Dragon Love 02 - Manche liebens heiss
stand eine große schwarze Limousine. Ich blieb wie vom Donner gerührt stehen. „Scheiße!“
René warf einen kritischen Blick auf Jim, der an einem Lorbeerbusch herumschnüffelte. „Nein, er macht nur Pipi.“
„Nein, nicht Jim. Das hier.“ Ich zeigte auf die Limousine. „Ich habe natürlich wieder das Pech, dass Drake und die Frau hier abgestiegen sind. Meinst du, ich kann in einem anderen Hotel unterkommen?“
„Hast du denn so viel Angst vor dem Drachen?“, fragte René und blickte mich erstaunt an. Ich zupfte verlegen an meinem T-Shirt. „Angst? Nein. Ich fürchte nur, dass er mich wieder verführt und ich nicht genug Willenskraft besitze, um ihn zurückzuweisen. Wie viel bin ich dir schuldig? Hundesabber inbegriffen?“
„Dreitausend Forint. Ich helfe dir mit deinem Gepäck.“
Misstrauisch musterte ich René, aber er blickte mich nur freundlich an. „Du hast mir noch nie angeboten, mir den Koffer zu tragen. Du willst doch sicher bloß sehen, ob Drake in der Lobby ist. Du willst mitbekommen, wenn ich mich wieder zur Närrin mache, was? Es reicht dir nicht, dass meine Unterwäsche diesen Mann vor den Blicken aller attackiert, nein, du hoffst heimlich auf mehr. Du solltest dich schämen, René! Du bist ja genauso schlimm wie Jim!“
René grinste und ergriff mich am Arm. Sanft zog er mich zum Eingang. „Ich weiß nicht, was du mit deiner Unterwäsche gemeint hast, aber ich muss zugeben, dass ich sehr neugierig darauf bin, wie ihr beide eure gegenseitige Anziehung bekämpft. Allerdings habe ich keineswegs den Wunsch zu sehen, wie du dich zu einer Närrin machst.“
Versöhnt ließ ich mich von ihm begleiten. Vor dem Eingang warteten wir, bis Jim sich zu uns gesellt hatte.
„Benimm dich!“, warnte ich ihn, ergriff seine Leine und warf ihm einen strengen Blick zu. „Und diesmal ist es ein Befehl.“
Der Dämon verdrehte die Augen. „In dem Hotel wimmelt es von Bewohnern der Anderswelt, und du machst dir Gedanken wegen so etwas Diesseitigem wie einem Dämon?“
„Schscht! Du weißt so gut wie ich, dass die Bewohner der Anderswelt nicht gern bemerkt werden. Außerdem wohnen auch andere Leute hier. Normale Leute. Denk also bitte daran, dies ist ein normales Hotel, mit netten, normalen ...“
Eine Frau mit einem langen blonden Zopf schob eine Kiste an uns vorbei, auf der stand: LEBENDE KOBOLDE: BITTE MIT VORSICHT BEHANDELN!
„Leuten“, beendete ich seufzend meinen Satz.
René kicherte.
Die Lobby des Thermalhotels Danu empfing uns in den Farben Pfirsich, Rost und Creme, einer Kombination, die sich zwar grässlich anhört, aber eine Eleganz ausstrahlte, bei der mir bewusst wurde, wie schäbig ich angezogen war. Bewundernd durchquerte ich die Halle. Ich hoffte, dass Jim sich gut benahm. Der Tag hatte schlecht angefangen, aber mit ein bisschen Glück würde jetzt nichts Peinliches mehr passieren.
Ein kleiner blonder Mann mit einem Oberlippenbärtchen schlenderte an uns vorbei und sagte im Vorbeigehen zu mir: „Sie werden stolpern und hinfallen.“
„Was?“, fragte ich und blickte dem Mann verblüfft nach. „René, hast du das gehört? Er hat gesagt, ich würde ...“
Vor mir blieb Jim plötzlich stehen. Ich stolperte. Ich fiel hin. Mit einem lauten Aufschrei, der in der gesamten Halle zu hören war.
„Mein Rücken! Meine Leber! Meine Galle! Du hast mich umgebracht!“, heulte Jim, der unter mir lag.
„Du bist ein Dämon. Man kann dich nicht umbringen. Halt endlich den Mund, sonst hört dich noch jemand!“, zischte ich verlegen und versuchte, mich aufzurappeln. Die Leute, die in der vornehmen Halle saßen, kühle Getränke zu sich nahmen, plauderten, eincheckten und was man sonst noch so in einem Hotel tut, drehten sich nach uns um.
Eine Hand streckte sich mir entgegen, und ich ergriff sie, dankbar, dass René mir aufhalf.
Nur leider gehörte die Hand nicht René.
Jim blickte ebenfalls auf die Hand. „Drake, würdest du meiner Dämonenfürstin bitte sagen, dass ich zwar nicht getötet, aber durchaus beschädigt werden kann. Vermutlich hat sie gerade jede einzelne Rippe in meinem Körper gebrochen. Mann, hier sollte mal jemand ein paar Pfund abnehmen, und eins kann ich dir sagen: Ich meine nicht mich damit!“
3
Ich biss die Zähne zusammen, als ich in Drakes amüsierte grüne Augen blickte. Ich hasste es, wenn Jim mich als Dämonenfürstin bezeichnete. Rein theoretisch war der Titel natürlich korrekt, weil Jim aus den Legionen seines früheren Fürsten hinausgeworfen
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