Dragon Fire
die plötzlich hinter ihren Augen
brannten. Tränen, die sie früher niemandem außer ihrer Mutter hatte zeigen
können. Sie hatte gedacht, dass diese Nähe nicht mehr existierte, dass sie zu
alt sei für all dieses »Geheule«, wie Ghleanna es nannte. Doch jetzt, wo ihre
Mutter sie nicht verurteilte, sich nur Sorgen um sie machte und sie beide
allein in diesem Zimmer waren, konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten.
»Wie konnte er das
tun, Mum?«, schluchzte sie auf. »Vor allen anderen? Gute Götter!« Sie schlug
die Hände vors Gesicht. »Sogar vor Dad!«
Ihre Mutter zog Izzy
in ihre Arme und kniete sich mit ihr auf den Boden, damit Izzy sich nicht
vorbeugen musste, um sich ordentlich ausweinen zu können, und Talaith nicht die
ganze Zeit auf den Zehenspitzen stehen musste.
»Und was er zu mir
gesagt hat!«
»Ich weiß, Liebes. Das
war verletzend und gemein.« Talaith streichelte Izzys Rücken und ließ sie
weinen. »Und es ist mir egal, wie wütend er war, es war einfach götterverdammt
beschissen.«
Zu wissen, dass ihre
Mutter sie verstand und auf ihrer Seite stand, machte für Izzy viel aus. Sie
klammerte sich an ihre Mutter und krallte die Hände in den Rücken ihres Hemdes,
während sie an ihrer Schulter weinte. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie das
tat, aber es dauerte eine ganze Weile. Doch ihre Mutter beklagte sich nicht ein
einziges Mal.
Als Izzy sich endlich
ausgeweint hatte, setzte sie sich auf den Boden, und Talaith hielt ihre Hände
fest in ihren.
»Sei nicht enttäuscht
von mir, Mum.«
»Warum sollte ich
das?«
»Du weißt schon, weil
ich« – sie drehte ihr Gesicht zur Schulter und wischte sich dort die restlichen
Tränen ab, da ihre Mutter immer noch ihre Hände festhielt – »nicht gewartet
habe.«
»Worauf nicht
gewartet?« Als Izzy sie nur ansah, beeilte sie sich zu sagen: »Oh … oh!
Richtig. Warten. Na ja, ich habe ja auch nicht gerade gewartet, oder? Und Celyn
ist sehr gutaussehend. Genau wie dein Vater, als wir …« Talaiths Bemerkung
verklang in der Luft, und ihre Augen weiteten sich. Izzy wusste sofort, was
ihrer Mutter Sorgen machte.
»Keine Sorge, Mum. Ich
… ich bin vorsichtig.« Die aufgerissenen Augen ihrer Mutter wurden schmal, und
Izzy beharrte: »Doch. Ehrlich.« Obwohl man, abgesehen von den Zwillingen und
Rhi, noch von keinen anderen drachen-menschlichen Babys gehört hatte, hatte
Izzy keine Lust, zu riskieren, was Annwyl und ihrer Mum passiert war. Für Izzy
war das einfach ein zu großes Risiko. »Du weißt, wie viel mir das alles
bedeutet, und ich bin noch nicht so weit, dass ich beides schaffen kann. Ein
Kind und morgens die Ausbildung mit meiner Einheit.«
»Aber du wirst so weit
sein. Eines Tages.«
»Das ist mein Plan.
Dann kann ich immer noch entscheiden, ob ich kleine Izzys haben will.«
Talaith lächelte.
»Solange du einen Plan hast.«
»Ich habe immer einen Plan.«
»Gut.« Ihre Mutter
drückte ihre Hände. »Und liebst du ihn, Izzy?«
Empört, dass sie
überhaupt fragte, antwortete Izzy, ohne zu zögern: »Nach allem, was er Celyn
angetan hat? Jetzt nicht mehr!«
Talaith räusperte
sich, sah sich im Zimmer um, räusperte sich noch einmal und gestand
schließlich: »Ich, äh … meinte Celyn.«
»Oh.« Mutter und
Tochter sahen sich lange an, bevor Izzy zugab: »Das ist jetzt unangenehm.«
Dann brachen sie beide
in einen Kicheranfall aus, der sich im Moment vollkommen unangemessen, aber
auch sehr notwendig anfühlte.
Ren glitt um die Ecke
und wartete, bis die Soldaten an ihm vorbei waren. Er war vor mehr als einem
Tag in der Provinz Quintilian angekommen. Er war überrascht gewesen von der
Schönheit der Bauten, der Kunst, der Frauen. Die Hitze machte ihn fertig, aber
er liebte das Land.
Dennoch, mit dem
Schönen kam auch das Hässliche. Die Sklaven, die Grausamkeit, die
Misshandlungen. Und im Herzen von alledem standen die Eisendrachen, die hier
regierten. Obwohl Drachensymbole jedes Haus, jedes Geschäft und alle
Regierungsgebäude dominierten, bewegten sich die Eisendrachen hauptsächlich in
Menschengestalt. Aber jeder wusste, wer sie waren. Sie waren andererseits auch
kaum zu übersehen.
In gewisser Weise
erinnerte ihn das Kräftespiel zwischen Drachen und Menschen unter den
Souveränen an die Beziehung zwischen seiner Art und den Menschen des Ostens,
bis auf einen großen Unterschied: Es gab keine Angst bei den Ostland-Menschen.
Im Gegenteil, sie feierten die Existenz der Drachen, weil sie es wollten, nicht
weil sie Angst
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