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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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schob ihren Becher von sich. Ihr waren Hunger und Durst vergangen. Sam hatte so freundlich, so herzlich auf sie gewirkt, aber auch er war nur ein Handlanger des Dracyrlords.
    Â» Danke « , sagte sie steif. » Ich gehe zurück zu Gormydas. « Sie nickte ihm zu und stand auf. Er beugte sich vor, als wolle er sie zurückhalten, aber dann sank er mit resignierter Miene wieder auf seinen Hocker zurück und griff nach einem verkorkten Krug, der unter dem Tisch stand. » Ich bin hier, wenn du mich brauchst « , sagte er und hebelte den Korken mit einem Messer heraus. » Brauchst nur zu rufen. «
    Kay lief ziellos durch das düstere Höhlenlabyrinth des Pferchs. Sie hörte die Atemgeräusche der schlafenden Dracyr, hier und da reckte sich ein neugieriger Kopf aus einer Nestöffnung, sah sie mit opalig schimmernden Augen an und folgte ihr mit Blicken. Kay verspürte keinerlei Angst vor den riesigen Wesen und das erschreckte sie. Sie wusste, das Gormydas ihr wohlgesonnen war, aber die anderen Dracyr waren ihr fremd.
    Als sich vor ihr wieder ein Dracer aus einem Nest schob und sie musterte, blieb sie stehen. Ihr Herz schlug bis zum Hals. » Hallo « , sagte sie und hob vorsichtig und langsam die Hand. » Hallo, du Schöne. « Sie wusste nicht, woran sie hätte erkennen sollen, dass dies eine Wyvern war, aber es erschien ihr so deutlich, wie sie auch jede Menschenfrau als eine solche erkennen konnte.
    Die elfenbeinfarbene Dracer zog den Kopf nicht zurück, sondern schob ihn noch ein Stück weiter heraus und ließ zu, dass Kay ihre Nüstern und die weichen Stellen am Maul kraulte. Ihre Augen waren tief und dunkel wie nächtliche Seen. Kay erwiderte den Blick und sank einige Atemzüge lang auf den Grund der Draceraugen, gefangen und gefesselt, aber nicht gegen ihren Willen gehalten.
    Sie atmete tief und tauchte wieder auf. » Danke, Glysaferia « , sprach sie den Namen aus, den sie erfahren hatte. Die Wyvern senkte den Kopf und ließ die Nickhäute vorgleiten, dann verschwand sie wieder in ihrem Nest.
    Kay ging noch ein paar Schritte weiter, dann begann sie plötzlich zu zittern. All das war zu viel. Sie verwandelte sich in Riesenschritten in etwas, was sie nicht sein wollte. Ihr Leben, ihr innerstes Sein, ihr Denken und Fühlen hatten sich mit einem Schlag in ein völlig fremdes Terrain verwandelt, auf dem sie nur noch tastend und voller Angst vorankam.
    Sie erblickte eine Nische in der Höhlenwand, ein einladender kleiner Raum, der für einen Rückzug gemacht zu sein schien. Kay kletterte hinein und zog die Beine eng an den Körper. Dort wartete sie, bis ihre kreisenden Gedanken sich beruhigten und das Zittern aufhörte. Es zog sie zurück zu Gormydas, der im Moment der einzige Halt in ihrem Leben war. Alles andere glitt ihr aus den Händen, rieselte wie Sand durch ihre Finger.
    Sie wollte aufstehen, als herannahende Schritte sie wieder in die Nische zurückweichen ließen. Sie wollte keine weiteren Gespräche mit Sam, dem Diener des blutigen Lords, führen, auch wenn er noch so freundlich tat.
    Aus dem Höhlengang trat eine schlanke, hochgewachsene Gestalt, düster gekleidet, mit hell schimmerndem Haar. Kay kniff die Augen zusammen. Es war Damian. Er sah nicht länger aus wie der wandelnde Tod. Wie konnten seine Verletzungen in so kurzer Zeit verheilt sein? Hatte sie länger in der Verbindung mit Gormydas gelegen, als sie vermutet hatte?
    Der junge Lord ging zu einer Pumpe, die sie jetzt erst entdeckte, zog sein Hemd über den Kopf und begann, Wasser zu pumpen. Das Spiel der Muskeln in seinen Armen und Schultern glich der Bewegung von Schlangen unter der hellen Haut. Seine breiten Schultern glänzten golden im Licht der Fackeln. Da er sich unbeobachtet glaubte, fehlte seinen Zügen die Kälte und beherrschte Strenge, die sie so maskenhaft und hart wirken ließen. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen und verwandelten sein Gesicht in das eines schönen Fremden, dem das Haar wild und ungebärdig in die Stirn fiel. Ein junger Mann, der von einem schweißtreibenden Übungsritt kam und sich auf eine wohlverdiente Ruhepause freute.
    Er hielt den Kopf unter das hervorschießende Wasser und prustete. Als er hochkam, das Wasser abschüttelte und sich vorbeugte, um sein Hemd aufzuheben, glitt das Licht der Fackeln über seinen Oberkörper. Kay atmete scharf ein und kniff die Augen zusammen. Seine Brust

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