Dragon Touch
Monate
sein. Aber selbst mit Zwillingen … so dick dürfte sie noch nicht sein.«
»Machst du dir große Sorgen?«
»Ich mache mir Sorgen.« Sie lehnte den Kopf an seinen.
»Ich mache mir definitiv Sorgen.«
»Du tust schon dein Bestes für sie. Mehr kann sie nicht
verlangen. Das kann keiner von uns.«
»Ich weiß.«
»Sie wird heute Abend nicht beim Essen sein. Hat man dir
das schon gesagt?«
»Nein.« Sofort machte sie sich Gedanken. »Geht es ihr
gut?«
»Es geht ihr gut. Fearghus sagte, sie will heute Abend
einfach im Bett bleiben. Es klingt, als wären dann nur wenige im Rittersaal.«
»In Ordnung.«
»Also dachte ich, wir beide könnten hier oben essen. Auch
im Bett bleiben.«
Sie drehte ihr Gesicht zu ihm herum und ließ das Gefühl
seines Kusses durch ihren Körper spülen.
»Wirst du dieses Kleid heute Abend beim Essen tragen?«
Ihre Lider öffneten sich flatternd, und ihr wurde bewusst,
dass er aufgehört hatte, sie zu küssen. Sie hasste es, wenn er aufhörte, sie zu
küssen.
»Das? Äh … ich habe es nur anprobiert. Ich wollte es nicht
tragen.«
»Lass mal sehen.« Er schob sie von sich. »Geh ein Stück.
Ich schaue es mir mal an.«
Sie fühlte sich unwohl, stand aber auf und drehte sich
langsam zu ihm um. Sie sollte kein Rot tragen. Ihre Mutter hatte ihr
ausdrücklich gesagt, dass sie nie Rot tragen sollte. Was hatte sie sich dabei
nur gedacht?
»Geh mal ein Stück zurück, damit ich das ganze Kleid sehen
kann.«
Sie machte mehrere Schritte rückwärts. »Und?«
»Hübsches Kleid. Du siehst toll aus in Rot.«
»Wirklich?«
»Aye.« Sein Blick wanderte von Kopf bis Fuß und wieder
zurück. »Wirklich.«
Morfyd spürte, wie ihr Selbstbewusstsein unter diesem
Blick wuchs. Gedieh. »Danke.«
Er streckte sich auf dem Bett aus und stieß ein wunderbar
zufriedenes Seufzen aus, ohne dabei den Blick von ihr abzuwenden. »Es ist
wirklich tragisch, dass du es nicht lange tragen wirst.«
Während sie auf ihn zuging und ihre Finger schon die Ärmel
des Kleides von ihren Schultern schoben, sagte sie: »Ja, Brastias. Tragisch.«
Gwenvael schüttelte seine Haare aus diesem dummen Zopf und
begann, im Zimmer auf und ab zu gehen.
»Natürlich«, murmelte er vor sich hin, »schick nicht
Gwenvael. Er verpfuscht es nur. Nutzloser, wertloser Gwenvael.«
Wäre sie von einem seiner drei Brüder gekommen, hätte
Gwenvael Morfyds Bemerkung einfach abgetan. Aber von Morfyd oder seiner kleinen
Schwester Keita schmerzte es. Tief. Dass sie glaubten, er nähme das Ganze nicht
ernst, tat wirklich weh. Annwyl bedeutete ihm alles, und niemals hätte er sie
oder ihre Zwillinge in Gefahr gebracht. Warum sah seine Familie das nicht? War
es, weil er sich weigerte, jede Herausforderung mit tödlichem Ernst zu
betrachten? Sollte er etwa wie Fearghus jedes Lebewesen finster anstarren? Oder
nichts als ständige Verachtung an den Tag legen wie Briec? Oder vielleicht
permanent mit großen Augen und durch und durch ernsthaft durchs Leben gehen wie
Éibhear? Konnte ihn seine Sippe nur dann ernst nehmen? Wie konnten sie es nach
all den Jahren immer noch nicht sehen?
Und er weigerte sich, sich noch länger anzuhören, dass es
an seiner »Hurerei« lag, wie sein Vater es so gern nannte. Keiner aus seiner
Sippe lebte wie ein Mönch, auch wenn Morfyd diesem Ideal näher kam als alle
anderen.
Dennoch schien letztendlich nur Annwyl, eine Menschliche,
die er seit noch nicht einmal fünf Jahren kannte, seinen Wert zu erkennen. Nur
sie glaubte wirklich an ihn.
Und deshalb war sie der Grund, warum er nicht versagen
würde.
Ein Klopfen riss ihn aus seinen depressiven Gedanken – und
die Götter wussten, er hasste es, rührselig zu sein –, und er ging durch den
Raum, um die dicke, robuste Holztür zu öffnen. Wenn er darüber nachdachte, schienen
ihm die meisten Dinge im Norden hölzern und robust zu sein. Selbst die Leute.
Gwenvael blinzelte auf das Dienstmädchen hinab, das vor
ihm im Flur stand.
»Aye?« Als sie die Stirn runzelte, sagte er: »Ja?«
»Ich … äh …« Sie sah ihn sich genau an und schauderte ein
bisschen, bevor sie mutig sein Zimmer betrat.
»Kann ich dir irgendwie helfen, Mäuschen?«
»Ich bin ein Geschenk«, sagte sie und zog schon ihr Kleid
aus. »Ein Geschenk für dich, Mylord.«
Sie verschlang ihn mit Blicken. Sie wollte seine Männlichkeit,
aber das überraschte ihn nicht wirklich.
»Ach ja? Ein Geschenk von wem?«
»Von Dem Reinholdt natürlich.«
»Verstehe.« Gwenvael ging durchs Zimmer
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