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Dragon Touch

Dragon Touch

Titel: Dragon Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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der
Schöne.«
    »Faszinierend. Und ich kenne meinen Platz, Lord Gwenvael.
Ich kenne meine Rolle.«
    »Ach, komm schon. Du kannst mich etwas fragen.«
    »Also gut.« Sie warf einen Blick auf seine Brust. »Dieses
Wappen auf deinem Wappenrock.«
    »Was ist damit?«
    »Ich habe gelesen, dass das Volk, das es trug, vor mehr
als fünfhundert Jahren ausgelöscht wurde.«
    Er blieb stehen und sah prüfend auf das Wappen.
»Verdammt«, sagte er nach einer Weile. »Ich hasse das.«
    »Hast du sie selbst umgebracht?«
    »Vielen Dank auch, so alt bin ich nicht. Und ich glaube,
es war einer meiner Onkel. Aber es ist so peinlich.«
    »Ach ja?«
    »Stell dir vor, du plauderst nett mit irgendeinem
menschlichen Mitglied eines Königshauses, und dann schaut es sich dein Wappen
näher an. Sein Gesicht wird ganz bleich und schwitzig, und dir wird plötzlich
klar – Götter, ich habe die gesamte männliche Linie deiner Familie ausgelöscht,
nicht wahr? Das ist peinlich.«
    »Ich kann es mir vorstellen.«
    Sie gingen weiter, und es überraschte Dagmar nicht im
Geringsten, dass er fragte: »Und wie bist du zu dem Namen Bestie gekommen?«
    Dagmar hielt vor der breiten Eingangstür an, die in den
Hauptsaal führte. Sie senkte den Blick und sprach leise. Mit verletztem
Unterton. »Die Frau eines meiner Brüder hat mir diesen Spitznamen gegeben, weil
ich so unscheinbar bin. Sie wollte mich verletzen, und das hat sie auch
geschafft.«
    Ein langer, starker Finger legte sich unter ihr Kinn und
hob ihr Gesicht an. Sie hielt den Blick abgewandt und gab sich große Mühe, am
Boden zerstört auszusehen. Sie hatte aufgehört zu zählen, wie viele Geschichten
sie im Lauf der Jahre darüber erfunden hatte, wie sie zu ihrem Spitznamen
gekommen war. Sie log nicht nur aus Spaß, sondern weil sie die Wahrheit nie
jemandem erzählen würde. Die Schuldgefühle über ihre Taten des damaligen Tages
und deren Folgen waren auch nach all der Zeit immer noch frisch.
    Doch die Geschichte immer auf den Fragenden umzumünzen,
war eine angenehme Art der Unterhaltung und hatte ihr immer entweder Mitleid
oder Furcht eingebracht, je nachdem, was sie gerade brauchte. Sie hielt die
Geschichten einfach und schnörkellos und mied mögliche Fallen, falls ihr
Gedächtnis sie später im Stich ließ.
    »Meine süße, süße Dagmar«, sagte er sanft, verführerisch.
»Das wäre fast perfekt gewesen – wenn du es nur geschafft hättest, noch ein
Tränchen zu zerdrücken.«
    Dagmar achtete darauf, nur verwirrt zu erscheinen, und
nicht verärgert. »Wie bitte, Mylord?«
    »Du musst lernen zu weinen. Sonst geht das Ganze am Ende
in die Binsen. Eine einzige Träne wirkt Wunder. Genau hier.« Er fuhr mit dem
Finger über ihre Wange, und Dagmar zog reflexartig den Kopf zurück.
    Der Goldene lächelte. »Das ist dein wahres Ich. Sieh sich
einer diese Augen an. Wenn sie Dolche wären, würden sie mich in Streifen
schneiden.«
    »Ich habe keine Ahnung, was du meinst, Mylord.«
    »Natürlich nicht. Du bist nur eine törichte Frau. Ohne
Hirn.« Er ging um sie herum, und sie spürte, wie eine Hand über ihren Hintern
strich. Sie zuckte zusammen, und er hatte die Stirn, erschrocken
dreinzublicken. »Na komm schon, törichte Frau. Stell mich den wichtigeren
Männern vor.«
    Gwenvael folgte der lügnerischen Lady Dagmar – erwartete
sie wirklich, dass er diese Geschichte glaubte? – in die Reinholdt-Festung.
Diese war nicht so kümmerlich wie er erwartet hatte, aber er hatte schon
unbewohnte Höhlen gesehen, die wärmer und freundlicher gewirkt hatten.
    Das Erdgeschoss bestand hauptsächlich aus einem großen
Raum mit einer ansehnlichen Feuerstelle, über der mehrere Wildschweine brieten.
Davor standen Reihen um Reihen von Esstischen. Eine kleine Gruppe von Frauen
saß schwatzend an einem Tisch, und falls sie den Mann sahen, der unter ihrem
Tisch schlief, schenkten sie ihm keine Aufmerksamkeit. Hunde, die überhaupt
nicht wie die aussahen, die Die Bestie züchtete, rannten frei in der Halle
herum und fraßen alles, was sie auf dem Boden fanden.
    Bis Gwenvael und Dagmar die Mitte des Raumes erreicht
hatten, war alle Betriebsamkeit verebbt und aller Augen ruhten auf ihnen.
    Ein großer, massiger Mann mit einem Krug Ale in der Hand
trat vor sie hin, den misstrauischen Blick auf Gwenvael gerichtet.
    »Dagmar.«
    »Bruder.«
    »Wer ist das?«
    »Das ist Lord Gwenvael. Ich bringe ihn zu Vater.«
    Der Nordländer musterte Gwenvael aufmerksam, bevor er
sagte: »Er muss aus dem Süden sein. So braun

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