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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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doch. Er musste zunächst einmal zu sich finden. Als er wieder halbwegs bei Verstand war, sagte er wütend zu Leila: »Das ist Wahnsinn! Machen Sie so etwas nie wieder mit mir!«
    Er hörte ihr widerwärtiges Glucksen in seinen Flats.
    »Wahnsinn ist der erste Schritt zum Verstehen, Herr Werfel! Was Sie soeben erlebt haben, ist vielleicht nur der Bruchteil von einem Trillionstel von dem, was sich hier wirklich abspielt!«
      
    Die folgenden zwei Stunden bestanden aus einer wortkargen Kommunikation. Werfel folgte lediglich den Anweisungen von Leila, wobei er sorgsam darauf bedacht war, keine Fahrfehler zu begehen. Ihm steckte jetzt noch der Schrecken und der Anblick des kraftvoll vorbeistürmenden Magnetfeldes in den Knochen. Obwohl ihm Leila versichert hatte, dass ein genauer Kurs letztendlich nur eine Sicherheitsmaßnahme gegen geringe Abweichungen des Biononen-Zuflusses sein sollte, ging er dennoch kein Risiko ein. Sein Vertrauen gegenüber dieser verrückten Person hatte einen starken Schaden erlitten. Er wurde den Verdacht nicht los, dass dieser Frau einige Gefühlsfaktoren abgingen. Anscheinend war für sie der Selbsterhaltungstrieb eine völlig fremde Eigenschaft. Werfel hatte so etwas schon die ganze Zeit vermutet. Wahrscheinlich wurden er und die anderen nur ausgenutzt. Sobald Leila den Zeitformer manipuliert hatte, war ihre Aufgabe erfüllt und der Rest war ihr dann gleichgültig. Was hatte sie vom Leben auch noch zu erwarten? Falls alles gut ging, war sie letztendlich von ihrem Heimatplaneten abgeschnitten, und falls das Unternehmen scheiterte, würden die Cobo Ya Ya sie früher oder später erwischen und in der Luft zerreißen. Beides waren nach seinem Verständnis keine besonders positiven Aussichten.
    Er zuckte mit den Schultern. Vielleicht war aber auch alles nur Schwindel gewesen und sie kehrte mit einem schadenfrohen Zungenschlag und mit irgendeinem Trick doch noch nach Pearl zurück.
    Seine Kopfschmerzen hatten etwas nachgelassen. Vielleicht lag es daran, dass er sich inzwischen an sie gewöhnt hatte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie das kleinere Übel waren. Dieses blaugraue Nichts um ihn herum und die Ungewissheit, was als Nächstes passieren konnte, trieben ihn an den Rand des Wahnsinns.
    Wahnsinn.
    Leila hatte ihn mit Verstehen gleichgesetzt. Er war nahe daran, ihr recht zu geben.
    »Langsam. Noch ein paar Meter, dann steigen wir aus«, sagte sie zu ihm in diesem Augenblick.
    »Sind wir bei dem Zeitformer angekommen?«, fragte er. »Ich sehe nichts davon.«
    »Wir sind fast da. Die letzten Meter müssen wir zu Fuß zurücklegen. Hier bitte anhalten.«
    Er stoppte die Arack und ließ die Kanzel nach unten sinken.
    Als er ausstieg, stand Leila schon neben einem der langen Beine und blickte konzentriert auf die Anzeigen auf ihrem Gerät. Nach einer Weile wedelte sie mit der rechten Hand.
    »Wir können noch etwa fünfzig Meter geradeaus nach vorne gehen«, meinte sie und wehrte Werfels Fragen mit erhobenem Zeigefinger ab. Dann ging sie vorsichtig, Schritt für Schritt, voran und bedeutete ihm, dicht hinter ihr zu bleiben.
    Nach einigen Minuten blieb sie abrupt stehen. »So ist es gut. Von hier aus kann ich Ihnen den Zeitformer zeigen.«
    »Wieso zeigen? Gehen wir nicht zu ihm hin?«
    Sie senkte ihren Kopf und sah ihn nachdenklich mit ihren großen Augen an. Er wich ihrem Blick aus. Wahrscheinlich musste sie wieder einen ihrer Speicherblöcke konsultieren.
    Das konnte noch etwas dauern.
    Er drehte sich um und blickte zurück in die Richtung, in der die Arack stehen musste. Zu seiner Überraschung konnte er sie vollkommen deutlich ausmachen.
    Keine Spur von blaugrauem Nebel.
    »Wir müssen eine Entscheidung treffen!«, sagte Leila.
    Er drehte sich zu ihr hin. »Welche Entscheidung …«
    Überrascht hielt er inne. Hinter Leila war in einiger Entfernung plötzlich ein Bauwerk zu sehen. Falls man es als Bauwerk bezeichnen konnte. Es glich mehr einem riesigen Perpetuum mobile aus farbigen und sich drehenden Balken. »Ist das der Zeitformer?«, fragte er.
    Sie nickte. »Ja.« Ihre großen Augen fixierten ihn weiterhin. »Zuerst aber die Entscheidung. Sie hatten mich doch gefragt, wie ich das Problem mit den Blades lösen würde.« Leila entließ ihn aus ihrem Blick und wandte sich dem Zeitformer zu. »Einige Meter weiter existiert eine unsichtbare Barriere. Wird sie überschritten, ganz gleich von wem, wird der Zeitformer aktiviert und stürzt nach einer gewissen Zeit das Drake-System ein

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