Drake (German Edition)
eine fortschrittlichere Methode.«
Alle ruckten zu den Kontrollen zurück.
Kein Rauch.
Er stand auf. »Nehmen Sie langsam Fahrt auf. Wählen Sie einen der mittleren Monde als Ziel. Auf keinen Fall den äußeren Mond. Die Satelliten sind ein Zeichen für hochtechnische Einrichtungen, die bestimmt gut geschützt sind, ganz gleich, ob sie noch benutzt werden oder nicht. Zeigen wir, dass wir präsent sind, aber dass wir uns der Gästerolle bewusst sind.«
Alle wandten sich nun Sternberg zu. Der sah Verotroicx einen Moment lang abwesend an, dann nickte er. »Gut. Das ist gut. So machen wir es.« Mit einer Kopfbewegung zu Khartum gab er grünes Licht für Verotroicx’ Vorschlag.
Khartum wählte den sechsten Mond. Bartholomäus.
Im Grunde genommen schien es gleichgültig zu sein, welchen Mond sie ansteuerte. Alle waren beinahe in etwa gleich groß. In der Größe des heimischen Planeten Erde. Sie besaßen aber nicht nur eine identische Größe, sie glichen der Erde in ihrem Aussehen. Zwölf blau-weiße Kugeln, die wie an einer Perlenschnur gezogen den Gasriesen umrundeten.
Das war nicht natürlich. Das konnte kein Zufall sein. Trotz milliardenfacher Möglichkeiten konnte die Natur des Universums keine solche Konstellation zustande bringen. Irgendjemand hatte der Schöpfung vor langer Zeit ins Handwerk gepfuscht.
Gepfuscht? Verotroicx lächelte bei dem Begriff. Angesichts dieser Wunderwelten auf den Frames konnte man davon ausgehen, dass man das Handwerk ignoriert und ein Kunstwerk geschaffen hatte. Ein Kunstwerk in der Größenordnung eines Sonnensystems.
Und als es geschaffen war, hatte man es sogar noch in Bewegung gesetzt. Unglaublich.
Werfel war zu dem gleichen Ergebnis gekommen. »Das System ist künstlich zusammengebaut worden«, dozierte er. »Zwölf Monde in gleicher Größe sind in der Natur unmöglich. Diese perfekten Umlaufbahnen. Keine störenden kleineren Monde. Eine ideale Entfernung zur Sonne. Diese absolut passende Größe des Gasriesen. Hier hat Gott nicht gewürfelt, sondern hier hat ihn ein anderer Gott beschissen. So wie es aussieht, hat die Zivilisation jedoch nicht Schritt gehalten und ist aufgrund mangelnder Herausforderungen auf eine niedrige Stufe zurückgefallen. Nach meinen Schätzungen leben auf jedem Mond nicht mehr als zehn oder fünfzehn Millionen Individuen. Keine Anzeichen von irgendwelcher Kommunikation, keinerlei Infrastruktur, auf den Meeren sind noch nicht einmal Schiffe zu sehen.«
Niemand hörte seinen Ausführungen zu. Wahrscheinlich war es allen gleichgültig, ob das System künstlich war oder nicht. Verotroicx hielt Werfels Beurteilung für vorschnell, aber die Wahrheit würde sich ja bald herausstellen. Er beobachtete Sternberg, der mit beiden Händen vor einen Frame gestützt und mit glitzernden Augen die Abbildungen der Monde betrachtete. Ihm konnte es nur recht sein, wenn auf den Monden lediglich einige primitive Lebensformen existierten.
Auf dem großen Frame kam Bartholomäus rasch näher. Dieser gepulste Dyson-Wandler war ein wahres Wunderwerk. Von einer Beschleunigung war absolut nichts zu bemerken.
Verotroicx setzte sich auf einen freien Stuhl direkt neben Khartum.
»Langsamer, Khartum«, sagte er. »Am besten das Schiff ganz behutsam an den Mond heranbringen. Wir sollten nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.«
Sie sah ihn mit ihren dunklen Augen nachdenklich an. Wie nebenbei gab sie George einige Befehle ein, bis der blau-weiße Mond beinahe still zu stehen schien. »Sie glauben nicht an das Wunder der degenerierten Lebewesen, nicht wahr?«
Er grinste verhalten. »Seit mich auf Blue Boy ein Afghane in meinem Liegestuhl über den Haufen gerannt hat, glaube ich an gar nichts mehr.«
Ein strahlend weißes Gebiss kam zum Vorschein als sie ihn anlächelte.
»Ein Sprichwort meines Volkes sagt: Die Schlange benutzt alle Zeit der Welt, bis man sie schön sieht.«
»Ein kluges Volk. Lass mich raten: Du stammst aus dem Sudan.«
»Äthiopien. Aus Bahir Dar. Der Traum meines Vaters war, irgendwann einmal nach Khartum zurückzugehen, weil mein Großvater von dort stammt. Deswegen hat er mich Khartum genannt. Es ist bei seinem Traum geblieben. Wahrscheinlich ist er jedes Mal verzweifelt, wenn er mich gesehen hat.«
Das klang nach Verbitterung. Anscheinend besaßen die weiblichen Genies doch auch ein Seelenleben. Er fragte jedoch nicht nach. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war ein Gespräch über eine verkorkste Jugend.
Während Khartum die Timeless
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