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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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aus der Gefahren erwuchsen, die sich kein Mensch des 23. Jahrhunderts vorstellen konnte. Darin eingeschlossen lag die einzige seiner Theorien, die sich nicht bestätigt hatte, nämlich der physikalische Aufbau von Drake. Er war immer von einer natürlichen, wenn auch rätselhaften Erscheinung ausgegangen. Nun erwies sich die Zeit- beziehungsweise Gravitationsanomalie als ein künstlich erschaffenes Ereignis. Von wem oder wozu auch immer.
    Ein weiterer Grund für seine Unsicherheit war Jenaveve Duque de Caxias, die junge Brasilianerin. Er konnte seine Beziehung zu ihr drehen und wenden, wie er wollte (nach unlogischen und logischen Gesichtspunkten), es kam immer dasselbe dabei heraus: Er war verrückt nach ihr. Er war so verliebt, wie man es nur sein konnte. Und das Allerverrückteste dabei war, dass es ihr anscheinend nicht anders ging. Seit ein paar Tagen schlich sie sich jede Nacht in seine chaotische Bleibe und schlief mit ihm in einem Bett, das diese Bezeichnung nicht verdiente. Es war eher eine große Matratze, um die er schon seit Beginn der Reise vorhatte, ein ansehnliches Bett zu bauen, was er aber immer wieder aus verständlichem Mangel an Zeit auf später verschoben hatte.
    Jenaveve hatte nie ein Wort der Kritik über sein Schmuddelbett verloren. Ohne Zögern war diese göttliche Kindfrau in sein Chaos eingedrungen und hatte sogar seine sexuelle Unerfahrenheit akzeptiert, die ihm anfangs schwer zu schaffen gemacht hatte.
    Alles hatte sich wunderbar entwickelt, jedenfalls all das, was Jenaveve betraf. Sogar seine Angst um die Geheimhaltung ihrer Beziehung war verflogen. Inzwischen war es ihm gleichgültig, wenn hinter seinem Rücken getuschelt wurde. Es war ihm klar, dass Jenaveves nächtliche Ausflüge auf die Dauer nicht verborgen bleiben konnten. Irgendjemand würde immer etwas mitbekommen. Wahrscheinlich wussten ihre Kolleginnen von Anfang an darüber Bescheid. Oder ein anderer der Besatzung. Die Unit Eleven war ein Dorf, dem nichts verborgen blieb. Genau so, wie es der Holzkopf Verotroicx einmal bezeichnet hatte.
    Allerdings hatte das Dorf im Augenblick andere Probleme, als sich mit der Liebesbeziehung eines ungleichen Paares zu beschäftigen. Trotz der warnenden Ankündigung von Karin Gauthier hatte fast jeder die Aufnahmen gesehen, als sie den leblosen Körper McCoys herumgedreht und den Grund für seinen Tod erfahren hatte. Fast in jedem Gedächtnis war dieses grausige Bild unauslöschbar eingebrannt. Ein Exemplar jenes triumphal in einer Vitrine vor Sternbergs Büro ausgestellten Scrags war der Todesbringer gewesen. Diese Liveaufnahme entsetzte aber nicht nur jeden Einzelnen der Besatzung, sie brachte noch ganz andere Emotionen zutage. Plötzlich stellte sich heraus, dass die allgemein zur Schau getragene Professionalität auf wackeligen Füßen gestanden hatte. Plötzlich wurden Stimmen der Kritik laut und jeder hatte es natürlich schon vorher gewusst: Die Unit Eleven hätte nie und nimmer so rasch und so weit in die Galaxis vordringen dürfen. Die Besatzung bestätigte damit Werfels Befürchtungen, die er schon seit Anbeginn der Expedition gehabt hatte.
    Er fühlte jedoch keine Befriedigung wegen dieser Bestätigung. Ganz im Gegenteil. Jetzt fürchtete er, dass es noch weitaus schlimmer kommen könnte. Auf Blue Boy konnte eine aufkommende Panik der Leute noch eingedämmt werden. Hauptsächlich aus dem Grund heraus, dass die Probleme wissenschaftlich erklärt werden konnten und durch eine einigermaßen besonnene Abgeklärtheit gelöst wurden.
    Jetzt aber stand man vor einem Rätsel. Einer der prominentesten Männer des Sonnensystems war nackt und bewusstlos in einer Wartungskammer der Timeless gefunden worden. McCoy war auf mysteriöse Weise zu Tode gekommen. Von den restlichen vier Besatzungsmitgliedern fehlte jede Spur. Rätselhaft war auch, warum der Speicher von George komplett gelöscht war. Es gab keinerlei Aufzeichnungen. Im Grunde genommen gab es auch keinen George mehr, höchstens noch einen Larry-George. Das Schiff war definitiv manövrierunfähig; wegen der fehlenden Datensätze hätte es von alleine auf keinen Fall mehr den Weg zurück zur Erde gefunden.
    Sergio Tamini war auf der Krankenstation kurzzeitig zu sich gekommen und hatte nur einige Sätze von sich gegeben. Daraufhin hatten die Ärzte entschieden, ihn in einen Langzeitschlaf zu versetzen. Was er von sich gegeben hatte, war im Schiff nicht bekannt, aber Werfel hatte von Jenaveve erfahren, dass Tamini hauptsächlich von einer

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