Dragon Sin: Roman (German Edition)
erinnern, was mein Vater mir auf der Insel Garbhán gezeigt hat. Annwyl scheint mit den Ergebnissen zufrieden zu sein.«
»Aber?«
»Aber was ist, wenn es nicht funktioniert? Was ist, wenn die Waffe gerade dann versagt, wenn Annwyl sie am dringendsten braucht?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, mein Vater wäre hier. Er hätte es so viel besser machen können.«
»Zentaurenmist. Ich weiß, dass du großartige Arbeit geleistet hast.«
»Du legst großes Vertrauen in mich.«
»Ich weiß, was ich gesehen habe. Und daran glaube ich.« Er schob seine Waffen beiseite. »Was ist los, Rhona? Was macht dir Sorgen?«
»Dass wir hier sitzen und etwas planen, das sich nach einer Selbstmordmission anhört, während unsere Sippe …« Rhona schloss die Augen. »Ich kann keinen Kontakt mehr zu den Drillingen herstellen. Und auch nicht zu meinen anderen Geschwistern.« Sie grinste schief. »Bei meiner Mutter stört es mich nicht so.«
»Ich konnte meine Brüder und Meinhard ebenfalls nicht erreichen. Genauso wenig wie meine Mutter. Ich bezweifle allerdings, dass wir deswegen das Schlimmste befürchten müssen.«
»Ich weiß. Aber die Drillinge sind allein und auf sich selbst gestellt. Niemand passt auf sie auf.«
»Sie brauchen niemanden, der auf sie aufpasst.« Vigholf beugte sich vor und sah ihr tief in die Augen. »Hast du sie etwa nicht beobachtet, Rhona? Hast du nicht die Geschicklichkeit bemerkt, mit der deine Schwestern töten? Du hast sie gut ausgebildet. Besser, als jeder andere es gekonnt hätte.«
»Trotzdem sollten wir an ihrer Seite sein.«
»Aber wir sind nun einmal hier.«
»Und wir werden tot sein, bevor morgen die Sonne untergeht.«
Vigholf zog Rhona auf seinen Schoß und legte ihr die Arme um die Hüften. »Das sind keine positiven Aussichten.«
»Gibt es denn überhaupt noch irgendetwas Positives? Ich habe Gerüchte gehört, dass Annwyl herumläuft und den Leuten erzählt, ein Wolf lecke ihr den Kopf.«
»Was?«, fragte Vigholf lachend.
»Das hat sie gesagt. Sie fühle sich besser, weil ihr ein Wolf über den Kopf geleckt habe. Und dieser Person werden wir morgen in die Provinzen folgen.«
»War es ein großer Wolf? Oder einfach nur ein stämmiger Hund?«
Rhona versuchte von Vigholfs Schoß herunterzurutschen, aber er hielt sie fest.
»Ich habe dich etwas gefragt«, beharrte er.
»Nein. Du wolltest mich auf den Arm nehmen, dabei macht diese Frau mir wirklich Angst!«
»Sie macht allen Angst.« Er dachte einen Augenblick nach und fügte dann hinzu: »Außer Izzy. Ihr jagt Annwyl keine Angst ein.«
»Wenn du Izzys Lebensgeschichte kennen würdest, bevor sie zu Briec und Talaith gekommen ist, würde dich das nicht mehr wundern.«
»Du willst also aufgeben?«
»Ich kann nicht aufgeben. Ich bin eine Cadwaladr. Wir machen weiter bis zum letzten Atemzug. Es liegt uns im Blut – wie es bei allen Krankheiten der Fall ist. Es ist reine Idiotie.«
Er runzelte die Stirn. »Idiotie ist keine Krankheit.«
»Für mich ist es eine.«
Bradana ging vor ihren Zwillingen – Quatsch, Drillingen – auf und ab.
Diese verdammten Mädchen. Sie hatten ihre Schwester schützen wollen, ohne an die Auswirkungen zu denken.
Bradana war keine Närrin. Sie kannte die Loyalität, die ihre Töchter ihrer ältesten Schwester entgegenbrachten. Und Rhona hatte sie verdient. Doch niemand konnte behaupten, dass ihre Mutter nicht alles tun würde, um jeden Einzelnen von ihnen zu beschützen. Nicht einmal ihr stures ältestes Kind konnte so etwas sagen!
»Es tut uns leid, Mum.«
»Ja. Wirklich und aufrichtig leid.«
»Rhona hat gesagt, dass sie nicht lange weg sein wird. Sie wollte nur Keita und Ren absetzen und dann wieder herkommen.«
»Und das war das Letzte, was ihr von eurer Schwester gehört habt?«
Sie nickten.
»Aber«, fügte eine von ihnen hinzu, »niemand hat mehr etwas von einem Blutsverwandten hinter der euphrasischen Grenze gehört. Von Daddy haben wir schon seit Wochen keine Nachricht mehr bekommen.«
»Auch die königliche Familie hat nichts mehr gehört«, gab Bradana zu. »Normalerweise erhalten sie regelmäßig Botschaften von der Königin, aber es ist nichts mehr durchgekommen.«
»Dann geht es Rhona vermutlich gut, nicht wahr?«, fragte eine der Schwestern, die offenbar unbedingt hören wollte, dass mit ihrer Schwester alles in Ordnung war. »Wir sind einfach alle irgendwie abgeschnitten.«
In diesem Alter waren sie so süß. So voller Hoffnung und positiver Einstellung. Aber Bradana
Weitere Kostenlose Bücher