Drake (German Edition)
das Bedienungspanel von MOSES «
»Kannst du das auch aufmachen?«
Scott Cohen aktivierte einige Lynx.
Die kleine Schutzfläche glitt ebenfalls zur Seite.
Verotroicx erblickte zunächst lediglich einige Reihen von grünen Lichtbändern, unterbrochen von großflächigen Tasten und Reglern.
Dann sah er ihn.
Das Panel konnte zurückgeschwenkt werden, um Zugang zu weiteren Panels zu schaffen. Der dahinter liegende kleine Raum besaß bestimmt nicht mehr Volumen als ein normaler Schrank.
Tamini lag auf dem Rücken, die Augen geschlossen.
Und er war nackt.
»Das MED -Team. Schnell.« Er stieg ein paar Meter den Steg hinunter, um Platz zu machen. Scott Cohen kam hinter ihm her.
»Sag mal, das ist doch verrückt, oder?«, sagte er leise.
»Er lebt!«, hörten sie wenig später von drinnen. »Sehr flacher Puls, nicht bei Bewusstsein, aber er lebt. Ansonsten keine Verletzung. Wir können ihn gefahrlos mit einem Larry transportieren.«
Verotroicx setzte sich auf eine Sprosse und ließ das MED -Team arbeiten. Es war heiß in dem schmalen Gang nach unten. Erst jetzt bemerkte er, dass ihm der Schweiß aus allen Poren lief.
»Katrin, wir haben Tamini«, sagte er überflüssigerweise zu seinem Frame. Wahrscheinlich hatten sie alles beobachtet, aber er musste sich von seinem Schwindelgefühl etwas ablenken. »Er liegt nackt unter einem Schaltkasten, ist aber ansonsten okay.«
»Das klingt sehr spannend«, hörte er Vic an Katrins Stelle antworten. »Aber das können wir ohne Schwierigkeiten toppen. Wir haben McCoy gefunden. Wenn du gute Nerven hast, kannst du ihn ansehen. Katrin ist direkt bei ihm.«
Er blickte auf seinen Frame. Verwundert bemerkte er, dass Katrin Gauthier und das MED -Team ihre Helme geschlossen hatten. McCoy war mit einer Bordkombination bekleidet. Sein Körper hing seitlich aus einem der bequemen Sessel heraus, die auf einer Brücke üblich waren. Sein Gesicht war aufgedunsen und die Gesichtszüge sahen verschwommen aus, trotzdem wirkte es wie zu einer Fratze verzerrt. Ein Arm war nach hinten abgewinkelt, der andere hing über die Lehne gerade nach unten.
»Er muss schon seit einiger Zeit tot sein«, sagte Vic. »Dementsprechend riecht es hier auch. Aber das Beste kommt noch. Wie gesagt, Leute mit schwachen Nerven sollten jetzt lieber nicht hinsehen.«
Katrin und das MED -Team warteten einen kleinen Moment, dann drehten sie McCoys Körper um. Einige Lichtreflexe blitzten kurz auf. Verotroicx musste zweimal hinsehen, bevor sein Verstand akzeptierte, was er da sah.
In McCoys Rücken steckte ein metallisches Gerippe.
Ein Scrag, ähnlich dem, den Werfel in den Anlagen auf Blue Boy gefunden hatte.
14
f e = Eisenkern im Innern des Planeten
Raphael Werfel ging ruhelos in seinem Büro auf und ab. Wobei Büro eine geradezu schmeichelhafte Bezeichnung für die nahezu undurchdringlichen Räume war. Er selbst nannte seinen weitläufigen Trakt schlicht Werkstatt, was die Funktion auch ziemlich genau beschrieb. Eine einheitliche Ordnung war auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Überall auf den Tischen waren unterschiedliche Aufbauten angeordnet, die ein Besucher als nichtssagendes Gerümpel abgetan hätte. An den Wänden hingen unzählige Frames, die ständig Informationen von sich gaben, teils als Grafiken, teils in gesprochener Form. Es war, als redeten unentwegt virtuelle Personen aufeinander ein, ohne die Aufmerksamkeit des anderen zu erregen.
Werfel blieb stehen und blickte in sein Chaos. Zum ersten Mal in seinem Leben erschien es ihm überhaupt als Chaos. Als Chaos, das ihn in seiner Struktur störte. Niemals zuvor hatte er so etwas wie eine Unordnung darin gesehen. Jede Grafik auf den Frames und jede nicht vollendete Versuchsanordnung auf den Tischen hatte in seinem Gedächtnis einen zugewiesenen Platz und war in den Abläufen jederzeit abrufbar.
Für sein neues Empfinden gab es gute Gründe, die er aber in ihrer Vollständigkeit noch nicht akzeptieren wollte. Ein Grund war seine plötzlich aufgetretene Furcht vor dem zukünftigen Verlauf der Expedition. All seine Befürchtungen und Warnungen, die er bisher als leidenschaftliche Theorien vorgebracht hatte, hatten sich nun als Wahrheiten bestätigt. Die Menschheit war noch nicht reif für das Vordringen in die Galaxis, sie war zu jung und unerfahren, um mit der Natur einer Galaxie konfrontiert zu werden. Drake, und wahrscheinlich auch Pearl, waren Repräsentanten einer weit in die Vergangenheit zurückgreifenden Geschichte,
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