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Dragon Sin: Roman (German Edition)

Dragon Sin: Roman (German Edition)

Titel: Dragon Sin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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er irgendwann wieder gehen kann. Aber wie …«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Ragnar ernst. »Vielleicht wollen wir auch gar nicht wissen, welche dunklen Mächte deinen Bruder geheilt haben, sodass er wieder gehen kann, als wäre nichts passiert.«
    Rhian ließ die Hände ihrer Cousine los und lächelte. »Das hat Spaß gemacht!«
    »Das war langweilig«, beschwerte sich Tally. Dann sah sie ihre Cousine an. »Und unsere Schwerter haben wir noch immer nicht zurück.«
    »Ich habe doch schon gesagt, dass es mir leidtut!«
    »Aber das bringt unsere Schwerter nicht zurück!« Warnend hob Tally den Finger. »Und fang bloß nicht an zu weinen, du großes Baby.«
    »Ich bin kein Baby!«
    Die Tür zu dem kleinen Zimmer im obersten Stock der Burg wurde geöffnet, und Ebba trat ein. Sie schaute finster auf die Kinder herab. »Wie … wann habt ihr …« Sie stampfte mit dem Fuß auf und flüsterte: »Wie schafft ihr es immer wieder, euch von mir wegzustehlen?«
    Rhian und Tally sahen Ebba stumm an, und Talan gähnte und schlief bereits, noch bevor sein Kopf bequem in Rhians Schoß ruhte. Seine bevorzugten Plätze für ein Nickerchen waren entweder jemandes Schoß oder der Rücken eines Hundes.
    In dieser Nacht schlief Annwyl nicht. Sie schlief überhaupt nicht mehr viel. Es gelang ihr einfach nicht mehr, die Augen zu schließen, egal wie erschöpft sie war.
    Sie vermisste den Schlaf. Sie vermisste es, alle Gedanken für ein paar Stunden aus ihrem Kopf zu vertreiben. Doch irgendwie machte ihr Körper immer weiter, obwohl sie nicht verstand, wie das möglich war. Sie sollte schon lange tot sein, aber sie machte einfach immer weiter.
    Irgendwie wurde sie immer weiter getrieben. Sie war eine Getriebene.
    Als sie Menschen und Drachen herumhuschen hörte, nahm sie an, dass es bereits Morgen war. Izzy brachte ihr etwas Brot und Käse und erzählte ihr, dass sie einen unterirdischen See gefunden hatte, doch Annwyl nickte nur. Sie war nicht in der Stimmung, dorthin zu gehen. Sie war nicht in der Stimmung, Wasser auf ihrer Haut zu spüren. Stattdessen blieb sie in der Mitte der großen Höhle stehen und wartete. Sie wartete darauf, dass der Rebellenkönig endlich das tat, was er tun musste.
    Doch auch dieser Morgen brachte nicht die Erfüllung ihres Wunsches. Da ihr die Zeit davonlief, begab sie sich doch zu diesem See. Sie bemerkte kaum, dass ihr Menschen und Drachen gleichermaßen aus dem Weg gingen. Keiner wollte der »verrückten Königin« zu nahe kommen.
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte Annwyl über eine solche Reaktion gelacht. Sie war nur so verrückt, wie ihre Aufgaben es erforderten, und das hatte sie ihrem Gefährten oft genug gesagt. Aber in der letzten Zeit fühlte sich Annwyl genauso verrückt, wie alle es von ihr behaupteten.
    Vielleicht lag es am Schlafmangel. Sie war sich ziemlich sicher, dass man Schlaf brauchte, wenn man richtig funktionieren wollte. Und wie konnte sie erwarten, richtig zu funktionieren, wenn sie nicht schlafen konnte? Wenn man sie nicht schlafen ließ? Warum ließ man sie nicht schlafen?
    Annwyl fand den See, zog ihre Kleidung aus und tauchte ins Wasser. Sie schrubbte sich die Kopfhaut und bemerkte, dass noch immer kleine Stücke der Soldaten aus den Hoheitsgebieten im Haar und am Körper klebten. Ursprünglich hatte sie geplant, den Kommandanten einer Einheit aus den Hoheitsgebieten gefangen zu nehmen und von ihm alle Informationen zu erhalten, die sie brauchte, um Gaius aufzuspüren, aber stattdessen hatte sie es zugelassen, dass sie selbst gefangen genommen wurde. Das hatte man ihr befohlen.
    Sie war es leid, Befehle entgegenzunehmen.
    Sie stemmte ihren Körper aus dem Wasser, setzte sich nass und nackt ans Ufer des Sees, schlang die Arme um die angezogenen Beine und legte die Stirn auf die Knie. So schaukelte sie vor und zurück. Sie versuchte, es nicht zu tun, denn es schien jeden aufzuregen, der es sah – aber irgendwie beruhigte es sie. Also schaukelte sie vor und zurück und versuchte nachzudenken. Doch ihr Kopf war so müde.
    Immer wenn es ihr so schlecht ging, kam er. Er tat dasselbe, was er immer tat: Er legte sich neben sie und drückte seinen Kopf an sie.
    »Er wird nicht helfen«, sagte sie zu ihm. »Dein Rebellenkönig, auf den du so sehr gesetzt hast. Er wird nicht helfen.« Sie schaukelte heftiger. »Ich könnte ohne ihn dorthin gehen.« Sie wusste, dass sie wieder dummes Zeug redete. Aber sie konnte einfach nicht aufhören. »Ich könnte dorthin gehen und alle umbringen.

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