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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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füllte es bis zum Rand wieder voll.
    »Da kommt ein Bußgeldbescheid auf mich zu, Herr Knobel«, wandte er sich Stephan zu. »Machen Sie so was?« Er lachte bellend. »Natürlich machen Sie so was«, wusste er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Das weiß ich aus meiner Arbeit. Alle Anwälte machen gern Bußgeldsachen, wenn eine Rechtsschutzversicherung dahintersteht. Leicht verdientes Geld, wie ich höre. Also, lieber Herr Knobel, ich habe eine Rechtsschutzversicherung. Wie sieht es aus?«
    Marie warf Stephan einen fragenden Blick zu. Auch wenn Stephans wirtschaftliche Situation nicht rosig war, gab es keinen Grund, demütig um Mandate zu betteln, damit einige Euro in die Kasse gespült wurden.
    Wanninger merkte, überzogen zu haben.
    »Ich bin auf dem Seitenstreifen der Autobahn spazieren gegangen, wenn man so will«, erklärte er. »Dummerweise fiel ich einer Polizeistreife auf.«
    »Hatten Sie eine Panne oder mussten Sie eine Notdurft verrichten«, fragte Stephan.
    »Wenn es hilft, sollten Sie es über die Notdurft machen, wie Sie sich auszudrücken belieben, Herr Knobel. Der Begriff ist gut. Schreiben Sie, ich hätte pissen müssen. Das überlasse ich Ihnen. In Wahrheit hatte ich einen weitaus wichtigeren Grund, aber den werden wir nicht verwerten können. – Sie erinnern sich daran, dass mir die Silhouette des Gebäudes im Hintergrund des Bildes, auf dem die drei Männer zu sehen sind, bekannt vorkommt? – Mir hat das keine Ruhe gelassen. Ich kenne das Gebäude tatsächlich. Nicht richtig, aber es hatte sich in mir eingeprägt. Und ich wette, Ihnen geht es mit ganz vielen Burgen, Schlössern, Kirchen oder sonstigen Sehenswürdigkeiten genauso.«
    Wanningers Augen leuchteten kindlich freudig.
    »Sie kennen doch diese braunen Tafeln an den Autobahnen in Deutschland, auf denen recht geschickt mit einfacher, fast piktogrammartiger Darstellung auf einzelne Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke hingewiesen wird? – Natürlich kennen Sie diese Tafeln! Wir haben sie auch hier im Ruhrgebiet. Die Silhouette im Hintergrund des Fotos entspricht der zeichnerischen Darstellung auf einer dieser Tafeln, die ich irgendwo im Vorbeifahren wahrgenommen und die sich in der Erinnerung eingeprägt hatte, einfach deshalb, weil ich im Laufe der Jahre immer wieder einmal dort vorbeigefahren bin: Es ist die Burg Greifenstein.«
    Er kostete die Überraschung aus, blickte triumphierend Marie und Stephan ins Gesicht und belohnte sich mit einem tiefen Zug aus seinem Weinglas.
    »Gelegen an der A 45 auf dem Weg in den Süden, zwischen Herborn und Wetzlar, unweit der Raststätte Katzenfurt«, erläuterte er. »Mir waren die Konturen dieser Burg in Erinnerung, und ich wusste, dass es eine Burg war, die ich schon häufiger von Weitem gesehen habe. Also bin ich die A 45 abgefahren, die ich oft benutze, weil ich beruflich immer wieder in eine Stadt muss, die uns von den anonymen Briefen her bekannt ist: Frankfurt. Die Stelle, wo das Foto aufgenommen worden ist, liegt in der Nähe von Frankfurt. Das muss nichts bedeuten, aber wir sollten diesen Umstand zur Kenntnis nehmen.«
    »Sie sind also an der Autobahn entlanggegangen, um den genauen Standort des Fotografen zu finden«, folgerte Marie.
    Wanninger nickte.
    »Wie Sie wissen, ist im Vordergrund eine Leitplanke zu sehen. In Betracht kam nur die Fahrbahn von Norden in Richtung Süden. Die Burg Greifenstein ist ein Stück hinter der Raststätte Katzenfurt zu sehen. Ich bin also mit dem Auto langsam über den Standstreifen gefahren, habe es dann abgestellt und bin zu Fuß weitergegangen.«
    Er stand auf, ging aus der Küche und präsentierte, als er zurückkam, den Ausdruck seines Digitalfotos, auf dem klar und deutlich der bekannte Hintergrund zu sehen war: der Waldsaum, die Wiese, dahinter das abfallende Gelände und weiter hinten, ebenso klar, die Burg Greifenstein, die majestätisch auf einem Bergrücken thronte und nun auch Stephan bekannt vorkam. Es bestand kein Zweifel. Wanninger hatte den Standort gefunden, an dem das rätselhafte Bild aufgenommen worden war.
    »Jetzt stellt sich die Frage: Warum treffen sich diese drei Herren rund drei Kilometer hinter der Raststätte an genau dieser Stelle jenseits der Leitplanke der Autobahn? Warum treffen sie sich nicht in der Raststätte? Warum hier mitten im Grünen, und zwar an einem Ort, der trotz seiner unmittelbaren Nähe zur Autobahn sehr verdeckt ist. Denn wie Sie sehen«, Wanninger legte weitere Fotos vor, »ist diese Wiese

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