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Dragon Touch

Dragon Touch

Titel: Dragon Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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anzusprechen.
    Männer waren so seltsam. Sie wusste, dass sie nicht von
ihrem Aussehen fasziniert waren, aber je kälter und abweisender sie wurde,
desto mehr umschwärmten sie sie. Um sie herum waren überall willige
einheimische Frauen, aber die Männer wollten die »eiskalte Schlampe«, wie ein
abgewiesener Mann sie brummelnd bezeichnete.
    Sie starrte zur Tür und versuchte, sie durch Willenskraft
dazu zu bringen, sich zu öffnen und Gwenvael einzulassen. Der Stuhl auf der
anderen Seite ihres kleinen Tisches kratzte über den Boden, als er
zurückgezogen wurde, und Dagmar stieß ein genervtes Seufzen aus.
    »Geh weg.«
    »Ich glaube, wir müssen reden.«
    Dagmar hatte das Gefühl, als durchbohre ihr schon wieder
eine Klinge das Herz, als sie sich umdrehte und tief in blaue Augen mit
silbernen Sprenkeln auf der Iris blickte. Und bis ihre zu Klauen gebogenen
Hände auf sein Gesicht losgingen, hatte sie keine Ahnung, dass sie so heftig
reagieren würde. Doch Ragnar schnappte nur ihre Handgelenke und knallte sie
zurück auf den Tisch.
    »Setz dich«, befahl er ruhig.
    »Mylady?« Der Wirt kam herbeigeeilt. »Ist alles in
Ordnung?«
    Ragnar hob eine Braue, und Dagmar zwang sich, zu dem Wirt
hinaufzulächeln. »Alles in Ordnung. Danke.«
    Er nickte ihr zu und warf Ragnar einen bösen Blick zu.
    Als sie wieder allein waren, entriss sie ihm ihre Hände
und knurrte: »Du verdammter Lügner.«
    Diesmal trug er kein Mönchsgewand, keine Kutte, sondern
einen einfachen schwarzen Umhang mit Kapuze, die er bis in die Stirn gezogen
hatte – um seine violetten Haare zu verbergen, nahm sie an.
    »Glaubst du, es war leicht für mich, dich die ganzen
letzten zwanzig Jahre zu belügen? Dich, die du immer so freundlich zu mir
warst?«
    »Warum hast du es dann getan? Was wolltest du von mir?«
    »Was ich bekommen habe.«
    Sie musterte ihn eingehend. Die Vernunft mochte ihr
helfen, aber er war schön. Diese wundervollen Augen, kombiniert mit den hohen
Wangenknochen, vollen Lippen und einer beinahe-aber-nicht-wirklich-zu-langen
Nase hätten jede Frau dazu gebracht, stehen zu bleiben und ihn anzustarren –
und zu träumen.
    »Er hat mich gewarnt, dass ihr überall seid«, sagte sie.
»Aber ich glaubte, ein Nordländer wäre zu ehrbar dafür. Ich Dummchen, ich.«
    »Wäre es sicher gewesen, hätte ich dir die Wahrheit
gesagt. Geschichten über Drachen zu hören ist etwas ganz anderes, als wenn du
merkst, dir sitzt einer gegenüber und trinkt deinen Wein.«
    »Du weißt, dass es mir nichts ausgemacht hätte.«
    »Nein. Das wird mir jetzt auch bewusst.« Sein Lächeln war
liebevoll. »Das spricht nicht gerade für mein Urteilsvermögen, Dagmar.«
    »Dein Name, Drache. Wie lautet er?«
    »Ragnar der Listige, von der Olgeirsson-Horde.«
    »Wie passend.« Sie schaute in sein hübsches Gesicht. »Und
warum bist du jetzt hier?«
    »Ich habe Kontakte in der Großen Bibliothek. Es wäre mir
allerdings lieber gewesen, du hättest es nicht auf diese Art erfahren.« Er
lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Warum hast du mich gesucht?«
    »Ich habe versucht, ein Gerücht zu bestätigen über Jökulls
Waffenstillstand mit der Horde.«
    Er kicherte. »Wo hast du denn das gehört?«
    »Ist es wahr?«
    »Nein. Auch wenn es ein geniales Gerücht ist, findest du
nicht?«
    »Weißt du, was jede einzelne Horde tut?«
    »Muss ich nicht. Ich muss nur wissen, dass das Gebiet
deines Vaters auf dem Gebiet meines Vaters liegt – und dass Olgeir der
Verschwender keine Waffenstillstände mit Menschen schließt. Er betrachtet euch
eher als … nun ja, wie eure Küchenhunde. Als Haustiere, die nett sind und
Essensreste vom Boden entfernen, aber keinem wirklichen Zweck dienen.«
    Dagmar stützte einen Ellbogen auf den Tisch und das Kinn
in die Hand. »Wenn ich glauben würde, dass ich es schaffen könnte – dann würde
ich dich auf der Stelle töten.«
    Er schenkte ihr ein überraschend warmes Lächeln. »Ich
mochte dich immer sehr gern, Dagmar. Sehr, sehr gern. Wenn ich dich davor hätte
bewahren können, verletzt zu werden, dann hätte ich es getan.«
    »Aber du willst noch mehr. Nicht wahr? Deshalb bist du
jetzt hier.«
    »Du kombinierst schnell wie immer.«
    »Wie man es mich gelehrt hat.«
    »Dein Feuerspucker. Der Goldene.«
    Sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog; die Erwähnung
Gwenvaels gefiel ihr gar nicht. »Hat mich über Nacht im Stich gelassen, vermute
ich.«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt. Aber er war dumm, dich
herzubringen. Töricht zu

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