Dragon Sin: Roman (German Edition)
unsterblich in diesen Drachen, und sie hatte keine Ahnung, wie sie mit diesem Gefühl umgehen sollte. Doch morgen konnten sie schon tot sein, daher spielte es eigentlich sowieso keine Rolle.
Ihre Lippen berührten sich gerade, als sie eine Stimme hörten: »Huch! Entschuldigung.«
Rhona machte sich von Vigholf los und sah, wie Branwen aus der Höhle schlüpfte. Einen Augenblick später hörten sie: »He, Iz! Du schuldest mir ein Bier. Ich hab dir doch gesagt, dass die beiden es miteinander treiben.«
»Siehst du?«, neckte Vigholf sie. »Positives Denken.«
»Ich denke doch positiv. Ich bin davon überzeugt, dass meine ganze Sippe verrückt ist.«
28 Briec der Mächtige fühlte sich, als säße er schon jahrelang an diesem langweiligen Ort fest. Es gab nichts zu lesen. Nichts zu tun, außer herumzusitzen. Gute Götter, ihm war so langweilig!
Er schaute zur Seite und sah Land, aber er konnte es nicht erreichen. Er sah, wie sich einige Drachen unter einer der Sonnen amüsierten. Sie aßen und tranken, und es hatte den Anschein, dass sie auch vögelten.
Und er saß hier … gefangen.
»Und gelangweilt!«, brüllte er. »Mir ist so langweilig! «
Das Pergamentblatt segelte aus dem Himmel und landete unmittelbar neben ihm. Briec hob es auf. Es war nicht der erhoffte Brief mit der genauen Anweisung, wie er hier herauskommen oder wenigstens an den Ort gelangen konnte, an dem die anderen Drachen so viel Spaß hatten. Aber es stand etwas darauf, das er erkannte.
In sorgfältig geschriebenen Buchstaben stand dort: Für meinen Daddy .
Briec lächelte. Als die Post noch durchgekommen war, hatte er oft süße kleine Zeichnungen von Rhian erhalten, die immer die gleiche Botschaft als Überschrift getragen hatten. Doch das hier … das war etwas anderes. Normalerweise zeichnete sie Pferde oder Vögel oder die Burg, in der sie lebte. Aber das hier waren nur … Symbole.
Warum hatte sie ihm Symbole gezeichnet? Symbole, an die er sich nur undeutlich – sehr undeutlich – erinnerte.
Er legte das Blatt auf den Boden und glättete es. Ja. Er kannte mindestens eines der Symbole aus seiner Zeit als Lehrling der Drachenmagie, als er noch geglaubt hatte, er würde sein ganzes Leben mit Büchern und Magie verbringen. Aber der Ruf des Drachenkriegers hatte alles andere überschattet, und so hatte er einen neuen Weg eingeschlagen. Doch er erinnerte sich noch an einige Dinge von damals. Zum Beispiel an dieses Symbol. Es war unglaublich alt. Und, wenn er sich recht erinnerte, unglaublich mächtig.
»Woher? Woher weiß ich das?«
Briec zog mit der Kralle das Muster auf dem Papier nach. Die Linien wanden sich und wirbelten über das Blatt, und als Briec sie mit der Kralle weiter entlangfuhr, hoben sie sich allmählich von dem Pergament. Sie wurden lebendig, wuchsen und tanzten um ihn herum. Fasziniert sah er zu, wie die Bilder immer schneller und immer heller wurden, bis Briec es nicht mehr ertragen konnte, sie anzusehen. Bis er gar nichts mehr sehen konnte. Bis er sich mit einem Schrei aufsetzte.
Keuchend öffnete er die Augen und sah seinen Bruder an.
»Fearghus?«
»Briec?«
Briec sah sich um. Er befand sich nicht länger auf jenem einsamen Landstrich. Er war in der Höhle, und der Lärm, den die feindlichen Waffen machten, war seinen gelangweilten Ohren ein willkommener Klang.
»Den Göttern sei Dank. Was für ein dämlicher Traum.« Er lächelte, aber sein Bruder starrte ihn weiterhin wortlos an. Dann kam Ragnar hereingerannt; einige Heiler befanden sich dicht hinter ihm. Und auch sie alle starrten ihn an.
»Was ist los? Warum seht ihr mich so an?« Als niemand antwortete, stand er auf, und nun gafften sie noch erstaunter. »Was ist denn?« Als sie noch immer keine Antwort gaben, schüttelte er den Kopf.
»Ich hole mir jetzt etwas zu essen. Ich bin hungrig.« Er drängte sich an ihnen vorbei. Noch immer hatte er keine Ahnung, warum sie ihn so anglotzten, andererseits wusste er nicht, ob er es überhaupt erfahren wollte. Er konnte es später herausfinden … wenn sie alle die Gabe der Sprache wiedergefunden hatten.
Fearghus deutete auf die Stelle, wo sein Bruder gelegen hatte und fast gestorben war, und dann auf die Stelle, wo er soeben die Höhle verlassen hatte. »Wie …«
Ragnar schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Du hast ihn gesehen, Fearghus. Sein Rücken war … war …«
»Brei. Sein Rücken war Brei.«
»Ja. Ich hätte nie geglaubt, dass er es überlebt, ganz zu schweigen davon …«
»… dass
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