Drake (German Edition)
Frames.
Sie kam sich nutzlos vor.
Hektisch sprang sie aus dem Sessel, aktivierte ihren eigenen Frame, stellte ihn auf eine kleinere Größe ein und ging mit schnellen Schritten hinüber in die verlassene Sektion der Mädchen. Hier fühlte sie sich sicherer, obwohl es keinen ersichtlichen Grund dazu gab. Vielleicht lag es an der Enge der mit Technik vollgestopften Räume oder daran, dass die Räume bisher ein Tabu für sie gewesen waren. Eine große verlassene und sichere Höhle eben.
Einen kurzen Moment lang dachte sie daran, sich in einem der Spinde zu verstecken. Kein Scrag würde auf die Idee kommen, sie dort zu suchen.
»Jetzt fang nicht an zu spinnen. Stell dich der Realität!«, sagte sie laut zu sich selbst. »Beschäftige dich mit etwas anderem. Mit irgendetwas, an das noch keiner gedacht hat. Und wenn es vollkommen irrsinnig erscheint. Solange du hier rumzickst, bist du auf keinen Fall eine Hilfe.«
Sie erschrak vor ihrer eigenen Stimme. Jetzt war sie nahe daran, vollkommen durchzudrehen. Sie musste sich unbedingt mit etwas ablenken.
Vielleicht fand sie mit Georges Hilfe Informationen, die nützlich sein konnten. Auch der Gedanke kam ihr sofort lächerlich vor. Trotzdem steuerte sie zielstrebig auf den technischen Bereich des Mädchencamps zu, ohne jedoch ihren verkleinerten Frame aus den Augen zu lassen.
Als sie in den Raum mit der Nachbildung der NAVIGATION betrat, fuhr sie mit einem Aufschrei zurück und hielt sich am Türrahmen fest.
Tamini. Er saß vor den Frames und blickte sie mit einem verwunderten Gesichtsausdruck an.
»Mein Gott, hast du mich erschreckt«, sagte sie, nachdem sie tief Luft geholt hatte. »Was machst du denn hier?«
Er antwortete nicht sofort, sondern blickte sie weiterhin erstaunt an.
»Ich dachte mir, ich sehe mich hier in dem Camp ein wenig um«, meinte er schließlich wie beiläufig.
»Dort draußen steht eine Flotte von Blades vor unserem Schiff und du sitzt hier seelenruhig und siehst dich ein wenig um?« Caitlyn war fassungslos. Dass Taminis Gesicht eingefallen wirkte und ihm Schweißperlen von der Stirn liefen, registrierte sie nur unbewusst und hinterfragte es deswegen nicht. Sie war zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Er deutete auf die Frames vor sich. »Nun ja, es ist sehr interessant, was man hier alles erfahren kann. Sternberg scheint sich einen eigenen Staat innerhalb des Schiffes aufgebaut haben. Wahrscheinlich stammt die Idee von Charlotte.« Er schüttelte den Kopf. »Typisch Charlotte.« Auf die Frage nach den Blades ging er nicht ein.
Caitlyn kam sofort die überwachte Szene von ihr und Verotroicx in den Sinn. Für einen Moment vergaß sie sogar die Blades.
»Du hast dir die Überwachungsdateien angesehen?«
»Nur einige, aber die waren nicht sehr aufregend. Interessanter finde ich, dass Werfel anscheinend die wahre Position von Pearl herausgefunden hat. Sehr beeindruckend, wirklich.«
»Ist ja toll, wirklich! Und die Blades da draußen beeindrucken dich überhaupt nicht?«
»Ja doch, das sieht nicht gut aus«, meinte er abwesend. »Es ist nur so: Ich bin im Moment nicht sehr konzentriert …«
»Was ist mit dir?« Nach einem schnellen überprüfenden Blick auf ihren kleinen Frame, sah sie sich Tamini genauer an. Er musste krank sein. Das Weiß in seinen Augen wies eine Verfärbung ins Gelbliche auf und seine Wangen wirkten wie von einem inneren Schmerz verzerrt. Seine Stimme besaß einen merkwürdigen hohlen Klang.
»Ist alles in Ordnung?«
»Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«
Er rutschte ein klein wenig in sich zusammen.
»Sergio?« Sie rüttelte ihn vorsichtig an der Schulter. »Verdammt, Sergio, was ist los mit dir?«
Sie bekam keine Antwort. Tamini hing regungslos im Sessel.
Mit einem schnellen Lync verständigte sie die MEDICAL .
»Kommen? Was, jetzt sofort?«, bekam sie als Antwort.
Sie blickte mit einem raschen Blick auf ihren Frame. Die Situation hatte sich nicht verändert. Es war verständlich, dass alle im Schiff etwas anderes im Kopf hatten.
»Ja, bitte. Er ist bewusstlos.«
»Sind gleich da. Aktivieren Sie inzwischen einen Medo-Larry!«
Ja, natürlich. Daran hatte sie in der Aufregung gar nicht gedacht. Nachdem sie den Not-Lync aktiviert hatte, dauerte es keine zehn Sekunden, bis der Larry neben ihr stand. Sie deutete auf den leblosen Körper.
»Sergio Termini«, informierte sie ihn. »Die Daten von ihm wurden bereits vor einigen Tagen erfasst.« Dann trat sie einige Schritte zurück.
Der Larry fuhr blitzschnell
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