Drake (German Edition)
erzählte er ihr von seiner Entdeckung.
»Wie kann so etwas geschehen?«, fragte sie überrascht.
»Das ist nicht geschehen, das hat jemand gemacht!«
»Gemacht? Wer hat das gemacht?«
Er breitete hilflos die Hände aus. »Das weiß ich nicht. Irgendeine fremde Intelligenz. Jedenfalls jemand, der in der Lage ist, ein ganzes Sternsystem hinter einem Asteroidengürtel zu verbergen und es zudem noch zu bewegen.«
Sie blies verwirrt ihre Backen auf. »Und wozu das Ganze?«
»Ich weiß es nicht.« Er drehte sich zu ihr hin und sah sie bewundernd an. »Du bist wie jeden Abend wunderschön.« Als er sie mit beiden Armen greifen wollte, wich sie jedoch zurück.
»Das musst du Sternberg mitteilen. Das ist sehr wichtig.«
Er zuckte mit den Schultern und winkte ab. »Wichtig oder nicht wichtig. Wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden. Zurück zur Erde. Alle Spuren verwischen. Und am besten alles vergessen. Das hier ist eine Nummer zu groß für uns.«
Sie näherte sich ihm und wuschelte liebevoll in seinen spärlichen Haaren. »Mein großer Wissenschaftler wird doch nicht etwa Angst haben?«
»Angst? Es ist mehr eine Befürchtung, die nicht nur mich, sondern die ganze Menschheit betreffen könnte. Was wird passieren, wenn diese Superintelligenzen auf die Erde aufmerksam werden? Vielleicht sind sie ja nicht so nett, uns bei einem Abendessen zu erzählen, wie man ein Sternsystem bewegt.«
»Vielleicht ist es aber auch eine Chance, die Erde aus ihrem verkrusteten Denken herauszuholen. Stell dir doch einmal die Möglichkeiten vor, die sich aus einer Begegnung mit anderen Rassen ergeben könnten. Neue Ansichten, neues Denken, neues Land, ein enormer wirtschaftlicher Aufbruch. Wir könnten in kurzer Zeit Dinge erreichen, für die wir sonst vielleicht Jahrhunderte benötigen würden.«
»Das können wir trotzdem, nur sollten wir vorsichtiger sein und nicht alles auf eine Karte setzen. Was ist mit dem Scrag, der im Rücken von McCoy steckte? Bereitet dir dieser Vorfall keine Sorgen?«
Sie verzog nachdenklich den Mund. »Niemand weiß, was wirklich geschehen ist. Es könnte auch Konflikte unter der Besatzung gegeben haben und es gibt eine einfache Erklärung dafür. Den Scrag könnten sie ja auch gefunden haben, so wie du auf Blue Boy.«
»Das ist doch eine absolut naive Vorstellung!«, rief er aus und stieß sie härter zurück, als er es wollte. Er bemerkte es sofort und griff nach ihren Armen, aber sie wich ihm mit erschrockenen Augen aus. »Ich habe noch etwas entdeckt«, versuchte er sie mit gedämpfter Stimme zu überzeugen. »Einige Sterne in der Nähe von Pearl stehen kurz davor, sich in Novae zu verwandeln. Das alles kann kein Zufall sein.« Er breitete hilflos die Arme aus. »Versteh mich doch, bitte, ich meine damit, eine Zivilisation, die in der Lage ist, Sterne zu beeinflussen und sogar ganze Sternsystem zu versetzen, kann kein Interesse daran haben, mit uns Ansichten oder Gedanken auszutauschen, geschweige denn eine wirtschaftliche Verbindung einzugehen.«
Er schien keinen Erfolg mit seinen Worten zu erzielen, denn sie wich noch weiter zurück. »Raphael, du spinnst doch! Du sprichst von Zivilisationen, die wir noch nicht einmal zu Gesicht bekommen haben. Für dich zählt ausschließlich deine Version. Du hast mir erst kürzlich erzählt, dass die Natur viel schwerer fassbar ist, als wir uns es je vorstellen können. Was ist, wenn es für all das eine ganz andere Erklärung gibt als deine Alien-Theorie?«
»Sternsysteme beschleunigen nicht einfach so aus einer Laune heraus, und stabile gelbe Sterne mutieren nicht über Nacht zu Supernovae. Und diese schwarzen Monster, die Drake umgeben, sind definitiv nicht natürlichen Ursprungs. Was ist denn in dich gefahren? Warum sperrst du dich gegen jegliches logisches Denken?«
»Ich sperre mich nicht dagegen«, antwortete sie trotzig. »Aber wir sollten für alle Möglichkeiten offen sein.«
Werfel sagte nichts darauf, aber dieser Satz ließ ihn stutzig werden. Er klang sehr nach der Philosophie von den Sternbergs. Konnte es sein, dass die Mädchentruppe der Sternbergs einer Art Gehirnwäsche unterzogen worden war? Er war nie so recht schlau aus der Funktion dieser Gruppe geworden und hatte ihr Dasein schließlich als Marotte hingenommen. Nachdenklich blickte er Jenaveve ins Gesicht. Es glich in diesem Moment wieder einmal mehr dem Gesicht eines unreifen Mädchens als dem einer Frau. Dabei fiel ihm ein, dass er sie immer noch nicht gefragt hatte,
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