Dragon Touch
Kleidern – Annwyls war tannengrün und
Morfyds von einem kräftig leuchtenden Rot.
Sie standen beide nur da und starrten ihn an. Vielleicht
war es auch ein böser Blick. Jedenfalls war etwas.
»Was?«, fragte er, als sie viel zu lange nichts sagten.
Annwyl stemmte die Hände in die Hüften. »Du hast ihren Arsch markiert?«
Dagmar wich wieder einmal Fals aufdringlichen Händen aus
und schob sich durch die Menge im Rittersaal. Nichtsdestotrotz konnte sie dem
Drachen nicht allzu böse sein. So viel männliches Interesse hatte sie nie zuvor
erfahren – das war ziemlich berauschend.
Genau wie Bercelaks Wein.
Also, das hätte ihr Vater als echten Wein bezeichnet. Nicht dieser schwache
Südländerwein, sondern herzhaftes, schweres Zeug, das einem den Rost vom Schild
holen konnte. Damit in Kombination mit Morfyds Salbe, spürte Dagmar sehr wenig
Schmerzen.
Sie blieb stehen und starrte Königin Annwyl an. Mit
Verzweiflung im Gesicht formte diese mit ihren Lippen die Worte: »Hilf. Mir.«
Dagmar verdrehte die Augen, ging zu ihr hinüber und tippte
Éibhear auf die Schulter. »Du musst sie jetzt runterlassen«, erklärte sie noch
einmal, als er sie ansah.
»Ich will nicht.« Er umarmte Annwyl fester, woraufhin die
Königin nach Luft schnappte. »Wir hätten sie fast verloren. Ich war unglücklich
darüber. Ich fand es
schrecklich, unglücklich zu sein! «
»Ich weiß, ich weiß. Aber du zerquetschst sie noch.« Sie
zeigte auf den Boden. »Runter. Du musst sie runterlassen.«
Mit einem hinreißenden Schmollgesicht schüttelte der
blauhaarige Drache den Kopf. »Nein.«
»Na gut. Aber ich mache mir Gedanken. Es geht um Izzy.«
»Ich habe es meinen Brüdern schon gesagt, und jetzt sage
ich es dir … Izzy ist mir egal, außer als Nichte. Sie ist eine sehr verzogene,
nervtötende Nichte.«
»Ich verstehe das absolut und habe dasselbe auch Gwenvael
gesagt. Aber wie du weißt, habe ich zwölf Brüder. Und wenn ich sehe, wie einer
davon eines der Dienstmädchen hinter die Ställe zerrt, mache ich mir Sorgen.
Und als ich gesehen habe, wie Celyn …«
»Was?« Sofort ließ er Annwyl fallen, die glücklicherweise wieder genug
Gleichgewichtssinn besaß, um nicht auf dem Hintern zu landen. »Wo?«
»Ich habe sie da hinausgehen sehen.« Sie deutete ans
andere Ende des Rittersaals. »Sie schien mir ein bisschen unsicher zu sein.«
»Dieser verdammte Kerl!« Éibhear rannte hinter Izzy her,
und Dagmar bedeutete einer der Dienerinnen, noch einen Becher Wein zu bringen.
»Danke.« Annwyl zog ihr Kleid in Form, indem sie ihre
Brüste packte und sie zurechtschob, dann nahm sie den Becher, den ihr die
Dienerin hinhielt. »Ich liebe ihn wirklich, aber wenn er einen einmal erwischt
hat, ist er wie ein wilder Affe.«
»Ich habe es gemerkt.«
Die Königin nahm einen Schluck Wein und fragte: »Und falls
Izzy wirklich hinter den Ställen ist …«
»Sie ist irgendwo da drüben.« Sie winkte zu einer Gruppe
von kichernden Mädchen hinüber. »Ich werde sagen, Celyn hätte es versucht, aber
Izzy hätte ihn total abblitzen lassen.«
Lachend prosteten sich die beiden Frauen mit ihren Bechern
zu und nahmen noch ein paar Schlucke.
Kurz darauf kam Morfyd herangestürmt. »Wir haben ein
Problem. Und hör auf, diesen Wein zu trinken.« Sie riss Annwyl den Becher aus
der Hand. »Du stillst noch!«
»Na und? Die Heilerin sagte, ich darf.«
»Die Heilerin ist menschlich, und Menschen sind Idioten.
Nichts für ungut, Dagmar.«
Dagmar zuckte die Achseln und nahm noch einen Schluck.
»Ich werde nicht zulassen, dass du meine Nichten und
Neffen in Gefahr bringst, bis sie abgestillt sind.«
»Viel wichtiger ist, dass es anscheinend ein Gerücht gibt,
dass du untot und unheilig bist. Lord Craddock hat versucht, die anderen
menschlichen Lords aufzustacheln.«
Ohne ein Wort machte sich die Monarchin auf den Weg, doch
Morfyd hielt sie hinten am Kleid fest und riss sie zu sich zurück. »Wage es ja
nicht, dort rüberzugehen und ihnen zu erzählen, du seist untot!«
»Bitte, lass mich gehen und es sagen! Bitte! «
»Nein! Sag es ihr, Dagmar. Sag ihr, es ist eine furchtbare
Idee!«
»Na ja …«
»Na ja? Was soll das heißen, na ja?«
»Mein Vorschlag?« Sie bedeutete den beiden Frauen mit
einer Kopfbewegung, näher zu kommen. » Sag nicht, dass du untot bist. Das ist
zu offensichtlich und kann bei den anderen Monarchen gegen dich verwendet
werden. Aber wenn er fürchtet ,
dass du untot bist, könnte dir das definitiv zum Vorteil
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