Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
ein Notizbuch aus seiner Hosentasche, in dem sich ein zusammengefaltetes Blatt befand. »Ich habe tatsächlich ein Menü von einer früheren Familienfeier wiederholt«, lachte er und reihte mit sichtbarem Genuss die Köstlichkeiten auf: »Räucherlachs im Kräutercrêpemantel mit Honigsenfsauce und Dill, Cappuccino von Maronen, Filet vom Heiderind mit Olivenkruste, Romanesco und Rosmarinkartoffeln und zum Schluss eine Variation von schokoladigen Köstlichkeiten.«
    »Hört sich verführerisch an«, meinte Marie.
    »Ist verführerisch und schmeckt auch so«, gab Sadowski zurück. »Auch Drauschner nickte zufrieden. Dann zog er sich ins Wohnzimmer zurück und schloss die Tür.«
    »Hatte er eine Tasche oder Ähnliches bei sich?«, erkundigte sich Stephan.
    »Nein, er war ohne jegliches Gepäck gekommen. Ich weiß natürlich nicht, was er in seinem Mantel versteckt hatte. Er nahm ihn mit ins Wohnzimmer, obwohl ich auf unsere Garderobe neben dem Kaminzimmer hingewiesen hatte.«
    »Und dann?«, forschte Marie nach.
    »Dann begann das große Warten«, grinste Sadowski. »Ich blieb mit meiner Mitarbeiterin in der Küche. Wir trafen letzte Vorbereitungen für das Essen, damit alles vollständig und gut serviert werden konnte. Zwischendurch bin ich noch einmal zu Drauschner gegangen, habe angeklopft und bin auf seinen Ruf hin eingetreten. Er saß ruhig am Esstisch, die Arme vor der Brust verschränkt. Als ich reinkam, sah er mich erwartungsvoll an. Ich fragte ihn, ob er vorab schon etwas trinken möchte, und er wies mich darauf hin, dass vereinbart worden sei, dass ich nur dann zu erscheinen habe, wenn er dies wünsche. Ich wollte noch sagen, dass ich ihn so verstanden hätte, dass dies nur gelte, wenn die anderen Gäste da seien und ich selbstverständlich die Gesellschaft nicht stören werde, doch das unterließ ich lieber. Also bin ich wieder zurück in die Küche. Ich ließ die Tür geöffnet, um die Türglocke hören zu können, aber es kam niemand. Drauschner saß still im Wohnzimmer, und wir warteten in der Küche und hielten die Speisen vor. Es wurde 19 Uhr, dann 19.15 und schließlich 19.30 Uhr. Wir hörten das dumpfe Schlagen der großen Standuhr, die im Wohnzimmer steht.«
    »Haben Sie mitbekommen, ob Drauschner in der Zwischenzeit vielleicht einmal telefoniert hat?«, wollte Stephan wissen.
    »Gehört haben wir nichts«, antwortete Sadowski. »Allerdings hört man im Flur auch nicht, wenn jemand im Wohnzimmer leise spricht, wenn die Tür geschlossen ist. Das Holz ist ziemlich dick.«
    »Also waren Sie doch im Flur«, bohrte Marie nach.
    »Hin und wieder schon«, lächelte Sascha Sadowski. »Der Typ war so komisch, dass ich zwischendurch zwei oder dreimal über den Flur geschlichen bin und mal durchs Schlüsselloch ins Wohnzimmer geschaut habe. Aber Drauschner saß unverwandt am Tisch und rührte sich nicht. Als es Viertel vor acht geschlagen hatte, kam er plötzlich aus dem Zimmer in die Küche. Wir hatten ihn nicht kommen hören, weil wir damit beschäftigt waren, das überfällige Essen warm zu halten. Mit einem Mal stand er im Türrahmen und sagte, dass sich die – wie er sagte – Angelegenheit wohl erledigt habe. Er bat darum, ein Taxi zu rufen und die Rechnung auszustellen. Ich fragte noch, was mit dem Essen geschehen solle, und er meinte, wir sollten es selbst essen. Es sei bestimmt gut, wenn auch für zwei Personen etwas viel. Dann lächelte er sogar. Es war das einzige Mal, dass ich ihn habe lächeln sehen. Ich sagte noch, dass es mir leid tue, dass sich der Abend zerschlagen habe, aber er reagierte hierauf nicht. Er gab mir die Rechnungsadresse, es war die Höglwörther Straße 8 in München, und seinen vollständigen Namen: Friedemann Drauschner. Ich habe die Daten gerade noch einmal in meinen Buchungsunterlagen nachgesehen. Bezahlt hatte er schon, was ich auf der Rechnung nochmals vermerkte, bevor ich …«
    »War es das erste Mal, dass Sie seinen vollständigen Namen und seine Adresse erfuhren?«, unterbrach Stephan.
    »Ja, bis dahin kannte ich nur seinen Nachnamen. Aber das war nicht wichtig, denn er hatte ja im Vorhinein alles bezahlt. Ich hatte noch nicht einmal eine Telefonnummer von Drauschner.«
    »Das heißt, Sie hätten ihn nicht kontaktieren können, wenn vor dem geplanten Termin am 16. Dezember irgendetwas in der Villa dazwischen gekommen wäre«, vergewisserte sich Marie.
    »Das ist richtig«, stimmte Sadowski zu, »und es war vielleicht ungeschickt. Aber damals spielte das keine Rolle,

Weitere Kostenlose Bücher