Dragon Touch
Mistkerle!«, schrie er, als die
Tür ihm vor der Nase zugeschlagen wurde. Dann grinste er. »Ich bin ja so ein
Fiesling.«
Er drehte sich um und merkte, dass er die allgemeine
Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. »Was denn?« , schnappte er mit einem angemessen
finsteren Blick, und sie flohen in alle Richtungen.
Jetzt grinste Gwenvael wieder, stieg mehrere Treppenstufen
hinab und sah sich um. Er sah einen hübschen Gasthof nicht zu weit entfernt und
überlegte, dort mit Dagmar eine schnelle Mahlzeit einzunehmen, bevor sie
weiterreisten.
Doch eigentlich wollte er ein Zimmer nehmen und sie für
den Rest des Tages und die ganze Nacht dort festhalten. Was war nur an dieser
Frau, das ihm die Knie weich werden ließ?
Er hatte in seinem Leben nur eine andere Frau getroffen,
die diesen Effekt auf ihn hatte, und sie war seine Erste gewesen. Eine ältere
Seedrachin namens Catriona, die ihm alle wichtigen Grundlagen beigebracht
hatte, wie man einer Frau Vergnügen bereitete. Doch damals war er noch ein Kind
gewesen – nicht älter als dreißig – und hatte zu spät erkannt, dass er einer
von vielen war. Sie hatte gewartet, bis Gwenvael richtig an ihr hing, bevor sie
eines Morgens verschwunden war, zurück in das Meer, aus dem sie gekommen war.
Sein lieber Großvater Ailean hatte ihn sturzbetrunken in einem Bordell in der
Umgebung aufgespürt. Und sein Großvater hatte ihm auch gesagt, dass er eines
Tages jemanden finden würde, der für ihn bestimmt war, und nur für ihn allein …
Götter, was war bloß los mit ihm? Er war noch nicht einmal
mit der kleinen Barbarin im Bett gewesen, und jetzt dachte er wehmütig daran,
was sein Großvater ihm im Vollrausch über die Liebe erklärt hatte.
Offensichtlich verlor er an diesem kalten, unerbittlichen
Ort den Verstand. Dagmar war nicht die Richtige für ihn und würde es auch nie
sein. Nicht für mehr als vielleicht eine Nacht oder zwei, und er war sicher,
dass er das ohne größere Probleme einfädeln konnte. Er wusste, dass sie es
genauso wollte wie er, und es gab keinen Grund, einem von ihnen das Vergnügen
zu verwehren.
Heute Nacht würde er sie sich nehmen, morgen würde er sie
zu ihrem geliebten Volk zurückbringen, und mit wertvollen Informationen in der
Hand würde er dann zu den Seinen zurückkehren. Aye, ein perfekter Plan.
Gwenvael holte tief Luft – versuchte, seine Männlichkeit
zu beruhigen, bevor jemand etwas bemerkte – und sah hinauf zum Himmel. Wie
immer waren da diese tief hängenden Wolken, die ständig die Schönheit der zwei
Sonnen abzuschirmen schienen, aber eigentlich hatte er dunklere Wolken
erwartet, denn es roch, als zöge ein Sturm …
Zu spät wurde ihm klar, dass er seine Umgebung besser im
Auge hätte behalten sollen, statt am helllichten Tag von winzigen
Intrigantinnen zu träumen. Er drehte sich gerade rechtzeitig um, um den
Kriegshammer noch zu sehen, bevor er ihm auf den Kopf krachte.
Yrjan arbeitete schon in der Großen Bibliothek, seit er
vierzehn Winter alt war. Sein Vater hatte recht früh erkannt, dass Yrjan nie
die Fähigkeiten oder Kraft seiner Brüder haben würde, und er wurde ihn los, so
schnell er konnte, indem er ihn dem Orden des Wissens übergab – dem einzigen
Orden, der sich allein den Bibliotheken der Nordländer widmete. Nicht, dass es
Yrjan etwas ausgemacht hätte, sich dem Orden anzuschließen. Er war seinem Vater
sogar recht dankbar dafür.
Normalerweise war er in der Großen Bibliothek sicher vor
der Art von Gewalt, die er täglich von seiner eigenen Familie hatte erleiden
müssen, denn er war immer ein leichtes, schwaches Ziel gewesen. Die Brüder
seines Ordens, die anderen Bibliothekare, waren alle stille, gelehrte Männer,
die ihre Zeit damit verbrachten, anderen zu helfen, Bücher zu finden oder
selbst Neues zu lernen.
Doch jetzt war die Gewalt in ihr ruhiges Leben eingedrungen.
Die arme Frau, die dieser schreckliche Krieger zwischen
die Regale gedrängt hatte. Diese Typen dachten wohl, sie könnten alles haben,
was sie wollten, indem sie es sich einfach nahmen – und oft war das auch so.
Aber der Widerling unterschätzte Yrjans Orden. Sie ließen so etwas zwischen
ihren heiligen Büchern ganz einfach nicht zu!
Dennoch konnte er jetzt nichts dagegen tun. Stattdessen
wurde er gebeten, die angegriffenen Nerven der jungen Frau zu beruhigen. Armes
Ding. Sie schien so gebeutelt von diesem Tier!
Sie war ein winziges, farbloses Ding und verbrachte
höchstwahrscheinlich den Großteil ihrer Zeit wie Yrjan
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