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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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letzten Monate.
    Schon nach den nächsten Sätzen Sternbergs keimte allerdings ein Verdacht in ihr auf.
    »Herr Werfel!«, sprach Sternberg den Wissenschaftler in scharfem Ton an. »Können Sie uns eine Aussage vorbringen, die uns wenigstens eine ungefähre Wahrscheinlichkeitsquote eines möglichen Erfolges darlegt? Ich will damit sagen: Können wir in absehbarer Zeit mit der Entdeckung eines erdähnlichen Planeten rechnen. Mit einem Planeten, auf dem keine Bäume aus dem Boden springen?«
    Die Aussage war eindeutig. Sternberg wurde ungeduldig.
    Gleichzeitig wollte er Werfel aus der Reserve locken. Unbestätigten Gerüchten aus NAVIGATION zufolge kannte nur Werfel die Koordinaten der Sternsysteme, die einen Erfolg versprachen. Das ließ Caitlyn vermuten, dass Werfel einen Deal mit Sternberg eingegangen war: Bedingungslose Unterstützung bei der Erforschung der Zeitanomalie gegen die Position der Sternsysteme. Eine Erfolgsgarantie hatte Werfel bestimmt nicht abgegeben.
    »Es waren keine Bäume, sondern eine mutierte Algenart aus der Gattung der Chordarien«, antwortete Werfel. »Es gibt auf jeden Fall gewisse Ähnlichkeiten mit den Spezies auf der Erde, wenn auch nicht in solchen dramatischen Ausmaßen. Wahrscheinlich wachsen die Pflanzen bis zur Reife unter der Oberfläche in geschlossenen Wasserschichten, bis sie letztendlich unter besonderen Bedingungen …«
    Er unterbrach seine Ausführungen als er in Sternbergs gelangweiltes Gesicht blickte. »Gut, ich sehe schon, Sie möchten etwas anderes hören«, meinte er schließlich. »Wie Sie wissen, aktiviert unsere wissenschaftliche Abteilung bei jedem längeren Aufenthalt das ELT (Extreme Large Telescope) außerhalb des Schiffes, um die künftigen Ziele zu beobachten. Die adaptive Optik mit den mehr als 10 000 beweglichen Spiegeln erlaubt uns durch Hochrechnungen und Wahrscheinlichkeitsbestimmungen immer genauere Informationen über die noch vor uns liegenden Sternsysteme und deren Planeten. Besonders hilfreich ist natürlich auch der Umstand, dass wir den Zielen durch den Fortgang unserer Reise immer näher kommen und wir es mit immer weniger Störfaktoren zu tun haben.« Er winkte mit einer Handbewegung ab, als Sternberg zu einer Erwiderung ansetzte, und sprach schnell weiter. »Herr Sternberg, ich habe Ihnen schon in der Planungsphase des Projektes meinen Standpunkt dargelegt. Meiner Meinung nach kann in der näheren Umgebung der Galaxis keine zweite Erde existieren, selbst wenn man die Green-Bank-Gleichung äußerst optimistisch auslegt. Selbst ein unfertiger Planet wie Escorial dürfte meiner Meinung nach hier in der näheren Umgebung nicht vorhanden sein.«
    »Herr Werfel, Sie haben uns damals in aller Ernsthaftigkeit versprochen, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch sei!«, schrie ihn Sternberg unvermittelt mit beinahe erstickender Stimme schrill an.
    Werfel stand unentschlossen auf, als Sternberg seinen Platz verließ und auf ihn zukam. Wie zur Abwehr hob er beide Hände und streckte sie Sternberg entgegen. »Wider Erwarten aber …« Er trat zur Seite und sprach nun alle an. »Wider Erwarten haben wir bei drei der verbleibenden zwanzig Sternsysteme Planeten entdeckt, auf denen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erdähnliche Bedingungen herrschen könnten.« Die letzten Worte hatte er beinahe laut ausgerufen.
    Caitlyn war vom Ablauf des Gespräches der letzten Minuten überrascht und konnte die aufgestaute Spannung beinahe körperlich spüren. Auch Verotroicx schaute aufmerksam die beiden vermeintlichen Kontrahenten mit hochgezogenen Augenbrauen an. Seine Hand lag auf der Lehne des Sofas. Caitlyn hatte den Eindruck, als halte er sich dazu bereit, eine beginnende handgreifliche Auseinandersetzung zu schlichten.
    Sternberg blieb jedoch abrupt stehen und blickte zu seiner Schwester zurück. Von dort kam keine Regung.
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte er.
    »Warten Sie einen Moment. Ich werde es Ihnen zeigen!«
    Werfel nahm unterwürfig wieder Platz und aktivierte seinen persönlichen Frame. Die drohende Auseinandersetzung hatte er augenscheinlich schon wieder vergessen.
    Caitlyn war wegen der plötzlich aufgekommenen Spannung verwundert. Entweder hatte Werfel wahre Wunderdinge versprochen, von denen er von Anfang an gewusst hatte, dass sie nicht erfüllbar waren, oder es gab einen Zwist zwischen den Sternbergs und ihm, von dem sie keine Ahnung hatte. Auf jeden Fall war die Bedrohung, die von Sternberg ausgegangen war, sehr heftig gewesen. Die Frage war

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