Dragon Fire
sie sich den beiden kämpfenden Feuerspuckern näherte, nahm sie
einen Übungsschild in beide Hände.
»Ihr Götter«, sagte
Vigholf bewundernd, und Ragnar musste ihm im Stillen zustimmen. Ein
Übungsschild mochte nicht aus purem Stahl gefertigt sein, aber er war für
Drachen gebaut, die jeden Tag dafür trainierten, Krieger zu werden. Er
erinnerte sich an seinen ersten Tag und wie müde seine Unterarme in den ersten
Trainingsmonaten davon geworden waren.
Und doch war da dieser
Mensch – und dann auch noch eine Frau –, die den Schild schwang, als sei sie
dafür geboren, und irgendwie die Tatsache ignorierte, dass der Schild mehrere
Zentimeter größer war als sie und wahrscheinlich genauso viel wog. Sie schwang
ihn und traf Éibhears Seite, warf ihn von den Füßen und schleuderte ihn direkt
in ein paar seiner Verwandten, die in der Nähe standen. Zum ersten Mal wurde
Ragnar bewusst, wie wenig Chancen sein Vater gehabt hatte, als er sich diesem
Mädchen und ihrer Hexenmutter Talaith gegenübersah und von ihrer Hand getötet
wurde.
Doch es zeigte, wie
dickschädelig diese Feuerspucker waren, dass Éibhear sich nur die Schläfe rieb
und Izzy einen finsteren Blick zuwarf, als sei sie eine der dunklen Götter
persönlich.
»Du dummer Mistkerl!«,
schrie ihn Izzy an und schleuderte den Schild zu Boden, dass dieser so
erzitterte, dass sämtliche anwesenden Drachen sie staunend ansahen.
»Hast du
überhaupt darüber nachgedacht, wen du da vögelst?« , donnerte der Blaue.
»Oh, ich habe durchaus
darüber nachgedacht«, antwortete sie, und jedes Wort sprühte Gift. »Ich habe darüber
nachgedacht und ich habe jede Sekunde davon genossen !«
»Verdammt«, murmelte
Vigholf auf Izzys Worte hin. »Das tat weh.«
Izzy streckte den Arm
aus und zog den angeschlagenen Vetter mit Branwens Hilfe auf die Beine. Mit
einem Arm um Izzys Schultern und dem anderen eng an den Körper gepresst,
während Branwen ihn von der anderen Seite stützte, ließ sich der Drache von ihnen
zur Festung zurückbringen. Obwohl er schwach war und viel Blut verlor, schaute
er ein letztes Mal über die Schulter zurück, um seinem Vetter ein blutiges
Lächeln zuzuwerfen.
Der Blaue durchschaute
das Lächeln als das, was es war – ein anzügliches Grinsen und ein
triumphierendes »Ich habe gewonnen« –, und war schon wieder auf den Beinen,
doch Meinhard war schneller und warf ihn zurück auf den Boden.
»Es ist vorbei,
Junge«, erklärte ihm Meinhard auf die Art, die ihm immer den Respekt seiner
jungen Schützlinge einbrachte. »Alles andere wird nur dazu führen, dass dir
dieses Mädchen noch mehr wehtut, als sie es schon getan hat. Und dein
Selbstwertgefühl kommt davon auch nicht wieder.«
Morfyd drängte sich zu
ihnen und kauerte sich vor ihren Bruder. »Oh, Éibhear.«
»Mir geht’s gut,
Morfyd.« Éibhear stand auf und seine Schwester mit ihm, während sie ihn mit
besorgtem Blick musterte.
Sie nahm seine Hand.
»Komm mit mir.« Seine Proteste ignorierend, zog sie ihn weg, und Ragnar ging zu
Keita hinüber.
»Alles klar?«, fragte
er sie.
»Ich bin nicht
diejenige, die in den Schmutz getreten wurde.«
»Nein. Noch war es
dein geliebter kleiner Bruder, der in den Schmutz getreten wurde. Eigentlich
nicht.«
»Ich habe versucht,
dich zu warnen. Du solltest ihn nicht unterschätzen.«
»Ich glaube, ich
sollte keinen von euch unterschätzen.« Und ohne groß nachzudenken, wischte er
ihr mit dem Daumen ein paar Blutstropfen weg, die ihr auf die Wange gespritzt
waren. Ihre Wimpern senkten sich, und ihre Haut wurde heiß. Mehr brauchte sie
nicht.
Andererseits brauchte
er sogar noch weniger.
Dennoch konnten sie
bei allem, was zwischen ihnen vorging, ohne dass ein Wort gesprochen wurde,
nicht das Schweigen ignorieren, das sich um sie herum ausgebreitet hatte.
Die Aufmerksamkeit
sowohl der königlichen Familie als auch aller anderen war auf sie gerichtet.
Ragnar war nicht in der Lage, ihre Gesichtsausdrücke zu deuten, und beschloss,
dass das wahrscheinlich auch das Beste war.
Er ließ seine Hand
sinken. »Ich werde mal sehen, was ich für deinen Vetter tun kann. Ich bin ein
ganz guter Helfer nach einer Schlägerei.«
Die Prinzessin nickte
und sagte nichts weiter, also folgte er Izzy und versuchte, all die Blicke zu
ignorieren, die auf ihm lagen.
»Ein Blitzdrache?«,
fragte Ghleanna. »Aber sonst geht’s dir gut?«
Keita verdrehte die
Augen. »Wann hat dich je interessiert, was ich tue?«
»Deinen Vater wird es
interessieren. Und
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