Drake (German Edition)
aufgeschlagen.«
»Was ist mit dir? Bist du okay?«
Sie lächelte gezwungen. »Glück gehabt. Ich bin gleich anschließend über Vic gestolpert. Aber Estella hat es nicht überstanden. Sie hat das Pech gehabt, dass sie einen perfekten Sprung zustande gebracht hat und damit genau im Zentrum der Zeitverdichter gelandet ist.«
Er ging in die Knie und kroch zu Estellas verkrümmtem Körper hinüber. Sie sah furchtbar aus. Anscheinend waren die Cobo Ya Ya dieses Mal nicht mehr auf Gefangene aus.
»Was ist mit den Cobo Ya Ya geschehen?«
Sie kam zu ihm herüber und ging ebenfalls in die Hocke. Dann streichelte sie die blonden Locken von Estella.
»Keine Ahnung. Plötzlich sind sie alle umgefallen.«
Leila kam durch das Portal. Sie schwang sich am Rand herunter und stand bei ihrer Größe gleich auf dem Boden. Danach folgten die anderen. Als Letzter hangelte sich Ken Carruther nach unten.
»Was ist mit den Cobo Ya Ya passiert? Sind sie tot?«, fragte Verotroicx und stand auf.
»Ja, tot«, antwortete Leila abwesend. »Alle 237 Cobo Ya Ya auf dem Schiff sind tot. Ich hatte sie registriert, als wir das Schiff betraten, Sie erinnern sich?«
»Das haben Sie mit Ihrem Kästchen gemacht? Warum haben Sie es nicht gleich von Anfang an benutzt? Estella könnte noch leben.«
Sie machte eine undefinierbare Handbewegung.
»Ich wollte keinen Massenmord begehen.« Sie schwieg einen Moment. »Jedenfalls nicht ungezwungen. Sich waffnend gegen eine See von Plagen. Durch Widerstand sie enden? Es hätte ja sein können, dass die Cobo Ya Ya nicht mitgekriegt hatten, dass wir durch ein Portal verschwunden sind. Übrigens so nebenbei: Das, was Sie als ›Kästchen‹ bezeichnen, ist ein Baustein, ein Modul, wie Sie es in Ihrer Sprache bezeichnen würden. Ich finde das Wort ›Kästchen‹ aber eigentlich recht nett, auch wenn durch diesen Begriff die Möglichkeiten des Moduls unterschätzt werden.«
»Geben Sie es doch zu, Sie unterschätzen etwas ganz anderes, nämlich die Cobo Ya Ya«, brachte er gepresst hervor, ohne auf ihre Ausführungen über ihr Modul einzugehen.
Leila wandte sich von ihm ab und ging zu Estella hinüber, zupfte einen Stängel aus ihrem Glockenspiel und legte ihn der Toten auf die Stirn. Danach ging sie zu den gefallenen Cobo Ya Ya und beugte sich ebenfalls über diese Toten. Dabei murmelte sie etwas in unverständlichen Lauten. Verotroicx meinte zu sehen, dass sie ihnen die bläulichen Federn aus den Schläfen riss, ganz sicher war er sich jedoch nicht. Schließlich kam sie wieder zurück.
»Ja, das mag sein«, sagte sie und sah ihn mit ihren großen und dunklen Augen an. »Andererseits sind wir durch die Eliminierung sämtlicher Cobo Ya Ya im Schiff einem gewissen Zeitproblem ausgesetzt, das ich gerne vermieden hätte.«
Sie lauschte in das Schiff hinein. Von überall her waren Rufe zu vernehmen. Die Besatzung hatte anscheinend mitbekommen, dass eine entscheidende Veränderung eingetreten war.
»Man wird auf der Plattform merken, dass auf dem Schiff etwas nicht mit rechten Dingen zugeht«, fuhr Leila fort. »Deswegen muss ich so rasch wie möglich auf die Timeless, um von dem Vorfall hier abzulenken.«
Sie überreichte Faith ihr Kästchen und nickte anschließend Khartum auffordernd zu.
»Moment. Was haben Sie vor?«, fragte Verotroicx.
»Ich habe Faith einige Funktionen des Steuerelements gezeigt. Sie werden sie benötigen, um das Energiegitter umzupolen. Das wird den Cobo Ya Ya einiges Kopfzerbrechen bereiten. Außerdem können Sie damit die Unit Eleven in einen Zeitzwischenraum versetzen, in dem das Schiff das System ungehindert verlassen kann.« Sie hob die Schultern. »Plus einige andere Dinge. Faith weiß Bescheid.«
»Ich möchte wissen, was Sie vorhaben?«
Statt einer Antwort stellte sich Jenaveve neben Khartum. Auch Royce folgte ihrem Beispiel.
»Das liegt doch auf der Hand: Wir lenken die Cobo Ya Ya von der Unit Eleven ab«, erklärte Jenaveve. »Danach zerstören wir den Wandler. Leila und Khartum werden voll und ganz mit der Steuerung der Timeless beschäftigt sein. Royce und ich werden uns um Charlotte Sternberg und ihre beiden Mitarbeiterinnen kümmern, falls sie Schwierigkeiten machen.« Sie sprach das Wort ›Mitarbeiterinnen‹ etwas verächtlich aus.
»Ich verstehe nicht ganz. Wieso sollten sie Schwierigkeiten machen?«
»Charlotte Sternberg erwägt, mit den Cobo Ya Ya Kontakt aufzunehmen. Sie meint, es wäre lediglich eine Frage des Standes, mit jemandem vernünftig verhandeln
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