zu säubern und in ein gewärmtes Nest in der Nähe der Heizkavernen zu bringen. Es war ein wunderschöner Wurf, zwei smaragdgrüne Hyrler, nicht viel größer als kleine Hunde.
    Gormydas schickte ihr einen kleinen, scharfen Impuls, der sie daran erinnerte, wieder auf ihr Buch zu blicken, bis er sich die nächste Seite eingeprägt hatte. Sie wusste, dass sie durch ihn langsamer vorankam, als es nötig war, aber es erschien ihr ungerecht, lernen zu dürfen, während er in dem finsteren Pferch vor Langeweile starb.
    Die Stunde ging vorüber, und Master Croygar packte ihnen noch einen Haufen Aufgaben für den nächsten Tag auf, ehe er das Schulzimmer verließ.
    Kay räumte ihr Schreibzeug in ihr Fach und wartete, dass ihre Quälgeister, Corena, Tyron, Esbeth und Evan, hinausgingen. Morgan und Nye hatten sich auf dem Kampfplatz verabredet und gingen unter freundschaftlichem Geplänkel hinaus, aber Corena produzierte sich immer noch vor ihrem Hofstaat und gab sich dabei alle erdenkliche Mühe, dass ihre ungemein witzigen Bemerkungen über das Hausmädchen auch ja deren Gehör fanden.
    Kay schaltete auf Taub und lächelte Branwen zu.
    Das Mädchen lächelte ein wenig schief zurück und packte seine Sachen neben Kays in den Schrank. » Sie ziehen wieder über dich her « , flüsterte es. » Ich müsste dir ewig dankbar sein, bis du kamst, war ich das Lieblingsobjekt ihres Spotts. «
    Kay drückte kurz und herzlich Branwens Schulter. Sie war klein und rundlich, hatte einen Kopf voller wilder nussbrauner Locken und Augen, die so klar und bernsteinfarben waren wie ein Tropfen Honig, dazu das Gesicht eines Kobolds, herzförmig und voller Sommersprossen. Kay hatte sie auf Anhieb in ihr Herz geschlossen. Branwen war still und klug und sie hetzte nicht über andere. Das waren drei Punkte, die in Corenas Augen ganz klar gegen sie sprachen.
    Corenas Stimme übertönte das Gemurmel der anderen drei: » Aber seht sie euch doch nur an, unser Traumpaar. Die Bohnenstange und die Erbse. Das Aschenputtel und die Prinzessin Hinkebein. Sind sie nicht ganz und gar entzückend? Und wie wunderschön sie zusammenpassen! «
    Das Kichern und Lachen ihres Hofstaats trieb die schöne Rothaarige an, noch ein wenig lauter zu werden: » Ich werde es nie begreifen, wie Aschenputtel es geschafft hat, sich den Dracer zu erschleichen. Wahrscheinlich hat sie unseren Lord Damian in ihr Bett gezerrt, damit er ihr… « Der Satz endete in einem schrillen Kreischen, weil Kay der Geduldsfaden riss. Sie griff den Ascheeimer, der neben dem Kamin stand, und leerte ihn mit einer schnellen Bewegung über Corenas Kopf.
    Bertha hatte den Kamin gestern gereinigt, und deswegen war der Eimer nicht voll, aber was darin war, reichte, um Corena in eine grauschwarze Wolke zu hüllen und sie zum Niesen, Husten und Prusten zu bringen. Tyron und Esbeth hatten sich rechtzeitig mit einem Satz in Sicherheit gebracht, aber Evan, der mit dem Rücken zu Kay gestanden hatte, bekam seinen Anteil ab. Er fluchte und

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