Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dragon Touch

Dragon Touch

Titel: Dragon Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
Vom Netzwerk:
und
Glattes. Ihre Hand glitt über die Oberfläche nach unten, während sie versuchte
zu verstehen, was sie da berührte.
    »Das fühlt sich wunderbar an.«
    Dagmar riss ihre Hand zurück. »Zeig dich, Drache!«
    Die Dunkelheit schimmerte, und wo zuvor nichts gewesen
war, war plötzlich doch etwas. Goldene Schuppen, eng an seinem Körper
anliegende weite Schwingen, Klauen, Zähne. Er saß ihr zugewandt, sein langer
Schwanz mit dem abgehackten Ende schwang träge über der Dachkante hin und her.
    »Lady Dagmar. Es ist eine wunderschöne Nacht.«
    Sie antwortete nicht; zu verärgert war sie, dass er sie
gefunden hatte. Zu verärgert, dass er sie gesehen hatte.
    Feuer umhüllte den Drachen, und Dagmar drehte rasch den
Kopf weg: Die Hitze war viel zu nah für ihren Geschmack. Dann, Augenblicke
später, setzte er sich neben sie. Als Mensch.
    Und nackt.
    Wie er es auch in seinem Zimmer getan hatte, stützte er
die Arme hinter sich auf, um seinen Oberkörper aufzurichten, die Handflächen
flach auf den Dachziegeln. Seine langen Beine waren angewinkelt, seine
lächerlich großen Füße fest vor ihm aufgestützt. Aber es war seine Männlichkeit
von ansehnlicher Größe, die faul an seinem Schenkel ruhte, die ihr
augenblicklich den Mund trocken werden ließ. Große Vernunft, wenn er schon in schlaffem Zustand so
ist  …
    Sie zwang sich, den Blick abzuwenden und fragte: »Ist dir
nicht kalt?«
    »Nein.«
    Sie reichte ihm eine ihrer Felldecken. »Zieh trotzdem das
hier über.«
    Er kicherte und breitete die Decke über seinen Schoß.
»Hast du eben geguckt?«
    »Das muss ich nicht. Ich sehe jeden Tag nackte Männer.«
    »Aber keinen so prächtigen wie mich.« Das stimmte, aber
das hätte sie nie laut ausgesprochen.
    »Warum bist du hier?«
    »Wollte die Aussicht bewundern. Genau wie du.« Dagmar
antwortete nicht auf seine schlagfertige Bemerkung; stattdessen analysierte
sie, wie schlimm das Ganze hier für sie werden konnte.
    Er konnte versuchen, es gegen sie zu verwenden, aber nur,
wenn sie es zuließ. Ihr Vater wäre nicht erfreut, aber egal wie sie es
betrachtete, für Kikka war es immer schlimmer, was die Aufmerksamkeit ganz
leicht von Dagmar ablenken konnte. Es war Kikka, die Eymund betrog. Es war
Kikka, die …
    »Du kannst damit aufhören.«
    Dagmar sah ihn böse an. »Womit kann ich aufhören?«
    »Zu versuchen, dir zu überlegen, wie ich es gegen dich
verwenden könnte.«
    »Ich habe nicht …«
    »Weil ich es nicht tun werde.«
    Dagmar schloss den Mund und starrte stur geradeaus. »Wirst
du nicht?«
    »Nein. Ist das Wein?« Er beugte sich über sie und griff
nach der Flasche.
    »Warum?«
    »Warum was?« Er öffnete die Flasche, nahm einen großen
Schluck – und würgte. »Götter der Unterwelt! Was ist das denn?«
    »Der Wein meines Vaters. Er ist nicht so weich wie die
Weine aus dem Süden.«
    »Er ist nicht so weich wie gesplittertes Glas!« Aber er
nahm trotzdem noch einen Schluck, bevor er ihr die Flasche zurückgab. Sie
wollte nach dem Becher greifen, aber es schien ihr die Art von Nacht zu sein,
in der man direkt aus der Flasche trank. Also tat sie es und nahm mehrere
Mundvoll, bevor sie sie wieder verschloss.
    »Du sagst also, dass du das nicht gegen mich verwenden
wirst.«
    »Das werde ich nicht, nein.«
    »Und warum nicht? Wir wissen beide, dass du etwas von mir
willst. Etwas, das ich dir nicht geben werde. Also warum solltest du das hier
dann nicht benutzen?«
    »Aus zwei Gründen. Erstens würde dich das zu meiner
Feindin machen. Und ich will dich nicht zur Feindin. Um genau zu sein, bist du die
letzte Person in allen Nordländern, die ich mir als Feindin leisten kann.«
    »Da hast du recht«, räumte sie ein.
    »Ich weiß. Würde ich das hier benutzen, würde ich die
Wahrheit erfahren, das ist sicher. Aber nur einen Teil davon. Genug, damit ich
gehe, aber nicht genug, dass es mir wirklich hilft. Nicht genug, damit Königin
Annwyl in Sicherheit ist.«
    Er hatte recht. Er hatte haargenau recht. »Und der zweite Grund?«
    Der Drache lächelte. »Ich schaue auch gern zu. Es wäre
heuchlerisch von mir, das gegen einen anderen zu verwenden.«
    »Ich schaue nicht zum Vergnügen zu. Ich muss lediglich
sicher sein …«
    »Nicht.« Er schüttelte mit ernstem Gesicht den Kopf. »Lüg
mich nicht an.« Er schwang den Arm herum und umschloss mit der Geste die weiten
Ländereien um sie herum. »Lüg alle an. Sag ihnen alles, was sie hören wollen,
wenn du dadurch bekommst, was du willst. Aber lüg mich nicht

Weitere Kostenlose Bücher