Drake (German Edition)
sich jedoch eine rutschige Schicht befinden. Es war, als würde er in einer Art Schlamm stehen.
»Ausläufer der Magnetfelder«, erklärte Leila. »Sie sind flächendeckend, aber ungefährlich. Man rutscht auf ihnen ein bisschen wie auf einer Eisfläche. Leider sind sie einem schnellen Vorankommen abträglich, auch wenn ich die Gravitation für uns hier unten auf 0,5 g festlege.«
»Wie weit müssen wir denn gehen, bis wir auf die Station des Zeitformers treffen?«
Leila wackelte abwehrend mit ihrem rechten Handgelenk und zog mit der linken Hand einen runden Gegenstand aus der Beintasche ihres Raumanzuges. »LaGrange besitzt einen Durchmesser von 35 Kilometern, also müssen wir im schlimmsten Fall etwa 55 Kilometer zurücklegen, falls sich die Station am gegenüberliegenden Punkt von LaGrange befindet. Vielleicht ist sie ja auch in unmittelbarer Nähe.«
»55 Kilometer! Sind Sie verrückt? Selbst 500 Meter wären zu weit auf diesem glitschigen Untergrund!«
Das Wackeln ihres Handgelenks verlangsamte sich, als sie angestrengt auf den Gegenstand blickte und anscheinend die Entfernung ablas. »21 Kilometer von hier. In direkter Linie. Allerdings müssen wir zwei Magnetfelder umgehen. Das erhöht die Strecke um das Doppelte. Das ist nicht gut. Ich muss Khartum verständigen. Wir benötigen das Gefährt.«
»Welches Gefährt?«, fragte er missmutig. Seine Kopfschmerzen waren hier unten stärker geworden, als er es befürchtet hatte.
»Es ist im Bestand der Timeless aufgeführt. Wir sind darauf gestoßen, als wir die Möglichkeit erörterten, dass sich der Zeitformer nicht in unmittelbarer Nähe befinden könnte. Wie Sie sehen, habe ich an einen Plan B gedacht, wenn es auch nur kleiner Plan B ist.« Ihr anschließendes ersticktes Glucksen zeugte von ihrer Fähigkeit zur Selbstironie.
Werfel war gar nicht zum Lachen zumute. Um sie herum herrschte eine düstere und mystische Atmosphäre, sofern man von einer Atmosphäre sprechen konnte. Alles erschien ihm in einem dunklen Blaugrau. Sein Blick reichte nicht weiter als ein paar Meter, wobei er nicht sagen konnte, ob direkt vor ihm ein Nebel begann oder ob er bis zu einem imaginären blaugrauen Horizont blicken konnte. Es war ihm schleierhaft, wie sie in diesem undefinierbaren Zustand eine Station finden sollten, ganz gleich ob mit oder ohne Gefährt. Die Oberfläche war wohl für Räder geeignet. Als er vorsichtig mit den Stiefel scharrte, spürte er einen groben Widerstand.
»Welches Gefährt?«, wiederholte er noch einmal.
»Gedulden Sie sich einen Moment. Khartum hatte es schon bereitgestellt. Es ist schon auf dem Weg nach unten. Vielleicht treten wir etwas zur Seite.«
Geduld war im Moment nicht gerade einer seiner Stärken. Trotzdem ging er vorsichtig einige Schritte zur Seite und blickte nach oben. Zu sehen gab es auch in dieser Richtung nicht viel, außer einem gewundenen und sich verjüngenden Schlauch, der ihren Standort noch deprimierender erscheinen ließ. Er hatte keine Ahnung, welches Gefährt sich an Bord der Timeless befinden sollte, aber die Tatsache zeigte ihm, dass Tamini nicht nur bloße Erkundungsflüge geplant hatte. Anscheinend war alles von Anfang an ein reines Wettrennen gegen Sternberg um Ruhm und Ehre gewesen. Er ärgerte sich im Nachhinein wieder einmal maßlos darüber, dass er eine Zeit lang geglaubt hatte, aus den Großen und Mächtigen der Erde eine außergewöhnliche und einmalige Expedition herausgepresst zu haben.
Er lachte bitter. Dabei konnte er sich doch nicht beschweren: es war eine außergewöhnliche und einmalige Expedition! Er stand jetzt mit einem Exemplar einer fremden Spezies auf einem ausgebrannten Stern und wartete …
Auf eine Arack! Vor ihm senkte sich eine Arack herab. Nicht in der großen Version, die er auf Escorial und Blue Boy benutzt hatte, sondern ein kleinerer Typ, den er noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Ohne Wohnkabine, ohne Kuppeldach. Zwei Sitze waren unter einer schmalen Kanzel hintereinander angeordnet.
»Ihr Freund Alan Verotroicx hat mir gesagt, dass sie mit diesem Gefährt hervorragend umgehen können«, meinte Leila. »Es scheint mir eine sehr zweckmäßige Maschine zu sein.« Sie strich beinahe liebevoll über die Verkleidungen der Beine der Arack. Leila schien ein Faible für Maschinen aller Art zu haben, das war ihm schon im Pearl-System aufgefallen.
»Verotroicx ist nicht mein Freund«, entgegnete er brummig. »Außerdem kenne ich diese Version der Arack überhaupt nicht. Wir können nur
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