Drake (German Edition)

Hinterhand hatten. Im Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als ihnen die Leitung zu überlassen. Es sah so aus, als wüssten sie, was zu tun war.
    Ken Carruther schwebte in den Raum herein und betrachtete die Anlagen mit staunenden Augen. Wie immer blieb er jedoch dabei schweigsam.
    Vic gesellte sich zu Verotroicx.
    »Heilige Hallen«, sagte sie ehrfurchtsvoll. »So also sieht das hier aus. Wenn ich das Katrin erzähle.«
    Katrin. Er wusste gar nicht, ob sie noch lebte. Scott Cohen. Winston Tcatzyck oder ein anderer aus seiner Truppe.
    Irene Koss, das Auge und die Stimme des Schiffes.
    Caitlyn Mulholland.
    Er sah auf seine Uhr.
    Wenn sie wirklich so schnell war, wie sie behauptet hatte, müsste sie in diesen Minuten MOSES erreicht haben.
    Über seinen Frame kam keine Verbindung zu ihr zustande.
    Er hatte es vorausgesehen. Es war ein Fehler gewesen, sie alleine gehen zu lassen.
    Zweifelnd blickte er Victoria an.
    »Mulholland meldet sich nicht.«
    Die zuckte nur mit den Schultern. »Vielleicht hat sie den Zeitzwischenraum verlassen, um mit George sprechen zu können«, beruhigte sie ihn, nachdem sie seine Bemühungen verfolgt hatte.
    »Ich gehe nachsehen«, entschied er. »Die Sache ist viel zu wichtig, um auf irgendwelche Kompetenzen Rücksicht zu nehmen. Außerdem werde ich hier sowieso nicht gebraucht.«
    »Ich gehe mit«, sagte Victoria und schwang entschlossen ihren Baseballschläger. »Vielleicht treiben sich im Schiff noch ein paar von den glitzernden Viechern herum.«
    »Mal bloß den Teufel nicht an die Wand!«, meinte er und schob sich in der Schwerelosigkeit zur Tür hinaus.
        
     

27
    f ge  =  Gemäßigte Eigendrehung des Planeten
     
    Caitlyn Mulholland hielt sich nicht lange in ihrem Apartment auf. Um unter die Dusche zu gehen und die Kleidung zu wechseln, hätte sie die Zeitebene wechseln müssen und wäre damit der Schwerelosigkeit ausgesetzt gewesen. Diese beiden ursprünglichen Vorhaben wären dadurch zeitaufwendige Prozeduren geworden. Also beließ sie es dabei, die bröcklige Masse kurz von ihrem Körper abzuklopfen und rasch einen neuen Protec überzuziehen. Danach wechselte sie schnell wieder in den gewohnten Zeitzwischenraum zurück, in dem sie sich sicherer fühlte, obwohl sie auf dem Weg zu ihrer Unterkunft zahllose tote Körper der Cobo Ya Ya gesehen hatte. Trotzdem beschlich sie das Gefühl, jeden Augenblick einem dieser furchterregenden Wesen gegenüberzustehen.
    Ihre Gedanken wechselten schnell wieder zu Verotroicx, diesem stoischen Einfaltspinsel. Wie er sie angesehen hatte, als sie ankündigte, den Weg nach unten zu MOSES zu gehen! Es hatte lediglich gefehlt, dass er auch noch seine Begleitung angeboten hätte.
    Als wenn sie nicht alleine fähig dazu wäre, die paar Stockwerke nach unten zu gehen und einen Code einzugeben!
    Wahrscheinlich hielt er sie nach wie vor für eine Porzellanpuppe, die zu nichts anderem fähig war, als vor dem Spiegel zu stehen.
    Und erst der Blick von Victoria!
    Caitlyn schüttelte angewidert den Kopf und setzte sich auf den Boden, um die Schuhe mit der Grafitsohle anzuziehen.
    Von Victoria hätte sie etwas mehr Unterstützung erwartet, als nur dazustehen und ihren affigen Baseballschläger zu schwenken.
    Eine eingeschworene Clique von der FORCE war das, nichts anderes!
    Im Nachhinein war Caitlyn wütend darüber, dass Verotroicx sie in einem hilflosen Zustand gesehen hatte.
    Fast nackt und hilflos.
    Dieser zynische Mensch hatte keine Ahnung von dem, was sie durchgemacht hatte. Was für Qualen sie ausgestanden hatte. Beherrscht von einem Scrag-Spion, der sie jederzeit hätte töten können.
    Wieder schüttelte sie den Kopf. Dieses Mal über sich selbst. Sie wusste, dass sie ungerecht dachte, aber im Augenblick fand sie keine andere Möglichkeit, um ihre Unzufriedenheit einzudämmen.
    Eins nach dem anderen.
    Jetzt galt es zunächst einmal, so schnell wie möglich MOSES wieder zu aktivieren.
    Sie stand auf und ging auf den Gang hinaus. Dort stieß sie sich von der Wand ab.
    Die geraden Flächen waren keine Schwierigkeit, erst auf den flachen Treppen nach unten galt es, das Gleichgewicht zu halten. Vor allem die Kurven durfte sie mit nicht zu viel Geschwindigkeit angehen.
    Im Grunde genommen sah ihr Vorhaben gefährlicher aus, als es tatsächlich war. Sie hatte es schon oft heimlich in der Nacht ausprobiert, weil die Vorstellung sie gereizt hatte, mit den Sohlen die Treppen hinabzurutschen. Allerdings hatte sie meistens nach einigen Stockwerken ihren