Dragon Sin: Roman (German Edition)
Meine Cousine kann nicht ewig die Stellung halten.«
Die Prinzessin hob den Kopf ein wenig und öffnete den Mund. Brannie goss den Inhalt der Phiole hinein.
»Schluck es, und ich werde dich von den Ketten befreien. Gute Götter«, sagte sie, als sie einen Schlüssel nach dem anderen an den Handfesseln der Prinzessin ausprobierte. »Die eigene Familie so zu behandeln! Das verstehe ich nicht. Na ja, wir Cadwaladrs prügeln unsere Verwandten auch windelweich, aber nur, wenn es unbedingt nötig ist. So etwas würden wir einander nie antun.«
Keiner der Schlüssel passte, also nahm Brannie ihre Axt zu Hilfe. Nach zwei Schlägen zersplitterte die Kette, und sie half der Prinzessin auf die Beine.
»Kannst du gehen?«
Wie zur Antwort brach die Prinzessin zusammen und zerrte an ihrem Goldhalsband. Brannie erkannte, dass es eines der verzauberten war, die einen Drachen in menschliche Gestalt zwangen. Doch dieses Halsband schien noch mehr zu können. Nun, da die Prinzessin von ihren Ketten befreit war, schien das Ding sie zu erwürgen.
»Mist«, sagte Brannie, ging vor der Prinzessin in die Hocke und packte das Halsband. Sie hatte keine Ahnung von Magie. Das überließ sie den Hexen und Zauberern. Für Brannies Geschmack war das Ganze mit zu viel Lesen und Denken verbunden. Aber wie sollte sie mit diesem Ding hier fertigwerden, wenn sie nicht einmal wusste, worum es sich handelte? Sie musste es unschädlich machen, bevor es diese Frau umbrachte.
Brannie betrachtete das Ding, während sie verzweifelt darüber hinwegzusehen versuchte, dass das Gesicht der Prinzessin bereits blau anlief. Soweit sie wusste, war das kein gutes Zeichen. Ein rascher Blick verriet ihr, dass in das Halsband ein kleines Schloss eingelassen war, für das ein Schlüssel nötig war. Leider hatte sie diesen nicht. Keiner der Schlüssel an ihrem Bund war klein genug. Verzweifelt ließ Brannie die Prinzessin allein und lief zurück zu Rhona.
»Die Prinzessin!«, rief sie.
»Was ist mit ihr?«, rief Rhona zurück, während sie gleichzeitig gegen vier Drachen kämpfte.
»Sie hat ein Halsband. Ich kann es ihr nicht abnehmen!«
»Na und?«
»Es bringt sie um!«
Rhona knurrte. »Verdammter Mist.« Sie warf Brannie ihren Speer zu. »Übernimm du.«
Brannie war dankbar dafür, dass sie wieder etwas tun konnte, was sie kannte, und folgte dem Befehl sofort.
Rhona rannte zu der Prinzessin und erkannte schnell, dass Brannie die Wahrheit gesagt hatte. Das Gesicht der Drachin war blau angelaufen, und ihre Hände zerrten verzweifelt an dem goldenen Halsband. Dieses Miststück Vateria hatte dafür gesorgt, dass die Prinzessin nicht entkommen konnte, selbst wenn König Gaius höchstpersönlich zu ihrer Rettung eilte.
Rhona beugte sich über die Prinzessin und drückte ihre Hände von dem Halsband weg. Sie betastete das Metall und fand schnell das kleine Schlüsselloch. Also musste es einen Schlüssel dafür geben. Einen Schlüssel, den vermutlich nur Vateria besaß. Aber das war egal, denn schließlich war Rhona die älteste Tochter von Sulien, und das war aus zwei Gründen von Bedeutung.
Sie steckte ihre Finger zwischen das Halsband und den Hals der Prinzessin und hoffte, auf diese Weise den Druck ein wenig verringern zu können. Dann öffnete Rhona den Mund und spuckte etwas geschmolzene Lava in ihre freie Hand. Sie schmierte die Lava auf das Halsband, bevor sie erkaltete, und sang dabei die passenden Worte. Unter ihrem Blick wurde der goldene Kragen zuerst zu Stahl und dann zu Glas.
Nun konnte Rhona ihn zerbrechen, und die Prinzessin rang keuchend nach Luft.
»Gutes Mädchen«, sagte Rhona und klopfte ihr auf die Schulter. »Glaubst du, dass du stehen kannst?«
Die Prinzessin nickte, und Rhona half ihr auf die Beine. Sie hatten den Raum zur Hälfte durchquert, als die Frau plötzlich zitterte und bebte. Rasch begriff Rhona, dass die Drachin einen Anfall hatte.
Das Zittern wurde schlimmer, und Rhona war gezwungen, sie auf den Boden zu legen und mit den Händen gegen ihre Schultern zu drücken. Gute Götter, hoffentlich würde die Drachin sich jetzt nicht verwandeln. Diese Kerker waren nicht für Drachen in ihrer natürlichen Gestalt gebaut worden.
»Rhona, komm!«, rief Brannie. Rhona hörte, dass ihre Cousine noch immer im Korridor um die Ecke kämpfte.
»Halt die Stellung!«, befahl Rhona ihr. »Wir werden gleich …«
Eine starke Hand legte sich um Rhonas Hals und drückte zu. Sie bekam keine Luft mehr, und einige Knochen drohten zu
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