Dracyr – Das Herz der Schatten
spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut und öffnete unwillkürlich die Lippen. Er verharrte, sein Mund lag dicht an ihrem Ohr, seine Lippen streiften ihre Haut. » Kommst du nah genug an einen der beiden heran? « , wisperte er.
Kay schauderte. Sie musste nicht fragen, wen er meinte, nickte kaum merklich. » Damian « , flüsterte sie.
Seine Hand drückte ihre so fest, dass es schmerzte. Er küsste sie auf die Wange, dann lieà er sie los und trat zurück. » Danke, Mistress Branwen « , sagte er laut und vollführte eine schwungvolle Verbeugung. » Es war mir ein Vergnügen, Eure Bekanntschaft zu machen. Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder? « Er warf dem errötenden Mädchen einen feurigen Blick zu und Kay presste die Lippen aufeinander. Er sollte nicht mit Branwen spielen. Sie war zu verletzlich und musste sich schon von den Zöglingen zu viel gefallen lassen.
Branwens Augen leuchteten, ihr Gesicht war rosig überhaucht. » Ich würde mich freuen, Master Leon. «
» Komm, wir wollten doch hinunter « , sagte Kay schroffer, als sie beabsichtigt hatte. Sie schoss dem breit lächelnden Duke einen warnenden Blick zu und nahm Branwens Hand. Mit einem zornigen Ruck zog sie die Tür der Schleuse auf und Branwen hinter sich her, dann schloss sich die Eisentür mit einem dumpfen Laut und sie standen in der Dunkelheit zwischen den beiden Schleusentüren.
Kay hörte Branwens Atem. » Bist du böse auf mich, Kay? « , fragte sie.
» Nein. « Kay verstaute Leons Nachricht in ihrer Tasche. » Du hast nichts gemacht. Der Duke ist gefährlich, Branwen. Halte dich lieber von ihm fern. «
Sie gingen das Dutzend Schritte zur nächsten Tür und Kay tastete nach den Riegeln.
» Ist er dein Freund? Dann werde ich kein Wort mehr mit ihm wechseln, das verspreche ich. «
Kay schob die Riegel zurück und erwiderte: » Nein. Er ist nicht mein Freund. « Sie zog die Tür auf.
» Er sieht so verwegen aus « , sagte Branwen, ganz in Gedanken versunken. Sie lächelte versonnen. » Was hat er für eine Aufgabe hier im Haus? «
Kay runzelte die Stirn. » Er beliefert die Küche « , antwortete sie kurz. » Branwen, vergiss ihn. Es ist besser. « Sie wusste nicht, in welche dunklen Geschäfte der Duke verwickelt war, aber es schien ihr besser, Branwen von ihm fernzuhalten.
Sie musterte Branwen von der Seite. Das versonnene Lächeln umspielte immer noch ihre Lippen und Kay begann sich darüber zu ärgern. Leon war ihr Freund, Branwen ihre Freundin. Sie sollte sich freuen, dass Branwen ihn zu mögen schien. Oder sogar etwas mehr als das. Aber dennoch störte sie dieses Lächeln und auch Branwens Interesse an Leon und das war natürlich vollkommen dumm und kindisch von ihr!
Sie warf energisch die Tür hinter sich zu » Komm schon! « , rief sie, ehe sie davonstürmte, ohne auf Branwen zu warten.
Alle Verstimmung war vergessen, als sie sich nebeneinander über das Nest mit den jungen Dracyr beugten. Zwei waren es, ihre Mutter lag neben ihnen im Nest und beobachtete wachsam die beiden Mädchen.
Kay berührte den kleinsten Dracer mit den Fingerspitzen. Die Nestlinge trugen noch das dichte Flaumkleid in allen Schattierungen von Grau und Braun, das für perfekte Tarnung und Wärmeisolierung sorgte. Ihre Köpfe waren zu groà für die schmächtigen Körper und schwankten haltlos auf den dünnen Hälsen und die groÃen, kugeligen Augen waren noch mit der schützenden Nickhaut bedeckt.
» Sie sind so niedlich « , flüsterte Branwen. » Man kann kaum glauben, dass sie mal so groà und gefährlich werden wie ihre Eltern. «
Kay antwortete nicht. Sie spürte das Pulsieren des Lebens in dem schmalen Echsenkopf, die ungeformten Gedanken darin. Behutsam tastete ihr Geist nach dem des Dracerjungen und seines Geschwisters und berührte sie sanft und liebevoll. Die Präsenz ihrer Mutter breitete sich warm und schwer über sie und den kleinen Dracer aus. Wohlwollend. Freundlich. Kay hob den Blick und sah die Wyvern an. Rotgolden wie Herbstlaub. Augen wie dunkle Smaragde. Kay erwiderte den Blick. Es sind wunderbare Kinder, sagte sie lautlos. Sie werden stark und schön, genau wie du, Glayradin.
Der Dank des Dracerweibchens war durchwoben von einem Gefühl von Stolz und Liebe.
Branwen lehnte sich an Kays Schulter und beide saÃen eine Weile
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