Dragon Sin: Roman (German Edition)
Schwester des Königs befreien würde, erhielt sie überdies noch eine Halskette und eine kleine Phiole mit einer Flüssigkeit darin. »Zeig die Kette meiner Schwester. Dann wird sie wissen, dass ich dich geschickt habe. Und danach muss sie das trinken, was sich in der Phiole befindet.«
»Was ist das?«, fragte Rhona.
»Meine Schwester muss hellwach sein, damit sie dir bei der Flucht helfen kann. Die Wirkung dieser Flüssigkeit hält nicht lange an, also müsst ihr euch beeilen. Aber wenn sie das hier trinkt, wird sie stark genug sein, um dir zu helfen.«
»Ein Trupp meiner Männer und ich werden euch den Weg zum Stadttor zeigen«, sagte General Varro. »Aber ihr werdet allein hineingehen. Macht einen Bogen um die Stadtwachen. Sie haben die Angewohnheit, verdächtig aussehende Fremde zu befragen.«
»Und ihr fünf seht eindeutig verdächtig aus«, murmelte der König.
»Wenn ihr angehalten werdet, soll der Nordländer das Reden übernehmen. Sie sind an Leute von deiner Art eher gewöhnt und werden euch vermutlich ziehen lassen. Aber wenn sie euch andere als Südländer erkennen, seid ihr in Schwierigkeiten.« Er sah den König an. »Sonst noch etwas?«
»Nicht dass ich wüsste.«
Annwyl trat vor den König. Ein Gespräch unter Herrschern. »Du tust das Richtige.«
»Ich hoffe, du hast recht.«
Wie versprochen, eskortierten General Varro und einige seiner Männer sie bis zu einer Stelle, von der aus es noch etwa zehn Meilen bis zum Haupttor waren. Mit überraschender Leichtigkeit flossen sie mit dem Strom der Reisenden in die Stadt hinein. Wie der König vorhergesehen hatte, war es geradezu unglaublich einfach für sie, an den Wächtern und Soldaten vorbeizukommen, ohne zur Rede gestellt zu werden, denn wegen der monatlichen Spiele herrschte ein ungeheuer großes Gedränge. Für den Fall, dass sie doch angehalten werden sollten, hielten sie eine passende Geschichte bereit.
Als sie in der Stadt waren, folgten sie den Massen zur großen, kreisrunden Arena, die eine unmittelbare Verbindung zum königlichen Palast besaß und zahlreiche umlaufende Ränge hatte, von denen aus man auf die Kampffläche blicken konnte.
Doch statt sich zu dem Vordereingang für die zahlenden Zuschauer zu begeben, gingen die fünf zum Seiteneingang, der in die Kellergewölbe führte, und reihten sich in eine lange Schlange ein.
Während sie warteten, wandte sich Rhona an die anderen Frauen. »Seid ihr wirklich bereit für das hier?« Izzy antwortete nicht sofort, und Rhona schnippte vor ihrem Gesicht mit den Fingern.
»Hä?«
Gute Götter . »Ich habe gefragt, ob ihr bereit seid.«
Izzy runzelte die Stirn. »Bereit wofür?«
Rhona ballte die Hände zu Fäusten.
»Oh! Du meinst … o ja. Ja. Ich bin bereit.«
Rhona verspürte den unwiderstehlichen Drang, dem Mädchen eine Standpauke zu halten. »Du musst aufmerksam sein, Izzy. Du darfst nicht tagträumen oder an deine nächste Mahlzeit denken. Du musst mit all deinen Sinnen hier sein. In diesem Augenblick. Hast du das verstanden?«
Das Mädchen nickte. »Aye, ich habe verstanden. Ich bin hier. Und bereit.«
»Gut.« Rhona wandte sich an Brannie. »Und du?«
»Ich bin auch bereit.«
Schließlich hatte die Gruppe den Eingang und den Tisch erreicht, an dem Herren und Sponsoren die Dienste ihrer Kämpfer anboten. Hier konnte man sich einschreiben, wenn man bereit war, für Geld bis zum Tod zu kämpfen. Wenn der Kämpfer gewann, konnte er sich Reichtum und Ansehen erwerben. Wenn er verlor, wurde sein Leichnam auf einen großen Abfallhaufen geworfen, der am Ende jeden Monats angezündet wurde. Rhona fand es erstaunlich, wie viele dieses Risiko eingingen, obwohl sie gegen die besten Kämpfer des Reiches antreten mussten.
Rhona wartete hinter Vigholf, der an den Tisch herangetreten war. Ein Eisendrache in menschlicher Gestalt warf einen kurzen Blick auf ihn und schüttelte den Kopf. »Keine Drachen heute. Nur Menschen.«
»Ich habe Menschen dabei.«
Vigholf packte Annwyl und Izzy, zerrte sie nach vorn und riss ihnen die Kapuzen vom Kopf. »Hübsch, nicht wahr? Und die hier hat große Titten«, sagte er und deutete auf Annwyl.
Brannie senkte sofort den Blick. Ihre Schultern bebten. Aber Rhona konnte einfach nicht erkennen, was daran so verdammt lustig war.
Der Eisendrache schaute auf und kniff abschätzend die Augen zusammen. »Frauen?« Er schniefte. »Nicht viel wert, weil sie schnell sterben. Wir brauchen Leute mit wirklichen Fähigkeiten, mit wirklichen …«
Vigholf
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