Dragon Love 02 - Manche liebens heiss
als Aufpasser bei dem Koffer zurück und rannte meiner Unterwäsche nach, das Amulett immer noch in der Hand. Ich pflückte die Wäschestücke von einer Telefonzelle, einem Kiosk und einem Kasten mit Zeitungen. Das letzte Höschen, das neben einer Mülltonne lag, wurde plötzlich erneut von einem Windstoß gepackt, aber sein Flug kam zu einem jähen Ende, als es sich um das Bein eines Mannes wickelte.
Eines Mannes mit Lederhose.
„O Gott“, stöhnte ich und schloss für einen Moment die Augen. Ich wusste genau, zu wem das Bein gehörte. Warum nur immer ich? Warum musste so etwas nur immer mir passieren? Warum konnte in meinem Leben nicht einmal etwas glattgehen? Als ich die Augen wieder aufmachte, hielt Drake mein Höschen in der Hand und blickte sich suchend um, bis sein Blick auf mich fiel.
All meine Hoffnungen, unentdeckt zu bleiben, schwanden. Die Frau, die gerade in die Limousine steigen wollte, hielt inne, zog ihre wundervoll geschwungenen Augenbrauen hoch und musterte mich kühl aus dunklen Augen. Sie war in jeder Hinsicht perfekt - makelloser Teint, glänzende, glatte Haare und mit offensichtlichem Selbstbewusstsein ausgestattet. Neben ihr stand Drake in all seiner Sinnlichkeit ausstrahlenden Männlichkeit.
Und dann ich selbst, die dritte Person im Bild. Ich wusste genau, was Drake und die Schöne sahen - eine verschwitzte Frau Anfang dreißig in einem weiten T-Shirt und verwaschenen Jeans, mit Locken, die wild vom Kopf abstanden, und völlig ungeschminkt.
Es hatte keinen Sinn. Da konnte ich nicht mithalten. Ich war ausgebootet, und das wusste ich auch. Aber ich besaß immer noch meine Würde - jedenfalls das, was davon übrig geblieben war, nachdem kaum zehn Minuten nach meiner Ankunft auf dem Keleti pu meine Unterwäsche vor aller Augen ausgebreitet dalag. Ich reckte das Kinn und marschierte auf Drake zu, ohne auf die Jubelrufe zu reagieren, die einige meiner - unaussprechlichen - Körperteile aussandten.
„Ich glaube, das gehört mir“, erklärte ich und streckte die Hand nach meinem Höschen aus.
Seine smaragdgrünen Augen sprühten Funken, aber ich blickte auf seine Hand, entschlossen, mich nicht in die Falle locken zu lassen. Ich kannte die Macht seines Verlangens nur zu gut.
„Du hast einen ausgezeichneten Geschmack in Bezug auf Unterwäsche“, sagte er und drückte mir das Höschen in die Hand. „Victorias Secret?“
„Nein“, erwiderte ich und erlaubte mir einen winzigen Moment lang, ihm in die Augen zu schauen. Ich hätte schwören können, dass eine kleine Rauchwolke aus einem seiner Nasenlöcher entwich. „Naughty Nellie’s House of Knickers. Portland, Oregon. Danke. Auf Wiedersehen.“
Er neigte grüßend den Kopf, als ich mich auf dem Absatz umdrehte und, ohne auf den verächtlichen Gesichtsausdruck der Frau zu achten, zu Jim zurückmarschierte, der neben meinem aufgerissenen Koffer saß. Der Taxistand war leer; offensichtlich hatte das hilfsbereite Paar ein Taxi genommen, während ich meine Unterwäsche einsammelte.
„Sag jetzt nichts“, warnte ich Jim, als ich meine Wäsche und das Amulett wieder in den Koffer packte. Ein Taxi hielt neben uns, als ich den Reißverschluss überprüfte und mich fragte, was die Straßendiebe wohl mit dem allem Anschein nach nutzlosen Schloss angestellt haben mochten. „Halt einfach den Mund. Okay?“
„Ich? Ich sage doch gar nichts.“
Ich wartete. Ich war jetzt mit Jim schon seit über einem Monat zusammen und wusste, dass es für den Dämon ein Ding der Unmöglichkeit war, zu etwas so Peinlichem wie der Tatsache, dass meine Unterwäsche an meinem ehemaligen Liebhaber geklebt hatte, keinen Kommentar abzugeben.
Die Limousine fuhr mit leise schnurrendem Motor an uns vorbei. Zum Glück waren die getönten Scheiben geschlossen, sodass ich mir Drakes zweifellos amüsierten Gesichtsausdruck nicht ansehen musste.
Aber das war auch nicht nötig. Ich wusste ganz genau, dass er mich anschaute. Ich konnte es spüren. Wenn ein Drache mich ansah, stellten sich bei mir sämtliche Nackenhaare auf.
2
„Kein Wort im Taxi“, mahnte ich Jim leise und zog das ungarische Wörterbuch mit den Redewendungen aus dem Seitenfach meiner Tasche. Ich blätterte es durch, bis ich zu Transportmitteln kam. Dann beugte ich mich zu dem offenen Fenster des Taxis, um dem Fahrer zu sagen, wohin ich wollte. „Mal sehen ... Wo ist das Postamt? Wo ist der Busbahnhof? Wo ist ein Internet-Café? Ach, du lieber Himmel, man sollte doch meinen, da steht einfach
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