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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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berührte und sich wieder entfernte.– Kay.
    Tyria.
    Â» Ich bin so weit « , sagte sie laut. » Fliegst du nicht mit mir auf Gormydas? « Das tat Damian gewöhnlich bei den ersten Flugversuchen eines Zöglings. Branwen hatte ihr erzählt, welche Angst sie ausgestanden hatte– nicht wegen des Fluges und der Höhe, des scharfen Windes und der ungewohnten Bewegung– nein, weil Damian Harrynkar hinter ihr saß, seinen Arm um ihre Taille gelegt, und ihr seine Anweisungen ins Ohr rief.
    Â» Du schaffst das ohne mich, Donne « , erwiderte er. In seiner Stimme klang ungewohnte Wärme mit, ein Klang von Sommer und Lachen. Kay runzelte verwirrt die Stirn. Die Stimmungsumschwünge des jungen Lords zerrten an ihren Nerven. Es gab Momente, da fühlte sie eine tiefe Verbundenheit, fast so etwas wie Freundschaft zu ihm… aber im nächsten Augenblick war er wieder der eiskalte, schroffe, bösartige Sohn des Teufels, der sie verletzte und abstieß.
    Â» Du musst zuerst starten « , rief Damian. » Ich will sehen, wie Gormydas sich anstellt. « Gormydas. Nicht sie. Kay errötete. Wieso war er so sicher, dass sie es schaffen würde? Ja, sie freute sich schon seit Tagen auf den ersten Flug. Sie verspürte keine Angst, sie fürchtete sich nicht vor der Höhe und sie vertraute ihrem Dracer wie sich selbst. Was sollte also passieren?
    Â» Gut « , antwortete sie laut. » Ich bin so weit. « Sie beugte sich vor, ignorierte den Schmerz, den die feste Schnürung der Beinriemen verursachte, und legte ihre Hände auf Gormydas’ Nacken. » Wir fliegen, Gorm « , flüsterte sie und wechselte in die innere Sprache, die mehr Berührung als Wort, mehr Gefühl als Sprache war. Wir fliegen. Der Start ist das Schwerste, du musst beinahe senkrecht aufsteigen. Brauchst du meine Hilfe?
    Der Dracer schnaubte unterdrückt. Wie könntest du mir helfen, flügelloses Wesen?
    Kay lachte und richtete sich auf. Sie sicherte ihren Griff um den Sattel und flüsterte: » Dann los. «
    Der mitternachtsblaue Dracer kauerte sich auf die Hinterbeine. Kay spürte die geballte Kraft in seinen erregt zitternden Muskeln. Ihr Herz schlug wie eine Trommel. Dann, mit einer Explosion von Energie, die der Gewalt eines Blitzes glich, schnellte der Dracer empor. Der Korridor erweiterte sich zum Trichter und am höchsten Punkt des Sprunges konnte Gormydas seine Flügel ausbreiten und stemmte sich gegen den Sog der Schwerkraft. Starke Muskeln arbeiteten unter Kay, sie wurde hin- und hergeworfen und klammerte sich fester an den Sattel. Lachen stieg in ihre Kehle und brodelte hinaus. Gormydas flog und sie mit ihm!
    Die nächsten Minuten waren atemlos, verwirrend. Kays Verstand drohte auszusetzen. Kräfte zerrten an ihrem Körper, wie sie sie noch nie zuvor zu spüren bekommen hatte. Wind pfiff um ihren Körper, riss an ihren Haaren, die unter dem Helm hervorschauten, nahm ihr den Atem von den Lippen und fuhr durch winzigste Öffnungen unter die gepolsterte Kleidung. Die Bewegungen des Dracer schüttelten sie heftig durch, bis sie dahinterkam, wie sie das Steigen und Fallen, die Muskelkontraktionen der Flügel und die plötzlichen Richtungsänderungen im Sattel ausgleichen konnte. Ihre Beinmuskeln schmerzten, ihr Rücken protestierte und die Finger wurden taub, weil sie sich am Sattel festkrallte. Sie war dankbar dafür, dass Damian sie so unbarmherzig festgeschnallt hatte, denn das verlieh ihr nun das einzige Gefühl von Halt und Sicherheit in einer Welt, in der es kein Oben und kein Unten mehr zu geben schien.
    Kay warf einen Blick an Gormydas’ Schulter vorbei, als der Dracer sich in eine Kurve legte, und schauderte. Durch Wolkenfetzen sah sie weit unter sich die schroffen Gipfel der Berge. Waren sie schon so weit geflogen?
    Gormydas sackte unvermutet ab und Kays Magen blieb noch eine Weile in der alten Position, ungefähr vier Fuß über ihrem Kopf. Sie würgte und hielt den Atem an.
    Schräg über ihrer Schulter flog mit ruhigen, starken Flügelschlägen Noctyria, auf ihrem Rücken thronte Damian, dessen weißes Haar im Wind flatterte. Er war gekleidet wie für einen Spaziergang, und Kay fragte sich, ob er wirklich nicht fror. Der Wind, den die Flügelschläge verursachten, war eisig. Kay wagte es, eine Hand vom Sattel zu lösen und Damian zuzuwinken, und zu ihrer Überraschung erwiderte er die Geste.
    Gormydas,

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