Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
heute Abend besiegelt. Treffen vermutlich nach Besuch einer Aufführung im Konzerthaus Dortmund. Die Entscheider werden da sein. Nutzen Sie Ihre Chance – und seien Sie diesmal vorsichtig!‹
    Wanninger las den Text ein zweites Mal. Regentropfen fielen auf das Papier, das wie die vorhergehenden Briefe die Fotokopie eines auf einem Computer gefertigten Schreibens war. Der Regen drohte das Papier aufzuweichen. Wanninger faltete den Brief und steckte ihn in seine Hosentasche. Er wusste nicht, warum er eine Nachricht seines Informanten erwartet hatte. Er hatte es nur gefühlt. Der Informant musste an der Quelle sitzen.
    Wanninger fuhr in die Innenstadt, lief zum Konzerthaus und studierte das aktuelle Programm. Um 20 Uhr würde der chinesische Meistercellist Yo-Yo Ma auftreten. Der Journalist betrat das Foyer, das während der Veranstaltungs- und auch zu den normalen Geschäftszeiten frei zugänglich war, und wollte sofort eine Karte erwerben, doch die Aufführung war bereits ausverkauft.

24
    Stephan erhielt gegen Mittag einen Anruf von seiner Mandantin. Wanninger habe sich bei ihr gemeldet und ihr mitgeteilt, dass er eine heiße Spur verfolge. Er erwäge, mit der Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn sich der neue Hinweis als Treffer erweise.
    »Was halten Sie davon, Frau van Eyck?«, fragte Stephan, als sie geendet hatte.
    »Ich glaube, es war keine gute Idee, Ylberi von dieser Sache zu erzählen. Wanninger fühlt sich jetzt wie ein Getriebener«, meinte sie. »Ich kann verstehen, dass er nun nach vorn prescht. Es gibt niemanden, der ihn wirklich schützen kann.«
    Anne van Eyck redete, als sei sie Gisbert Wanninger.
    »Wanningers Theorie ist bislang nicht zu belegen«, hielt ihr Stephan entgegen. »Wenn er damit an die Öffentlichkeit geht, kann genau das passieren, was Sie eigentlich verhindern wollten, Frau van Eyck. Welche Spur verfolgt er denn?«
    »Er hat es mir nicht gesagt. Aber ich glaube auch nicht, dass es ihm recht wäre, wenn ich es Ihnen sagen würde.«
    »Die Sache hat sich verselbstständigt«, sagte Stephan. »Ich kann Wanninger nicht mehr erreichen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Wenn ich seine Nummer anwähle, geht er nicht ran. Ylberi geht es genauso. Er hat es mir gesagt.«
    Sie sind ziemlich dicke mit dem Staatsanwalt«, stellte Anne van Eyck fest. Ihr vorwurfsvoller Unterton war nicht zu überhören.
    »Ich habe ihn als äußerst verlässlich und scharfsinnig kennengelernt«, entgegnete Stephan. »Er kann in dieser Situation nur helfen.«
    »Ist es wirklich gut, wenn man sich über die Rollen hinweg kennenlernt, Herr Knobel? Sie sind mein Anwalt und nicht Zuträger dieses Staatsanwalts. Ich fühle mich nicht wohl damit.«
    »Sie fühlen sich doch nicht etwa verraten?«, forschte er und schlug einen festen Ton an.
    »Es hat weniger mit mir zu tun, eher mit Wanninger.«
    »Sie wollten Wanninger zu Beginn gar nicht eingebunden wissen«, hielt ihr Stephan vor.
    »Ich möchte mich nicht mit Ihnen streiten, Herr Knobel«, erwiderte Anne van Eyck. »Ich habe nur das Gefühl, dass Sie immer mehr zweifeln, während Wanninger umso entschiedener die Sache nach vorn treibt. Verstehen Sie, was ich meine? Eigentlich sollte es doch umgekehrt sein.«
    »Haben Sie angerufen, um mir das zu sagen?«, fragte Stephan.
    »Ich meine nur, dass Sie und Ylberi Wanninger in Ruhe lassen sollten. Er weiß, was er tut. Sie sollten ihn seinen Weg gehen lassen.«
    Sie sprach freundlich, doch sehr verbindlich. Stephan pflegte auf vergleichbare Empfehlungen anderer Mandanten zu erwidern, dass er seine Klientel zwar vertrete, aber nicht ihr willfähriger Handlanger sei. Den Weg bestimme er und nicht der Mandant. Doch auf Anne van Eycks Bitte erwiderte er nichts.
    Wanninger fand sich bereits um 18.30 Uhr im Konzerthaus ein. Er hatte sich mit der Vita des chinesischen Cellisten Yo-Yo Ma flüchtig vertraut gemacht: Geboren 1955 in Paris, Sohn der Hongkonger Sängerin Marina Lo und des Violinisten, Musikprofessors und Dirigenten Hiao-Tsiun Ma. Yo-Yo-Ma begann mit dem Cellospiel als Vierjähriger. Mit sieben Jahren zog seine Familie nach New York um, und mit acht Jahren trat er bereits mit Leonard Bernstein im US-amerikanischen Fernsehen auf. Dieser vermittelte ihn auch zur Juilliard School, wo er Schüler von Leonard Rose wurde. Yo-Yo Ma hatte mehr als 50 Alben veröffentlicht. Er hatte mehr als ein Dutzend Grammys verliehen bekommen, darüber hinaus viele andere bedeutende Preise. Am 20. Januar 2009 hatte

Weitere Kostenlose Bücher