Dragon Touch
ursprünglich recht
gehabt hatte, also habe ich meine Meinung nie mehr geändert.«
Mit dieser hier würde es nicht leicht werden. Dennoch
widersetzte sie sich ihm nicht direkt, sie reagierte nur nicht auf ihn. Egal,
wie sehr er sie reizte, sie weigerte sich, darauf einzugehen. Das ärgerte ihn
wahnsinnig!
»Na schön«, schnappte er. »Dann rede ich mit deinem Vater.
Mal sehen, ob er dich überreden kann, dich wie eine echte und gute Gastgeberin
zu verhalten.«
»Tu das.«
Gwenvael blieb stehen und starrte auf sie hinab, bis sie
gezwungen war zu fragen: »Also …?«
»Weiß nicht, wo er ist.«
»Such ihn.«
»Eine gute Gastgeberin würde mir den Weg zeigen.«
»Eine gute Gastgeberin würde so etwas wie dich gar nicht
in ihrem Heim dulden.«
»Das war gemein.«
»Ja.«
»Dann hilfst du mir also nicht?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich habe es doch schon erklärt. Ich mag dich nicht. Gut,
ich mag die meisten Leute nicht, aber dich kann ich besonders wenig leiden. Ich
könnte meine eigene Religion gründen, die darauf gründet, wie wenig ich dich
mag.«
Weil ihm die Ideen ausgingen, wie er mit diesem Weib
zurechtkommen sollte, ging Gwenvael zu einer seiner altbewährten Methoden über.
Er schniefte … und dann schniefte er noch einmal.
Die Bestie blinzelte verwirrt, doch als sie die erste
Träne fallen sah, weiteten sich ihre Augen vor Schreck.
»Warte … warte mal … weinst du etwa?«
Diese Fähigkeit hatte er sich selbst beigebracht, als er
kaum zehn Jahre alt war. Bei seinen Brüdern brauchte er das, um seine Mutter
dazu zu bringen, ihren Lieblingssohn so gut wie möglich zu beschützen. Heute
nutzte er diese Technik nur noch selten, aber er befand sich schließlich in
einer verzweifelten Lage.
»Du bist so gemein zu mir«, beschwerte er sich unter
Tränen.
»Ja, aber …«
»Warum hilfst du mir nicht?«, jammerte er.
»Also gut, also gut.« Sie hob die Hände. »Ich bringe dich
zu meinem Vater.«
Er schnüffelte die Tränen weg. »Versprochen?«
»Muss ich …« Sie seufzte und stieg vom Zaun. Sie sprang
nicht, noch stieg sie anmutig herab. Es war ein vorsichtiger, bewusster
Schritt. Er hätte gewettet, dass sie viele vorsichtige Schritte in ihrem Leben
tat.
Sie kam durch das Tor und schloss es hinter sich. »Knut,
hierher.« Der Leckerbissen, der beinahe Gwenvaels Nachmittagssnack geworden
wäre, ging sofort bei Fuß, wobei er Gwenvael mit seinen gelben Hundeaugen genau
beobachtete.
»Und du«, sagte sie zu Gwenvael, »komm mit.«
Gwenvael sah ihr nach. Ihr Kleid war unförmig und farblos.
Er konnte kein bisschen von ihrem Körper erkennen, und er musste sich einfach
fragen, wie sie unter alledem aussehen mochte. War sie spindeldürr, oder hatte
sie ein paar Kurven? Waren ihre Brüste große Hände voll oder so klein, dass man
nur hineinzwicken konnte? War ihr Hintern flach, oder würde er sich an ihm
festhalten können? Stöhnte sie, oder schrie sie eher?
Sie blieb stehen und warf ihm über die Schulter einen
finsteren Blick zu. »Also, was ist … kommst du?«
Und sie schien es nicht sehr zu schätzen, dass er schon
wieder anfing, über sie zu lachen.
5 Sobald sie den Hof betraten, spürte Dagmar, dass die
Blicke aller auf ihnen ruhten. Menschen hielten in ihrer Arbeit inne; die
Soldaten und Krieger unterbrachen ihre Übungen. Und die Frauen … Dagmar war
überrascht, dass keine in Ohnmacht fiel. Seufzer hörte sie mit Sicherheit.
Tiefe, lange Seufzer. Ein Dienstmädchen, das einen großen Korb Brot in den
Speisesaal der Soldaten trug, lief gegen eine Wand, weil sie so damit
beschäftigt war, den Drachen anzustarren, der so tat, als wäre er ein Mensch.
Dagmar konnte nur noch die Augen verdrehen.
»Sind diese Männer nackt?«
Dagmar blinzelte über den Hof zu einem der vielen
Trainingsplätze hinüber und nickte. »Ja.«
»Warum?«
»Wenn man in dieser Kälte nackt kämpfen lernt, hat man
gute Chancen, kämpfen zu können, egal, was man trägt.«
»Gibt es viele Nacktkämpfe zwischen Nordlandmännern? Machen
sie so etwas gern?«
Sein neckender Tonfall hätte sie fast zum Lachen gebracht.
»Wenn sie es gerne tun, versichere ich dir, dass nicht ein Einziger es zugeben
wird.«
»Ich wundere mich, dass du mir noch keine Fragen gestellt
hast.«
»Was hätte ich dich fragen sollen?«
»Nach Königin Annwyl. Nach ihrer Beziehung zu Drachen.
Oder vielleicht einfach nach meinem Namen.«
»Das interessiert mich nicht.«
»Das ist eine Lüge. Und mein Name ist Gwenvael
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