Dragon Touch
eingestehen, dass sein Vater recht
hatte, während die Klinge aus dem Boden gerissen wurde.
Ghleanna die Dezimiererin grinste Bercelak an. »Ts, ts,
ts, Bruder. Scheint, als hättest du deine Sprösslinge nicht gut genug
ausgebildet. Vater wäre schrecklich enttäuscht, Bercelak der Schwarze.«
»Das bereitet mir schlaflose Nächte«, schoss er zurück.
»Aaaah. Mein kleiner Bruder ist immer noch so charmant wie
am Tag, als er geschlüpft ist.« Sie ließ die Klinge zurück in die Scheide
gleiten, die sie auf den Rücken geschnallt trug, bevor sie sich in Bercelaks
Arme warf. »Du alter Mistkerl. Du änderst dich nie.«
»Du dich auch nicht.« Er umarmte seine Schwester kurz,
aber fest, bevor er sie auf Armeslänge von sich hielt und auf das blutbedeckte
Schlachtfeld deutete, das vor ihnen lag. »Ist das alles dein Werk?«
»Nicht ganz.« Sie drehte sich um und lächelte. »Der kleine
Éibhear?«, fragte sie aus voller Kehle lachend.
»Das war ich einmal.« Die beiden umarmten sich. »Jetzt bin
ich viel größer.«
»Das bist du wirklich.« Den Arm um Éibhears Schulter
gelegt, während ihr Schwanz liebevoll seinen Kopf kraulte, fragte Ghleanna:
»Also, Bruder, was führt dich hierher in den Westen? Und rede nicht um den
heißen Brei herum; du weißt, dass ich das hasse.«
»Das ist eine lange Geschichte, und ich bin müde. Hast du
eine Höhle, in der wir …«
»Zelte. Wir leben in letzter Zeit bei den menschlichen
Kriegern.«
Bercelaks Kopf fiel nach hinten, und er seufzte. »Ihr lebt
als Menschen … schon wieder?«
»Du weißt, wie viel Spaß uns das macht. Aber es gibt
Essen, einen warmen Ort zum Schlafen und deine Familie, die dir hilft, Bruder.
Ehrlich, was sonst könnte ein Drache sich wünschen?«
»Eine verdammte Höhle!«
»Grummel, grummel. Knurr, knurr.« Sie machte ihm ein
Zeichen, während sie über das ehemalige Schlachtfeld ging, den starken Arm
immer noch um Éibhear gelegt. »Na komm, Lord Ärgerlich.«
Bercelak murmelte etwas vor sich hin und folgte seiner
Schwester zum Lager. Als sie nur noch ein paar Schritte davon entfernt waren,
nahmen Vater und Sohn ihre menschliche Gestalt an und zogen die Kleider über,
die sie mitgebracht hatten. Ghleanna rammte ihr Breitschwert mitsamt der
Scheide in den Boden neben mehreren Reihen von Drachenwaffen. Sie verwandelte
sich, nahm sich Kleider von einer Wäscheleine und zog sich an.
Sie betraten das Lager, und Bercelak sah sofort seinen
älteren Bruder Addolgar mit einem seiner sechs Söhne ringen. Eine von Addolgars
sieben Töchtern versuchte gleichzeitig, ihren Vater niederzuringen, und stellte
sich jämmerlich dabei an, soweit Bercelak das beurteilen konnte. Wie die
meisten der Cadwaladrs wussten seine Geschwister anscheinend nie, wann sie
genug Küken hatten. Dreizehn waren es bei Addolgar, acht bei Ghleanna und
fürchterliche achtzehn bei seiner Schwester Maelona. Und Bercelak selbst hatte
vierzehn Geschwister, die Rhiannas Mutter immer »Shalins Brut« genannt hatte.
Eine Beleidigung, die Shalin, Bercelaks innig geliebte und schmerzlich
vermisste Mutter, immer mit einem Lächeln hingenommen hatte, denn sie hatte das
große Los gezogen. Sie hatte Bercelaks Vater Ailean gehabt.
Mit seinen nur sechs Kindern, wurde Bercelak von seinen
Geschwistern oft bemitleidet. Doch das war eine bewusste Entscheidung von ihm
und Rhiannon gewesen. Und hätte seine Sippschaft gewusst, wie viel Ärger die
sechs königlichen Nervensägen machen konnten, hätten sie ihn aus anderen
Gründen bemitleidet.
»He, Addolgar!« Ghleanna blieb neben dem Kochfeuer stehen
und nahm sich ein durchgebratenes Hähnchen. »Sieh mal, wer da ist.« Sie warf
Éibhear den ganzen Vogel zu.
»Au, danke. Ich sterbe vor Hunger.«
»Dachte ich mir. Konnte deinen Magen von hier aus knurren
hören. Es klingt, als würden sich Berge verschieben.«
Addolgar warf seinen Sohn in den Dreck und kam zu Bercelak
herüber. »He, Bruder!« Sie gaben sich die Hände, und Addolgar lächelte.
Bercelak sah nicht böse drein, was bei ihm immer einem Lächeln gleichkam.
Mit einem Blick über die Schulter fragte Addolgar: »Bist
du fertig?«
»Oh!« Die junge Drachin ließ ihren Vater los und fiel zu
Boden. Ihre menschliche Gestalt war nicht sehr kräftig, und Bercelak nahm an,
dass sie das frustrieren müsse. »Es ist noch nicht vorbei!« Sie stürmte davon,
und Addolgar lachte.
»Genau wie ihre Mum.« Addolgar beäugte seinen Bruder.
»Also, was führt dich her, Königinnengemahl?«
»Mein
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