Drake (German Edition)
bedeuten hatte. Er wagte es nicht, davon zu sprechen, dass es eine üppige Vegetation sein könnte. Jenaveve hätte sie in ihrer Naivität wohl als blühende Natur bezeichnet. Planet Nummer 3 war ein weiß leuchtender Diamant ohne jegliche Struktur. Lediglich sein Stand innerhalb der lebensfreundlichen Zone des Planetensystems legte die Vermutung nahe, dass er besiedelt war.
Drake war von einem dunkelrot leuchtenden Hintergrund umgeben, der weit über das System hinausragte. Nach Werfels Meinung konnte es sich nur um reine Energie handeln, die allmählich abflaute. Mit dem System war irgendetwas passiert und dafür konnten nur diese riesigen Stationen verantwortlich sein, die kreisförmig um Drake formiert waren. Natürlich waren das alles Vermutungen, aber eines war sicher: Vor 10 000 Jahren, also vom Standpunkt Hide Hellions Eye aus gesehen, war Drake nicht sichtbar gewesen, nur diese mysteriöse Gravitationsanomalie.
Tausend Gründe mehr, um so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Von seiner anfänglichen Euphorie und seinen Bestrebungen, die Anomalie zu erforschen, war nichts mehr übrig geblieben. Er war nun fest davon überzeugt, dass sie ein künstlich erzeugtes Phänomen war, und er wollte gar nicht wissen, wer oder was dazu imstande war.
Links von ihm begann ein Frame zu flackern. Wahrscheinlich eine Störung. Mit einem schnellen Lync aktivierte er einen Nano-Larry, der die Moleküle stabilisieren sollte. Stattdessen erschien plötzlich das Gesicht von Jenaveve auf dem Frame. Er seufzte ergeben und verzichtete darauf, sie zu fragen, wie sie es schaffte, ohne seine Bestätigung über den Frame eine Verbindung zu ihm herzustellen.
»Ich bin auf der Timeless«, begann sie unvermittelt. »Hier gehen einige merkwürdige Dinge vor sich. Kannst du bitte hierher kommen?«
»Was für Dinge?« Er sprang aus seinem Bett. »Wieso bist du überhaupt auf der Timeless? Ruf sofort die FORCE an! Ich bin gleich da.«
»Nein, keine FORCE . Auf keinen Fall. Das geht nur dich und mich etwas an. Komm schnell!«
»Was soll denn das heißen: nur dich und mich?«
Im nächsten Augenblick verschwand ihr Gesicht von dem Frame.
Vollkommen verwirrt und voller Sorge rannte er zur Tür. Was konnte es auf der Timeless geben, das nur sie beide betraf?
Er konnte nicht wissen, dass dies der Anfang zu einer phantastischen Reise war.
Alan Verotroicx’ Stimme war heiser vom vielen Reden. Er hatte mit beinahe allen geredet, die beunruhigt und aufgebracht waren. Die von ihm forderten, endlich bei Captain Hoffmann vorzusprechen und eine konkrete Erklärung zu verlangen, wie es mit der Expedition weitergehen würde. Er konnte ihnen nicht sagen, dass er das längst schon getan hatte und von Hoffmann nichts anderes erfahren hatte, als dass er auf Anweisungen von Sternberg wartete. Hoffmann hatte ihm mit verhaltener Wut erklärt, dass von dieser Seite schlichtweg Funkstille herrschte. Die Sternbergs waren nicht zu sprechen.
Er war sich sehr wohl bewusst, dass eine gezielte Desinformation nicht gerade zur Besserung des Klimas im Schiff beitrug, aber im Moment waren ihm die Hände gebunden.
Lange konnte das nicht mehr gut gehen.
Die Unit Eleven kreiste weiterhin um den roten Stern Near-by und 3000 Leute waren nur mit ihren Gedanken beschäftigt.
Und mit ihrer Angst vor dem Unbekannten.
Tamini lag immer noch in seinem Erholungsschlaf. Alleine von ihm konnte man sich mehr Informationen über die Geschehnisse auf der Timeless erhoffen, und vielleicht auch über Pearl und Drake.
Verotroicx’ Leute von der FORCE waren permanent im Schiff unterwegs, um aufgebrachte Besatzungsmitglieder zu beruhigen oder kleinere Streitigkeiten zu schlichten. Bis jetzt war es noch zu keinen gröberen Handgreiflichkeiten gekommen, obwohl bei einigen wenigen durchaus ein Bereitschaftspotenzial dazu vorhanden war. Der Grund dafür waren militante Radikale, die voll und ganz hinter dem Sternberg-Trust standen. Ganz gleich, wie Sternberg entscheiden würde, sie würden seinen Anordnungen bedingungslos folgen. In ihren Augen waren diejenigen, die den Abbruch der Expedition forderten, Feiglinge und Verräter.
Dieser Menschentyp kam in allen Units vor. Verotroicx nahm an, dass die Radikalen ganz bewusst für den Flug der Unit Eleven ausgewählt worden waren, so als mobile Einsatztruppe für den Notfall. Anders konnte er sich ihre Mitwirkung an dem Unternehmen nicht erklären. Einen üblichen Psychotest für Raumfahrer hätten sie auf keinen Fall
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