Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dragon Touch

Dragon Touch

Titel: Dragon Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
Vom Netzwerk:
vorn, um sich abzufangen. Ihre Hände knallten auf den unerbittlich harten
Nordlandboden, ihre weichen Handflächen wurden von den scharfen Felsen,
Glassplittern, Steinen und anderem Müll, der hier überall herumlag,
aufgerissen. Sie stieß den Atem aus, und ihre Augengläser fielen ihr von der
Nase.
    Von alledem beunruhigte sie der Verlust ihrer Augengläser
am meisten.
    Sie tastete blinzelnd um sich und versuchte, die kleinen
runden Gläser zu finden, auf die sie inzwischen so angewiesen war. Wenn sie
wieder zu Hause war, würde sie Bruder Ragnar um mehrere neue Paare bitten.
    »Wie ich sehe, hat dir nie jemand beigebracht, wie man
richtig fällt.«
    Erschöpft, voller Schmerzen und in Angst, sie könnte die
einzigen Dinge zerbrochen haben, mit deren Hilfe sie deutlich sehen konnte,
starrte Dagmar den Drachen neben sich wütend an. Er hatte sich neben sie
gekauert, deshalb verschwamm seine Gestalt nur an den Rändern. »Nein, Lord
Gwenvael, mir hat nie jemand beigebracht, wie man richtig fällt.«
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte er.
    »Ich brauche meine Augengläser.«
    Er griff vor sie und nahm etwas in die Hand. »Ist das das
einzige Paar, das du hast?«
    Panik stieg in ihr auf. »Sind sie kaputt?«
    »Nein. Ich frage nur. Wenn man unterwegs ist, zerbrechen
Dinge gern oder werden gestohlen oder gehen einfach verloren. Wenn das dein
einziges Paar ist …«
    »Es ist im Moment mein einziges Paar, aber ich habe jetzt
wohl kaum Zeit, mir Gedanken um ein neues Paar zu machen, oder?«
    »Du bist furchtbar schnippisch.«
    Sie biss so fest die Zähne zusammen, dass sie fürchtete,
sie würde sie in kleine Stücke zermalmen, griff nach ihren Augengläsern und
hoffte, sie ihm aus der Hand reißen zu können. Er hielt seine Hand ganz einfach
höher, außerhalb ihrer Reichweite.
    »Gib sie mir!«
    »Nein. Du machst sie nur blutig. Deine Handflächen
bluten.« Er sah sich um; die anderen Leute auf der Straße gingen um das Paar
herum, als wären sie einfach tote Tiere, die ihnen im Weg lagen. »Hier. Lass
uns von der Straße runtergehen.« Er streckte die Hand nach ihr aus, und sie hob
ihre, in der Erwartung, er werde sie nehmen. Doch er tat es nicht. Er schob nur
ihren Arm beiseite und hob sie an der Taille hoch.
    »Ich muss nicht getragen werden!«
    »Natürlich musst du das, du armes, schwaches, ungeschicktes
Ding.«
    Gwenvael trug sie tief in den Wald neben dem Weg und
setzte sie mit dem Rücken an den Stamm eines großen, alten Baumes gelehnt ab.
»Schau zu mir hoch.«
    Sie tat es, und er setzte ihr vorsichtig die Augengläser
auf die Nase, wobei er darauf achtete, dass die Bügel perfekt hinter ihren
Ohren saßen. »So. Besser?«
    Sie blinzelte, die Welt um sie herum wurde wieder scharf.
»Du hast ja keine Ahnung.«
    »Eigentlich schon. Als ich achtundneunzig war, hat mich
mein Bruder in einen Vulkan geschubst.«
    Er erzählte ihr die merkwürdigsten, brutalsten Geschichten
über seine Familie. Und was hatte das überhaupt mit ihrer Lage zu tun?
    »Bitte sag mir, dass an dieser Geschichte noch mehr dran
ist.«
    »Ist es. Wie du dir vorstellen kannst, kann Lava unserer
Gattung nicht viel anhaben. Obwohl sie« – er lehnte sich ein bisschen vor und
senkte die Stimme – »obwohl sie großartig ist, wenn man Blitz- oder Sanddrachen
foltern will.«
    »Ich werde es mir merken.«
    »Tu das. Man weiß nie, wann man Informationen dieser Art
gebrauchen kann. Jedenfalls …« Er bewegte langsam und vorsichtig ihre Hand und
das Handgelenk von einer Seite zur anderen, auf und ab, und beobachtete sie
genau, während er weitersprach: »Die Lava hat schon ein bisschen gebrannt, aber
nicht so, dass es wirklich gestört hätte. Aber ich habe meine Augen nicht fest
genug zugemacht. Ein bisschen davon ist hineingekommen. Ich habe wochenlang nur
verschwommen gesehen. Als ich dann mitten im Hof meiner Mutter stand und
schrie: ›Will keiner dem Blinden helfen? Wird mich niemals mehr jemand lieben,
jetzt, wo ich blind bin?‹, hat mich meine Mutter dann schließlich zu einer
Heilerin geschleppt.«
    Dagmar verzog die Lippen, um ein Lachen daran zu hindern,
sich hinauszustehlen. Sie wollte wütend auf ihn bleiben.
    »Ich bin sicher, du warst erleichtert, als deine Augen
wieder funktionierten.«
    »Stimmt. Aber ich muss zugeben, dass es großen Spaß
gemacht hat, die Hände zu meinen Brüdern hinaufzustrecken, ihre Gesichter zu
befühlen und zu sagen: ›Bist du das, Briec? Ich … ich weiß es wirklich nicht.‹«
Er lachte. »Und wenn

Weitere Kostenlose Bücher