Dragon Love 02 - Manche liebens heiss
Jugendstilgebäuden vorbei, an kleinen, von Bäumen beschatteten Plätzen, die von hübschen schwarzen schmiedeeisernen Zäunen umgeben waren, an Straßen voller Geschäfte und Menschen, und an mehr Kirchen, als man sich vorstellen kann. Alles gefiel mir, und ich machte mir im Geiste eine Notiz, mir unbedingt etwas Zeit zum Sightseeing zu nehmen. „Außerdem habe ich Drake nicht grausam verlassen. Ich habe ihm erklärt, warum es nicht in meine Pläne passt, die Gefährtin eines Wyvern zu sein. Und nur zur Erinnerung: Er hat noch nicht einmal versucht, mich zurückzuhalten. Und er hat auch nicht angerufen und mich gebeten, zu ihm zurückzukommen. Ich hätte natürlich sowieso nicht gewollt, aber er hat es auch gar nicht erst probiert. Das Schicksal hat sich also nicht gerade ein Bein ausgerissen.“
René blickte mich aus seinen braunen Augen im Rückspiegel an.
„Er hat mir noch nicht einmal eine E-Mail geschickt“, murrte ich, schämte mich jedoch schon, kaum dass mir die Worte über die Lippen gekommen waren. Ich hatte vier lange Wochen Zeit gehabt, um mich mit der Tatsache abzufinden, dass das Leben anscheinend etwas mit mir vorhatte, das ich nicht akzeptieren wollte. Zum einen, dass ich als Gefährtin eines Wyvern, des Chefs einer der vier großen Drachensippen, zur Welt gekommen war. Und zum anderen, dass ich über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügte - was ich wesentlich bereitwilliger akzeptierte -, vorausgesetzt, ich fand jemanden, der mir in meiner Eignung als Hüterin Unterricht gab.
„Hast du genug gejammert?“, warf Jim ein.
„René ist ein Freund. Ich darf mich doch wohl noch bei einem Freund beklagen. Du bist ein Dämon im Hundefell. Steck deinen Kopf wieder aus dem Fenster und pass auf, dass du keinen Käfer verschluckst oder so. Wir haben nämlich kein Geld, um zum Tierarzt zu gehen.“
„Siehst du, was ich meine?“, sagte Jim zu René. „Totaler Zusammenbruch.“
„In welches Hotel soll ich dich bringen?“, fragte René schnell.
Er kannte Jim auch gut und wusste, wie sehr einem der Dämonenhund auf die Nerven gehen konnte.
„Ins Thermalhotel Danu. Es ist auf der Margareteninsel. Angeblich ist es ein großes Konferenzhotel mit allen möglichen Annehmlichkeiten wie Masseuren, einem Park mit Wegen zum Joggen oder Walken, Saunas, Thermalbädern und etwas, was in der Hotelbroschüre als Erheiterungsbad beschrieben wird. Darauf bin ich besonders gespannt.“
„Ah. Ich kenne das Hotel Danu. Es ist sehr teuer, très chic.“ René zog eine Augenbraue hoch, als er mich im Rückspiegel ansah. Ich schrie auf und zeigte aus dem Fenster. René riss das Lenkrad herum, um in letzter Sekunde einem anderen Auto auszuweichen, und Jim landete auf meinem Schoß. „So vornehm wohnst du doch normalerweise gar nicht, oder irre ich mich etwa?“
Nur René konnte einen Fast-Zusammenstoß mit solcher Nonchalance übergehen. Ich holte tief Luft, um mein heftig klopfendes Herz zu beruhigen. „Nein, normalerweise nicht, aber ich bin wegen einer Konferenz hier, die in diesem Hotel stattfinden wird, und dafür gab es Sonderpreise. Ich habe fast mein ganzes Erspartes dafür ausgegeben, aber ich dachte, es lohnt sich. Und als ich herausfand, dass diese Tagung zufällig in der Stadt stattfindet, in der ich ein Amulett abliefern muss, dachte ich, die Gelegenheit sei einfach zu günstig.“
„Siehst du?“ René nickte. „Du hörst doch auf das Schicksal. Das ist gut. Kotz.“
Innerlich schüttelte ich den Kopf. Ich hatte ihn sicher nicht richtig verstanden. „Wie bitte?“
„KOHTZ. Die Konferenz. Du bist hier wegen der Konferenz der Kartenleger, Orakel, Hüter ...“
„... Theurgen und Zauberer“, beendete ich den Satz. Woher mochte er von der Konferenz überhaupt wissen? Genau wie ich war auch René ein Neuling in der Anderswelt, und das auch nur, weil er mir damals bei einem Mordfall geholfen hatte. „Ach so, KOHTZ. Ja, genau ... Wie hast du denn eigentlich davon erfahren?“
„Ich bin nicht so hinter dem Mond, wie du vielleicht denkst“, erwiderte er geheimnisvoll. „Es ist gut, dass du auf dein Herz hörst und einsiehst, dass du eine Hüterin bist. Das sollst du ja schließlich auch sein. Aber du hast auch noch ein Objekt erwähnt. Bist du immer noch die Kurierin, der dein Onkel am meisten vertraut?“
„Ja. Von irgendetwas muss ich ja schließlich leben, ganz zu schweigen vom Unterhalt für meinen Ex-Mann. Onkel Damian hat mir noch eine Chance gegeben zu beweisen, dass ich wertvolle
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