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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einverstanden. Aber ich habe ihm gesagt, dass für diesen Tag schon eine Voranmeldung für das Bibliothekszimmer vorlag. Eine aus drei Chirurgen bestehende Skatrunde wollte dort das alljährliche Weihnachtsessen durchführen und anschließend hier übernachten, hatte aber noch nicht endgültig zugesagt, weil bei diesen Gästen noch irgendetwas terminlich unklar war. Drauschner sagte, dass dieser Gruppe abgesagt werden solle. Andernfalls müsse er, also Drauschner, absagen. Ich fragte ihn nun, mit wie vielen Gästen bei seiner Buchung gerechnet werden müsse. Er hatte ja gesagt, die Villa buchen zu wollen, und ich wollte prüfen, ob man nicht die Skatrunde in der Bibliothek belassen und seine Gesellschaft hier im großen Wohnzimmer unterbringen könne. Da erfuhr ich, dass es nur um sechs Herren ginge, aber er fügte sofort an, dass er explizit nur dann buchen werde, wenn ansonsten keine anderen Gäste in der Villa seien. Ich solle der Skatrunde absagen, sonst wäre der Auftrag für ihn erledigt. Bei diesen Worten zückte er seine Brieftasche und legte zwölf 500-Euro-Scheine auf den Tisch. Er werde bar und alles im Voraus zahlen, sagte er, und zwar sofort. Notfalls wolle er auch meinen Gewinnausfall übernehmen, wenn ich den Chirurgen absage.«
    »Sie haben also der Skatrunde abgesagt«, vermutete Marie.
    »Nein«, widersprach Herr Sadowski fein. »Das ist nicht meine Art. Ich hätte Drauschner abgesagt, wenn die Skatrunde zugesagt hätte. Mein Wort zählt. Und Verlässlichkeit ist ein Grundprinzip meines Betriebes. Ich habe also einen der Skatherren sofort angerufen und nachgefragt, ob der angedachte Termin bestätigt werde. Aber der hatte sich tatsächlich zerschlagen. Einer der Herren konnte an diesem Abend nicht. Also konnte ich Drauschner zusagen, und er formulierte knapp seine Bedingungen: Freitag, 16. Dezember, sechs Herren, 19 Uhr kleiner Aperitif im Wohnzimmer, ab 19.30 Uhr Speisen im Wohnzimmer am großen runden Tisch, danach nach Wunsch Kaffee, Gebäck oder Spirituosen. Kein weiterer Gast in der Villa, außer mir höchstens eine Person, die bei der Bewirtung hilft. Und er stellte eine besondere Bedingung: Meine Hilfskraft oder ich durften nicht von uns aus bedienen, sondern erst und nur dann, wenn Drauschner ausdrücklich dazu aufforderte. Sämtliche Türen seien geschlossen zu halten. Er werde jeweils zu uns in die Küche kommen und Bescheid sagen. Auch die Läden vor allen Fenstern der Villa sollten geschlossen gehalten bleiben.«
    »Kam Ihnen das nicht merkwürdig vor?«, fragte Stephan.
    »Natürlich war es merkwürdig. Drauschner schien mir eher verrückt zu sein. Aber es waren ja erfüllbare Wünsche. Und die sollten bedient werden. Also sagte ich zu und fragte, was als Abendessen gereicht werden solle. Drauschner war das egal, es solle nur exzellent und gut verträglich sein. Ich hätte doch sicher noch Speisepläne von Feiern, die hier ausgerichtet worden seien. Ich sollte mir ein geeignetes Vier-Gänge-Menü, Hauptspeise mit Fleisch, aussuchen. Details interessierten nicht. Für 6.000 € brutto als Pauschalpreis könne er etwas Gutes erwarten, gab er vor, und ich schlug ein. Er erklärte, dass er an dem Abend eine Rechnung über den Betrag haben wolle, und für die geleistete Zahlung bekam er wunschgemäß sofort eine Quittung. Dann verschwand er wieder. Ich weiß nicht, ob er selbst oder mit jemand anderem hierher gefahren war, nicht einmal, ob er überhaupt mit einem Auto gekommen war.«
    »Sie sahen ihn erst am 16. Dezember wieder?«, fragte Marie.
    Sascha Sadowski nickte.
    »Ja, wir hatten die Villa seinen Vorgaben entsprechend vorbereitet. Alle Fensterläden waren geschlossen, sogar diejenigen oben in den Seminarräumen. Drauschner klingelte gegen 18.30 Uhr. Ich öffnete. Er stand allein vor der Tür. Schwarzer Dreiteiler, weißes Hemd, korrekt gebundene rote Krawatte, dunkler Wintermantel. Ich erinnere mich genau. Auf dem Platz vor der Villa stand kein Auto außer meinem und dem meiner Angestellten. Der Mantel war offen und Herr Drauschner wirkte nicht verfroren, obwohl es damals sehr kalt war. Er hatte kein rotes Gesicht. Außerdem trug er keine Handschuhe. Ich vermute also, dass ihn jemand hergefahren hatte. Drauschner begrüßte mich knapp und vergewisserte sich, dass außer mir und meiner Küchenhilfe niemand anwesend war. Er lobte das ausdrücklich und kontrollierte fast jeden Winkel im Erdgeschoss. Dann fragte er nach dem Essen und ich erklärte ihm die Menüabfolge.«
    Sadowski zog

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