Dragon Touch
er sie
alle abgewiesen und war zu der Lügnerin zurückgekehrt. Sie war nicht einfach
eine Lügnerin, weil sie log, wann immer es ihr gelegen kam. Sie war eine
Lügnerin, weil sie vorgegeben hatte, etwas zu sein, was sie nicht war.
Kalt? Diese Frau war nicht kalt, ganz egal, was sie der
Welt vorspielen wollte. Dagmar Reinholdt war beherrscht. Ein stiller Vulkan,
der darauf wartete, auszubrechen.
Und warum sollte ihn das beschäftigen?, könnte man fragen.
Weil seine Reaktion auf sie ihn so verwirrte. Während dieses Kusses und ein
paar Liebkosungen ihrer kleinen, bandagierten Hand durch seine Kettenhose hindurch
war er beinahe gekommen, wie er nie zuvor gekommen war.
Selbst jetzt konnte er ihre Berührung noch spüren. Und der
Gedanke, was direkter Kontakt mit ihm anstellen würde, hatte ein hässliches
Summen in seinem Kopf ausgelöst, das er einfach nicht mehr loswurde.
Und
das war nur ihre Hand, Mann. Stell dir vor, was der Rest von ihr mit dir
anstellen würde!
Seine Gedanken mussten endlich die Klappe halten! Wenn er
anfing, darüber nachzudenken, war er verloren. Dann waren sie beide verloren.
Gwenvael starrte finster durch den Raum auf ihre schlafende
Gestalt. Ihr Götter, worauf hatte er sich da
nur eingelassen?
11 Er
wusste, dass es völlig sinnlos war, dass sie sich in einem Kleidergeschäft
befanden. Auch wenn er nur eine Stunde geschlafen hatte, was das anging, war er
klar im Kopf. Es handelte sich hier schließlich um Dagmar . Er konnte sich nicht vorstellen,
dass sie freiwillig in ein Kleidergeschäft ging, es sei denn, ihr Vater hielt
ihr seine Streitaxt an den Kopf.
Und doch wanderte er am frühen Morgen in einem
Kleidergeschäft herum. Er nahm ein verspieltes hellrosa Kleid und hielt es vor
sie hin. Dagmars entsetzter Gesichtsausdruck war unbezahlbar.
»Du machst wohl Witze!«
Das tat er. Überladene Kleider hätten nur dafür gesorgt,
dass sie sich unwohl fühlte. Und es war ihr Selbstbewusstsein, das er so
verführerisch fand.
»Was war das für eine Botschaft, die du vorhin verschickt
hast?«, fragte er, während er das Kleid zurückhängte und sich weiter umsah.
»An meinen Vater.«
»Bist du sicher, dass das eine gute Idee war?«
»Hätte er nicht bald etwas von mir gehört, wäre er mich
suchen gekommen. Es ist das Beste, ihm zu sagen, dass ich zwar noch nicht bei
Gestur bin, aber in Sicherheit. Die Alternative wäre, dass dein Kopf am Tor
meines Vaters hängen und umwerfend dabei aussehen würde.«
Er wandte ihr den Kopf zu. »Warum sind wir hier?«
Sie antwortete ihm nicht, sondern lächelte die junge
Verkäuferin an, die aus dem hinteren Teil des Ladens kam.
»Lady Dagmar!«
»Hallo Saamik.«
Zu Gwenvaels Überraschung umarmte die Verkäuferin Dagmar,
als wären sie lange verschollene Cousinen.
»Du siehst gut aus«, sagte Dagmar zu ihr.
»Danke.«
»Bist du glücklich?«
»Ich bin sehr glücklich, Mylady.« Sie nahm Dagmars Hand.
»Ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken soll. Ich habe jetzt ein kleines Haus
und eine Dame, die sich tagsüber um Geoff kümmert.«
»Das freut mich zu hören.« Dagmar trat näher. »Meinst du,
wir können uns kurz unterhalten? Unter vier Augen?«
»Natürlich. Gib mir ein paar Minuten.«
Die Verkäuferin eilte davon, und Dagmar grinste ihn an.
»Eine Verkäuferin?«, murmelte er leise, nachdem er näher
getreten war. »Du bekommst deine Informationen von einer Verkäuferin?«
»Die Ehefrauen und Schwestern sehr wichtiger Männer kommen
jeden Tag hierher. Und jeden Tag verbringen sie Stunden damit, sich neue
Kleider anpassen zu lassen.« Sie lächelte. »Ehefrauen wissen mehr als Männer
glauben, Lord Gwenvael. Und ihre Diener wissen alles .«
Dagmar nippte an ihrem Tee und hörte Saamik aufmerksam zu.
Saamik war auf dem Gebiet der Reinholdts aufgewachsen.
Ihre Eltern und deren Eltern und die Eltern von deren Eltern waren alle im
selben kleinen Gebiet geboren und aufgewachsen. Auch Saamik war zur dieser Art
von Leben bestimmt gewesen; ihr zukünftiger Ehemann war schon für sie
ausgewählt worden. Als Dagmar angeboten hatte, Saamik eine Ausbildung in einem
Kleidergeschäft zu verschaffen, hatte sie nicht um eine Gegenleistung gebeten.
Sie hatte Saamik auch nie etwas für dieses Geschenk versprechen lassen. Sie
hatten sich einfach nur Briefe geschrieben. Saamik wusste, wie sehr Dagmar Klatsch
mochte, und Dagmar hielt Saamik über ihre Familie und Freunde auf dem
Laufenden, die sie zurückgelassen hatte.
Es funktionierte alles
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