Drake (German Edition)
ansehen. Werfel ist beschäftigt, Sternberg träumt von neuem Ruhm. Die Girlies sehen sich nur noch ratlos gegenseitig an. Da trittst du hinzu und sagst, was sie machen sollen. Ist doch klar, dass sie dich jetzt anhimmeln.« Sie verdrehte wieder ihre Augen. »Okay, ihr dürft mich Alan nennen!«, äffte sie ihn nach.
Er überging ihre letzte Bemerkung. Ihn beschäftigte Khartums berechtigte Frage. Was sollten sie als Nächstes tun? Die Timeless war mit zwei kleinen Cargos bestückt, mit denen man jeweils fünf Personen transportieren konnte. Plus Ausrüstung in einem kleinen Laderaum.
Es lag auf der Hand, zunächst nur ein Cargo auf den Mond zu schicken, aber mit welcher Besatzung? Er überdachte mehrere Möglichkeiten, verwarf sie dann wieder und entspannte sich. Das war nicht seine Aufgabe. Vic mochte recht haben, wenn die Mädchen ihn in einer Führungsposition sahen, aber letztendlich lag die Entscheidung bei Sternberg.
Von George kam wenige Minuten später die sensationelle Meldung. Eine Scannerauswertung hatte Lebewesen entdeckt. Gespannt warteten alle vor den Frames auf die hochgerechneten Bilder.
Die Überraschung war groß.
»Menschen?«, rief Sternberg aus.
»Zumindest menschenähnlich«, sagte Elisabeth Regina. »Die Hochrechnung gibt für die korrekte Nachzeichnung der Bilder nur eine 48-%ige Wahrscheinlichkeit an.«
»Das ist viel, genauso gut wie 100 %«, meinte Werfel. »George interpretiert lediglich die Identität der Bildmoleküle, nicht den kompletten Eindruck eines Bildes. Ihm fehlt die menschliche Intuition. Für mich zeigt der Scan eindeutig eine Gruppe von Menschen, die unter Bäumen stehen.«
Verotroicx konnte ihm nur beipflichten. Die Gruppe stand unter einer Reihe von Bäumen mit langen streifenartigen Blättern, die in weitem Bogen nach unten hingen. Zwischen den Blättern waren die Umrisse der Menschen zu sehen. George hatte die abgedeckten Flächen und Linien vervollständigt. Es waren eindeutig menschliche Gestalten.
»Sie verstecken sich unter den Bäumen«, sagte er zu Vic.
»Sieht ganz so aus. Fragt sich nur, vor wem?«
»Ich schätze mal, vor uns. Sie verstecken sich unter Bäumen, nicht dahinter. Wir sind die Einzigen, die oben sind und vor denen man sich verstecken müsste. Klingt doch logisch, oder?«
»Möglich. Hier, sieh mal diesen Bereich, das sieht aus wie eine menschliche Hand. George, rechne diesen Ausschnitt hoch!«
Es dauerte nur wenige Sekunden, dann verwandelte sich der undeutliche Ausschnitt zu einer offenen Hand.
»Fünf Finger, ein Daumen. Sogar Fingernägel!«, stellte er fest.
»Also Menschen. Keine Spinnen.«
»Ich würde nicht zu voreilig sein. Es sind keine Gesichter zu erkennen. Die dunklen Flecken weiter oben könnten Haare sein. Oder Hüte. Aber sie tragen ohne Zweifel Kleider. Eine Art Umhang. Ein Poncho oder so was.«
»George sagt, sie besitzen die charakteristische Wärmeausstrahlung von Menschen«, fügte Elisabeth Regina hinzu. »Allerdings im unteren Bereich. Die Quotientenpyrometer zeigen eine Hypothermie von 34 Grad Körperkerntemperatur an. Soweit man es erkennen kann, ist auch die Anthropotomie identisch. Knochen, Skelett, alles vorhanden.«
»Existieren noch andere positive Scans von weiteren Orten?«
»Ja.«
»Was heißt: ›Ja‹? Wieso zeigst du uns die Scans nicht?«
»Es gibt einen sehr deutlichen. Ich wollte ihn als Überraschung bis zum Schluss aufheben. Hier ist er!«
Eine Reihe von Hallen wurde sichtbar. Auf einem schmalen Platz bewegte sich ein verwaschener Punkt. George zoomte auf den Punkt und errechnete die Umrisse.
»Das ist ein Kind. Ein Junge, der über den Platz rennt!«
Es gab keinen Zweifel. Dort unten rannte ein etwa sechsjähriger Junge auf den Eingang einer Halle zu. Alle Bewegungen glichen der gewohnten menschlichen Fortbewegung bis in jedes Detail.
Verotroicx lehnte sich zurück. »Versteh ich nicht. Wieso gibt es auf einem fremden Mond, Tausende von Lichtjahren von der Erde entfernt, einen kleinen menschlichen Jungen, der über einen Platz rennt?«
»Wahrscheinlich ist er mit dem Verstecken etwas spät dran und muss sich nun beeilen«, meinte Vic trocken.
»Sehr witzig, aber es trifft wahrscheinlich zu. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, wenn wir mehr erfahren wollen, müssen wir runter auf den Mond. Wer kommt mit?«
»Es könnte aber auch ein Köder sein«, warnte Elisabeth Regina. »Man schickt ein harmloses Kind raus und schon meinen wir, der ganze Mond sei
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