Dragon Touch
seine
Finger sie weiter festhielten.
Plötzlich hörte er auf und befahl: »Entschuldige dich!«
»Niemals.«
Er fing wieder an und wirbelte sie dabei herum. Sie
lachten beide, und Dagmar versuchte verzweifelt, seine Hände abzustreifen, als
sie Saamik im Türrahmen stehen sah. Sie wusste, dass Gwenvael sie auch sah, als
ihre Füße plötzlich hart auf dem Boden auftrafen.
»Ich kann später wiederkommen, Mylady«, sagte Saamik und
bemühte sich nicht einmal, ihr Lächeln zu verbergen.
»Nein, nein. Sei nicht albern.«
»Eigentlich«, schaltete sich Gwenvael ein. » wären fünf
Minuten länger … au!«
Bercelak der Große, Gefährte der Drachenkönigin, Oberster
Drachenkrieger der Alten Garde, Oberster Befehlshaber der Armee der
Drachenkönigin und Allgemeiner In-Den-Hintern-Treter Der Königlichen Gören,
landete in der Nähe des blutbedeckten Schlachtfeldes. Sein jüngster Sohn
Éibhear begleitete ihn und hatte seit Stunden keine Minute den Mund gehalten.
Bercelak liebte all seine Nachkommen. Ehrlich. Aber sie
alle hatten Charakterzüge, die ihn selbst an seinen besten Tagen den letzten
Nerv kosteten. Und dies war keiner seiner besten Tage. Weit entfernt davon.
Botengänge für seine Königin und die Liebe seines Lebens zu machen war nichts
Neues, und normalerweise machte es ihm nichts aus.
Doch dieser spezielle Botengang ärgerte ihn maßloser als
alle anderen, denn er wusste, dass es ein zu gefährlicher Schritt war. Aber
hörte sie auf ihn? Natürlich nicht. Stattdessen folgte sie den Vorschriften
ihrer idiotischen Küken. Seiner idiotischen Küken.
Aber die Cadwaladrs mit hineinzuziehen war dumm. Bercelak
hatte seine Verwandtschaft immer als letzten Ausweg betrachtet.
Wenn man eine ganze Stadt dem Erdboden gleichmachen wollte
– und zum Schluss einer seiner Vettern sagte: »Oooh … das wollte ich alles gar
nicht, ehrlich!« – dann rief man die Cadwaladrs.
Ursprünglich hatte Rhiannon gefordert, dass er alle seine
Verwandten um Hilfe bat, doch das war einfach eine zu entsetzliche Aussicht,
denn er wusste ohne den allergeringsten Zweifel, dass sie wirklich gekommen wären.
Stattdessen hatte er versprochen, seine eher rationale Schwester und seinen
Bruder zu finden. Sie kämpften schon seit Monaten mit dem Großteil ihrer Sprösslinge
und etlichen anderen aus der Cadwaladr-Blutlinie im Westen. Das sollte mehr als
genug sein, um eine Menschenkönigin und die Brut seines Sohnes zu beschützen.
»Ich verstehe das nicht«, plapperte sein Jüngster weiter.
»Wie soll ich ein großer Krieger werden, wenn du mich nie in echte Kämpfe
schickst?«
»Das wird schon noch kommen. Hör einfach auf zu jammern.«
»Ich jammere nicht. Es ist eine berechtigte Frage. Du
hältst mich zurück.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Es stimmt, nicht wahr? Fearghus, Briec und sogar Gwenvael
wurden lange, bevor sie in ihren Neunzigern waren, in den Kampf geschickt. Und
ich mache Botengänge und werde behandelt, als wäre ich gerade erst geschlüpft.«
Éibhear verstand es wirklich nicht, oder? Er konnte sich
nicht mit seinen älteren und sehr viel verschlageneren Brüdern vergleichen.
Anders als sie sorgte sich Éibhear. Nicht nur um sich selbst, was die akzeptable egoistische Haltung
der meisten Drachen war, sondern um alle. Er sorgte sich, ob Menschen in
Sicherheit waren und ob sie glücklich waren. Sogar ob Drachen glücklich waren! Wann waren
Drachen jemals glücklich – zumindest in diesem lächerlichen menschlichen Sinn
des Wortes? Und warum sollte es ihn kümmern, ob sie es waren oder nicht?
»Ich finde es einfach ungerecht, dass du mir keine Chance
gibst wie den anderen. Was ist an ihnen so verflucht besonders?«
Als Bercelak sich seinem Sohn zuwandte, spürte er, wie
sich hinter ihm die Luft bewegte und vibrierte. Dank seinem Instinkt und dem
jahrelangen »Training« – wie sein Vater es bezeichnet hatte – schob Bercelak
seinen Sohn zur Seite, als das Breitschwert eines Drachen – so lang wie der
Speer eines menschlichen Soldaten und so breit wie ein mittelalter Baumstumpf –
an dem Fleck einschlug, an dem Éibhear eben noch gestanden hatte.
Sein Sohn riss die silbernen Augen auf und starrte auf den
Punkt, wo die Spitze der mächtigen Klinge seine Klauenspuren traf.
»Und das, mein Junge , ist der Unterschied zwischen dir
und deinen Brüdern«, blaffte Bercelak, dessen Worte die Angst um seinen
jüngsten Sohn hart klingen ließ. »Sie hätten dieses Schwert kommen sehen.«
Sein Sohn musste sich
Weitere Kostenlose Bücher