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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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schweigend da. Das größere Dracerjunge, kräftiger und vorwitziger als sein Geschwister, fiepte leise und versuchte, auf Kays Schoß zu krabbeln. Kay lachte und half ihm, während die Wyvern besorgt die Flügel anhob. Das Junge rollte sich umständlich in Kays Schoß zusammen, legte den Kopf auf ihr Knie und schlief mit einem leisen Seufzen ein.
    Â» Jetzt musst du da sitzen bleiben « , sagte Branwen. Ein Anflug von Neid lag in ihrer Stimme. » Die Dracyr sind ganz verrückt nach dir, wie kommt das? «
    Kay hob die Schultern. Sie fühlte die schwere Wärme des Dracerjungen, das Pochen seines Herzens, seinen fließenden Atem. Vorsichtig legte sie eine Hand auf seine Flanke und kraulte sein struppiges Flaumkleid.
    Den Schritten, die sich dem Nest näherten, schenkte sie keine Beachtung. Es war nicht Sam, der kam, um nach ihnen zu sehen, das konnte sie hören. Der alte Mann hatte einen schwereren Schritt.
    Branwen sprang erschreckt auf und wich zurück, als Damian herankam. » Donne « , rief er scharf. Seine Stimme klang kalt und zornig zugleich. » Was treibt ihr da, ihr dummen Gänse? «
    Ein Schauder lief Kay über den Rücken. » Nichts, Euer Lordschaft « , erwiderte sie ruhig und leise, um das schlafende Junge nicht zu stören. » Sam hatte uns eingeladen, die Nestlinge zu besuchen. «
    Â» Besuchen « , wiederholte Damian. Er ragte neben Kay auf wie ein düsterer Monolith. Sein Haar leuchtete wie ein Heiligenschein um seinen Kopf, sein Blick war so kalt, dass er Kay wie mit Messern schnitt. Worüber war er so dermaßen wütend?
    Â» Leg das Junge zurück ins Nest « , befahl er. » Augenblicklich. «
    Kay biss die Zähne aufeinander. » Es schläft « , wandte sie ein.
    Â» Leg es zurück! «
    Kay schluckte jeden weiteren Protest hinunter, schob ihre Hände behutsam unter das Dracyrjunge und bettete es wieder neben sein Geschwister. » Danke « , sagte sie zu der Wyvern.
    Kay rieb die Hände an ihrem Rock und erwiderte trotzig den Blick des jungen Lords. Damians Augen waren groß und hell und sie konnte seine Gefühle darin lesen: Zorn und Enttäuschung, kalter Hass, aber auch solch unerklärliche Regungen wie Eifersucht und Trauer.
    Â» Was willst du? « , fragte sie ihn.
    Er griff nach ihrem Arm und zog sie grob aus dem Nest. Seine Finger quetschten ihr Fleisch, zerrten an ihrer Haut, ließen Schmerzfunken durch ihre Nerven zucken. Sie wollte ihm nicht die Genugtuung verschaffen, sie stöhnen zu sehen, deshalb kniff sie die Lippen zusammen und reckte das Kinn.
    Draußen packte er auch ihren anderen Arm und einen Augenblick lang glaubte sie, er wollte sie schütteln. Sein Gesicht war ganz nah, sie konnte die feinen Linien der Narben darin sehen, den leicht gekrümmten Nasenrücken, die vor Anspannung schmalen Lippen. Sein Blick war dunkel geworden, groß, in seiner Tiefe schimmerten rötlich-goldene Funken. Er hat Draceraugen wie sein Vater, dachte Kay und wich unwillkürlich zurück.
    Â» Die Dracyr sind keine Schoßtiere « , sagte er leise und beherrscht, aber unter der Kälte brodelte lavaheißer Zorn. » Sie sind keine Freunde, keine Gefährten, keine kleinen Lieblinge. Es sind Waffen! Gefährliche und bösartige Waffen in unseren Händen. Vergiss das niemals mehr, Donne! «
    Mit einem letzten, schmerzhaften Druck seiner Finger ließ er sie los und schob sie von sich. Kay widerstand der Versuchung, ihre Arme zu reiben. Ihr Herz schlug schmerzhaft gegen ihre Rippen, und ihr Atem ging stoßweise, als wäre sie gelaufen. Ein fester Kloß saß in ihrer Kehle. Inzwischen kannte sie Damians schnelle und heftige Stimmungswechsel, aber sie war noch weit davon entfernt, sich daran gewöhnt zu haben.
    Auch jetzt glitt der Zorn von ihm ab wie nasser Schnee von einem glatten Hang. Er nickte ihr zu, als hätten sie über das Wetter geplaudert, und sagte: » Ich warte auf dich im Flugkorridor. Volle Luftausrüstung, Donne. «
    Â» Kay « , flüsterte sie rau. » Ich heiße Kay. «
    Sie zwang sich dazu, der verschreckt dreinblickenden Branwen zuzulächeln, die aus dem Nesteingang lugte. » Bleib noch ein wenig hier bei den Kleinen « , sagte sie. » Er hat sich an mir abreagiert, dich wird er jetzt nicht mehr beachten. «
    Branwen nickte großäugig und zog sich wieder ins Innere des Nestes zurück.
    Die

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