Dragon Touch
lang abnahm. »Warum, sollte für dich nicht
von Bedeutung sein, aber ich bin sicher, wir beide können zu einer … Übereinkunft
kommen, die für alle Beteiligten annehmbar sein wird.«
»Wir beide? Nein, nein.« Dagmar stieß ein kurzes, falsches
Lachen aus und stellte ihren Kelch zurück auf den Tisch. Einen Augenblick lang,
einen herrlichen Augenblick lang, spürte er, während sie sprachen, dass nur
Hitze und Sex von ihr ausgingen. Sie liebte das Spiel genauso wie er, doch
diese Barbaren bremsten sie. Eine Schande, wirklich. Denn er fragte sich, was
sie tatsächlich getan hätte, wenn sie freie Hand gehabt hätte. »Ich würde
niemals Verhandlungen von solcher Wichtigkeit führen.«
»Wie bitte, Schwägerin?«, schaltete sich die ein, die in
dem ekelerregenden Parfum, das sie benutzte, was auch immer es war, gebadet
haben musste – Kikka,
richtig? »Bist du nicht die Politikerin der Ländereien deines Vaters?«
Dagmar rührte sich nicht, ihr Gesichtsausdruck blieb
unbewegt, und sie tat nichts, das nahelegte, dass die Worte der Frau einen Nerv
getroffen hatten. Doch Gwenvael durchschaute Lady Dagmar wegen ihrer kalten,
grauen Augen.
Wussten diese Weiber nicht, mit was für einem gefährlichen
Tier sie spielten? Sahen sie es wirklich nicht? Oder machte sie ihre Eifersucht
blind für die Risiken, die sie eingingen?
Kikka legte eine zarte, makellose Hand auf seinen
Unterarm. »Du musst wissen, Lord Gwenvael, dass unsere kleine Dagmar hofft,
dass die Regeln sich eines Tages ändern werden und sie als weiblicher Warlord
über alles regieren wird, was du hier siehst. Dass unsere großartigen Krieger,
wenn sie in die Schlacht reiten, ›Für Die Bestie‹ skandieren werden und nicht
›Für Den Reinholdt‹.«
Aaah,
nicht blind. Dumm .
Die faden Frauen am Tisch lachten über Kikkas Witz, bis
Kikka aufschrie, ihren Stuhl zurückschob und vom Tisch wegstolperte.
Eymund verdrehte die Augen. »Was ist denn jetzt wieder?«
»Eines von ihren bösartigen Viechern hat mich gebissen!«
Dagmar legte eine Hand auf die Brust. »O Kikka, es tut mir
so leid!« Sie warf einen Blick unter den schweren Holztisch. »Komm her, Kleine.
Komm her.« Ein Hund, der groß genug war, dass Gwenvael auf ihm hätte in die
Dunklen Ebenen zurückreiten können, tauchte unter dem Tisch auf. »Na, na, Idu,
ich weiß, dass du mit Knut spielen willst, aber nicht heute Abend. Geh jetzt
nach draußen.«
Die große, nach ihrer weißen Schnauze und dem Grau in
ihrem Fell zu urteilen schon ältere Hündin, kam unter dem Tisch hervor und
schlenderte aus dem Saal.
»Du hast sie absichtlich da runtergeschickt!«, fluchte
Kikka, während ihr einer der Diener das Blut vom Knöchel wischte.
»Und warum sollte ich das tun?«
»Du weißt, dass der Hund mich hasst!«
»Der Hund hasst dich. Verstehe. Und deshalb schicke ich
ihn unter den Tisch, damit er dich angreift, wenn du etwas sagst, was ihm nicht
passt? Das war der Masterplan des Hundes , oder?«
»Nein! Ich meinte, du … du weißt, was ich meinte,
verdammt!«
»Setz dich!«, befahl Eymund. »Du machst dich lächerlich!«
»Aber sie …«
»Setz
dich!«
Das Gesicht rot vor Wut, den zornigen Blick allein auf
Dagmar gerichtet, zog Kikka ihren Stuhl zurück und setzte sich. Sie sah
Gwenvael an, und er wusste, was er in ihren Augen sah. Eine eindeutige
Aufforderung. Mit dem richtigen Wort oder Blick von ihm würde sie einen Weg
finden, ihn in ihr Zimmer einzuladen oder sich später am Abend irgendwo draußen
zu treffen.
Als Antwort drehte sich Gwenvael auf seinem Stuhl um und
konzentrierte sich wieder auf Eymund. »Da deine Schwester keine Verhandlungen
führen kann, hoffe ich, dass dann wir beide zusammenarbeiten werden. Sehr eng.«
Er genoss es so sehr, wie der Mann jedes Mal erstarrte,
wenn er das tat. Der Mensch sah aus wie das Reh, auf das Gwenvael ein paar Tage
zuvor im Wald gestoßen war. Er fragte sich, was Eymund dazu bringen würde,
vollends davonzujagen.
Dagmar schob ihren Stuhl zurück und stand auf. »Ich gehe
ins Bett, Vater. Lord Gwenvael.«
»Lady Dagmar«, antwortete er, ließ seine Aufmerksamkeit
aber weiter auf Eymund gerichtet – sehr zu dessen Entsetzen. »Also, sag mir,
Eymund …« Gwenvael knabberte an einem knackigen Stück Obst. »Was hast du heute
noch vor … nach dem Dessert?«
Morfyd die Weiße Hexe riss sich das Kleid vom Leib, das
sie nur Augenblicke zuvor übergestreift hatte, und griff nach einem anderen.
Wann war sie nur so geworden? So jämmerlich und
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