Dragon Fire
Éibhear verzeihen. Vor allem, da die Einzigen, die nicht zu wissen
scheinen, was er für meine älteste Tochter empfindet, Éibhear und Izzy zu sein
scheinen. Aber ein toter Celyn – das würden sie dir nie verzeihen.«
Und die Götter mochten
ihn verfluchen, wenn sie nicht recht hatte.
»Ich hatte keine
Ahnung«, gab Ragnar zu.
»Ich auch nicht.«
Vigholf lehnte mit dem Rücken an einem Baumstamm, die Arme vor der Brust
verschränkt. »Wer hätte auch wissen können, dass es der Junge in sich hat?«
»Ich wusste es.« Und
die Brüder sahen zu ihrem Vetter hinüber. »Ich wusste, dass es nur darauf
wartete, losgelassen zu werden.«
Blut spritzte in
Meinhards Gesicht, und er wischte es sich mit dem Handrücken ab. »Er hat eine
Wut in sich, der Kerl. Er weiß es nur noch nicht.«
»Jetzt weiß er es.«
»Ach was. Er hat alle
möglichen Ausreden dafür. Aber was auch immer ihn in diesen Zustand versetzt
hat, ist nur ein Teil davon.«
»Warum haben wir das
nicht schon viel früher geschafft?«, fragte Vigholf. »Wir hätten diesen Prinzen
in ein paar Schlachten zu mehr gebrauchen können als zum Bäumefällen.«
»Wer hätte diese
Prügel eingesteckt? Wem aus unserer Sippe hättest du es aufgehalst, sich von
Éibhear dem Ritterlichen verprügeln zu lassen? So ist es besser. Ein Südländer
bringt ihn auf die Palme, und wenn er jetzt mit uns zurückkommt, können wir
anfangen, diese Wut richtig zu kanalisieren und zu verfeinern, bis er eine lebende
Waffe ist, die wir ganz nach Lust und Laune loslassen können.«
Ragnar tippte sich an
den Kopf. »Ich hab dir doch gesagt, die Armeen sollten Meinhard Bericht
erstatten.«
»Und sie hätten etwas
zu berichten gehabt.«
»Du hast ihn den
Ritterlichen genannt?«, fragte Dagmar hinter ihnen, und alle drei zuckten
zusammen.
»Dagmar …«
»Das war ziemlich
kleinlich von dir.« Für alle, die sie nicht kannten, klangen diese Worte
wahrscheinlich nicht annähernd so hart, wie sie in Wirklichkeit waren.
Der Blick ihres Gefährten
ging zwischen den Nordländern hin und her. »Was gibt es denn an ritterlich auszusetzen?«
»Wenn du im Norden so
einen Namen bekommst, heißt das einfach, dass du schwach bist. Zu nett, um zu
kämpfen.« Dagmar schüttelte den Kopf. »Und er hat keine Ahnung, oder?«
»Wenn es dich tröstet«
– Ragnar sah zu, wie Éibhear seinen Vetter mit dem Gesicht voraus zu Boden
schlug und dort mit einer Hand festhielt, während er ihm mit der anderen den
Arm auf den Rücken drehte, bis etwas brach – »ich bezweifle, dass er diesen
Namen noch viel länger behalten wird.«
Fluchend und mit einem
gebrochenen Arm, warf der Vetter Éibhear ab, indem er ihm den Hinterkopf ins Gesicht
rammte. Dann drehte er sich zu ihm herum und landete mit seinem gesunden Arm
jetzt ebenfalls ein paar ordentliche Treffer auf Éibhears Kopf. Doch diese
Treffer schienen Éibhear nur noch wütender zu machen. Der blaue Drache
versetzte seinem Vetter einen so harten Kopfstoß, dass das Knacken über den See
schallte und alle in Hörweite zusammenzuckten. Dann schnappte der Prinz mit
einer Hand die Kehle seines Vetters und begann, ihn mit der anderen ins Gesicht
zu schlagen. Was Ragnar am meisten beeindruckte, war, dass beide es schafften,
die ganze Zeit über in Menschengestalt zu bleiben. Das war eine Kunst, die nicht
einmal Ragnar sich zutraute. Seine Fähigkeit, menschlich zu bleiben, hing oft
davon ab, ob ihm danach war oder nicht.
Er schaute hinüber und
sah, dass Keita zusah. Sie zuckte bei jedem Schlag zusammen, verzog das Gesicht
bei jedem Treffer. Auch wenn sie sich nicht einmischen würde: Es gefiel ihr
trotzdem nicht.
Ragnar machte seinem
Bruder und seinem Vetter ein Zeichen. »Wir sollten das beenden.«
»Warum?«, fragte
Vigholf. »Selbst ihre eigene Sippe mischt sich nicht ein.«
»Ich weiß. Deshalb
sollten wir es beenden. Wir sind nicht emotional involviert.«
»Nein«, sagte
Meinhard. »Aber ich denke, sie ist es.«
Iseabail drängte sich
an allen vorbei, die ihr im Weg waren, und sah Éibhear und Celyn kurz zu.
Inzwischen war das Gesicht des Vetters nur noch eine blutige Masse, aber
Éibhear hielt ihn trotzdem unverändert mit einer Hand fest, während er wieder
und wieder zuschlug. Nicht gerade ritterlich, oder?
Andererseits beschlich
Ragnar das Gefühl, dass der Vetter nur aufgehört hatte sich zu wehren, weil
Izzy da stand.
Knurrend stapfte Izzy
zu ihnen hinüber und riss sich von den Verwandten los, die versuchten, sie
aufzuhalten. Als
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