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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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den langen schwarzen Haaren. Dann ein dezentes Rascheln von Seide. Ihre Anwesenheit wurde eher durch einen leichten Hauch von Zigarettenduft angedeutet, als dass sie selbst optisch sichtbar war.
    Verotroicx war zunächst irritiert, sprang nach einem kurzen Blick zur Seite von seinem Sessel auf, um sich sogleich in der Drehbewegung wieder zu setzen, als Charlotte Sternberg eine nonchalante Handbewegung in seine Richtung machte.
    Werfel bekam gar nichts mit. Erst als Hyatt Sternberg in einem nachdenklichen Moment zu seiner Schwester hinübersah, bemerkte er die neu hinzugekommene Person.
    Er sprang auf und wischte mit seinem Frame in die Runde. Verunsichert fiel er auf seinen Stuhl zurück. Es dauerte peinliche Sekunden, bis er seinen Lync zum Ausschalten aktiviert hatte, und eine weitere Sekunde, in der er ratlos Sternberg anblickte, der inzwischen bewegungslos an einem Bistrotisch stand und ihm mit einem beruhigenden Senken seiner Augenlider zu verstehen gab, dass er sich nicht weiter bemühen sollte.
    »Meine Damen und Herren, eine Bestandsaufnahme!«, sagte Sternberg unvermittelt und hob die Hände. Für Caitlyn schien es zunächst so, als wolle er Werfels ungeschickte Reaktion überspielen, aber gleich darauf wusste sie, dass er ihn schon wieder vergessen hatte.
    »Wir haben uns die Aufgabe gestellt, eine zweite Erde zu finden«, fuhr er nach einer geschickt eingelegten Kunstpause fort. »Wir suchen nach einem Planeten, der unserer Heimat ähnlich ist und der eine Basis für die Zukunft der menschlichen Rasse sein soll.«
    Sternberg schwieg bedeutungsvoll und setzte zu einer Wanderung durch den Salon an.
    Verotroicx rutschte vorsichtig in eine Ecke des grünen Sofas und Caitlyn sackte ein wenig auf ihrem Dr.-Glob-Stuhl zusammen. Lediglich Werfel blieb senkrecht sitzen und verfolgte Sternberg mit argwöhnischen Blicken.
    Das konnte länger dauern.
    Mit der Zukunft der menschlichen Rasse meinte Sternberg bestimmt nicht die gesamte Menschheit, dachte sie amüsiert, sondern lediglich eine begrenzte Zahl von Personen. Von betuchten Personen.
    Von sehr betuchten Personen.
    Auf der Unit Eleven lebten etwa 3000 Menschen. Es waren alles Leute, die eine bestimmte Aufgabe hatten, um das Unternehmen am Laufen zu halten. Sie sorgten für Sicherheit, Verpflegung, medizinische Betreuung, Wartung und Instandhaltung des Schiffes. Nicht zu vergessen die Crew, die für den Kurs verantwortlich war. Selbst für das Nachrichtenwesen, die Archivierung aller Daten oder für die reine Unterhaltung waren alleine an die 100 Fachleute an Bord.
    Die Unit Eleven war ein teurer Prototyp. Ein Schiff, das speziell für diese Mission gebaut war. Natürlich müsste ein Transportschiff für Aussiedler völlig anders konstruiert sein, aber Caitlyn schätzte, selbst in diesem besonderen Fall wäre höchstens für gut 1000 Passagiere Platz vorhanden.
    Für einen Flug, der von Beginn der Planung bis zum Ende und der Rückkehr zur Erde und damit zur Bereitstellung eines neuen Transfers über ein dreiviertel Jahr dauern konnte.
    Bei immensen Kosten, die sich kein Durchschnittsbürger auch nur annähernd leisten könnte. Die Zukunft der Menschheit lag also nach wie vor auf der Erde, nicht in fernen Welten. Lediglich den Reichsten unter den Reichen würde eine solche Zukunft winken. Falls sie den Mut dazu hatten.
    »… haben wir im letzten halben Jahr fünfzehn Systeme angeflogen, einschließlich des Savoy-Systems mit dem Planeten Escorial, der bis jetzt als am erdähnlichsten zu bezeichnen ist, wenn auch nur in der Theorie«, dozierte Sternberg weiter.
    Mittlerweile stand er bei seiner Schwester, die in einem roten Ohrensessel saß und bestimmt schon die dritte Zigarette rauchte. Vor ihr auf einem runden Glastisch rollten unzählige kleine farbige Kugeln in einem unstetigen wirren Muster durcheinander, ohne sich gegenseitig zu berühren. Der Sinn dieser künstlerischen Installation blieb Caitlyn verborgen, wahrscheinlich sollte sie zur Beruhigung dienen.
    Sternberg stand nun hinter dem Ohrensessel und legte die Hände auf die hohe Rückenlehne.
    »Wir haben also bis heute noch keinen Erfolg vorzuweisen und auf der Sternberg-Linie liegen nur noch zwanzig Sternsysteme. Zwanzig mal die Chance zum Erfolg.«
    Caitlyn fragte sich, ob Verotroicx von der Sternberg-Linie wusste, aber der Commander blieb unbeeindruckt und ohne eine Regung.
    Weiterhin war ihr völlig unklar, wem diese Ausführungen etwas nutzen sollten. Sie alle wussten von den Ergebnissen der

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