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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hörte, dass Sie mit dem Fensterwischer offensichtlich einen ganz wichtigen Spurenträger gefunden haben, der mir – ich gestehe, dumm genug – gar nicht als wichtig aufgefallen war. Ich hatte mir zu diesem Gerät keine Gedanken gemacht, hatte wie selbstverständlich vorausgesetzt, dass es Lieke selbst war, die damit die Scheiben ihres Wagens gereinigt hat. Klasse!, habe ich gedacht. Darauf hätte ich selbst kommen müssen. Aber man soll nie zu schnell loben! Was haben Sie aus Ihrer Entdeckung gemacht? Sie kombinieren nicht selbst, sondern übernehmen ungefiltert die Schlussfolgerungen dieses Staatsanwalts, die mir eben Frau van Eyck referiert hat. Wissen Sie was? Die Frau ist ganz ratlos! Ach, was sage ich? Sie ist betroffen! Sie und ihr Mann können sich keinen Reim darauf machen. Sie kennen den vermeintlichen Bekannten nicht und haben nie eine Person gesehen, die auf dem Hof in Dorsten quasi zu Hause ist, denn nur dann könnte sie ja Spuren an den Stellen zurückgelassen haben, über die wir uns gerade unterhalten.«
    »Die Kundentoilette im Büro der van Eycks ist kein vertraulicher Raum«, warf Marie ein.
    Wanninger überging den Einwand.
    »Kommt denn niemand auf die Idee, dass der Täter, der ansonsten Handschuhe getragen haben mag, die Unterseite des Badezimmerschrankes im Toilettenraum des Büros der van Eycks und die Innenseite des Schlafzimmerschrankes in der Wohnung der Lieke van Eyck gezielt mit seinen bloßen Fingern berührt hat, um die Spur auf einen geheimnisvollen Bekannten zu lenken, den es gar nicht gibt?«
    Wanningers Gesicht war rot angelaufen.
    »Warum sollte er denn überhaupt Spuren legen, Herr Wanninger?«, entgegnete Stephan kühl. »Fingerabdrücke sind bekanntlich individuell. Der Täter riskiert, identifiziert zu werden. Das erscheint abwegig. Warum soll er bewusst seine Spuren an dem Wischer und damit den Beweis für sein Zusammentreffen mit Lieke van Eyck vor dem Unfall mit dem Beweis seiner Anwesenheit auf dem Hof verbinden? Das macht keinen Sinn, Herr Wanninger.«
    Die Augen des Journalisten funkelten spöttisch.
    »Man braucht für diesen Fall mehr Fantasie. Ich jedenfalls gehe dieser Idee weiter nach. Hier scheint etwas konstruiert zu sein, und meine Nase täuscht mich selten.«
    Wanninger war enttäuscht, mit seiner Idee nicht begeistern zu können, die ihm spontan gekommen war und gerade deswegen so wertvoll war, weil sie auf den ersten Blick absurd erschien. Wie viele zunächst absurd erscheinende Hinweise hatte es in diesem Fall schon gegeben? Er erinnerte sich an den Fischteich in der Nähe von Bomlitz. Eigentlich konnte der Täter keine Ortskenntnisse besitzen. Nichts deutete darauf hin, dass er in irgendeiner näheren Beziehung zu diesem Ort in der Lüneburger Heide und seiner Umgebung stand. Gleichwohl kannte er den ins Moor führenden Weg bis ins Detail. Konnte es nicht sein, dass der Täter mit diesen Elementen spielte, das scheinbar Absurde quasi zum Stilmittel seiner Taten machte?
    »Übernehmen Sie meinen Fall?«, fragte Wanninger.
    »Ist nicht Erfolg versprechend«, prognostizierte Stephan.
    Wanninger nickte wieder, diesmal wirkte er resigniert.
    »Übernehmen Sie Fälle nur dann, wenn von Anfang an feststeht, dass Sie sie gewinnen werden?«, fragte er. Seine Stimme hatte einen verächtlichen Unterton gewonnen. »Ich biete relativ viel Geld für relativ wenig Arbeit. Lockt das nicht?«
    »Sie erwarten von mir eine realistische Einschätzung Ihrer Erfolgsaussichten, Herr Wanninger. Und die muss ich verneinen. Es geht nicht nur ums Geld.«
    »So?« Wanninger tat erstaunt. »Es geht um das, wovon wir gerade sprechen: Fantasie. Lassen Sie sich etwas einfallen, mit dem Sie punkten können. Tragen Sie vor, mir sei schlecht geworden, ich sei verwirrt rumgelaufen, hätte mich übergeben, mich an einer ruhigen Stelle hinlegen müssen oder sonst was. Fehlt Ihnen für so etwas die Fantasie, Herr Knobel?«
    »Soll ich Ihren Führerschein gefährden, indem ich vortrage, dass Sie gesundheitlich womöglich nicht in der Lage sind, ein Auto zu fahren?«
    Wanninger schüttelte verständnislos den Kopf. Er leerte sein Glas in einem Zug, hastiger noch als beim ersten Mal.
    »Sie sind ja richtig fantasielos, Herr Knobel«, stellte er fest. »Wenn ich so meinen Beruf ausüben würde …« Er lachte höhnisch. »Wissen Sie was: Das ginge gar nicht. Sie schreiben nur Geschichte, wenn Sie Geschichten schreiben können, Herr Knobel. Wenn Sie querdenken, von vorn nach hinten, von rechts und

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